„Dorfgemeinschaft“ hat sich der Heimatpflege und der aktiven Gestaltung ihres Umfeldes verschrieben.
Von Christine Tscherner
Sylvia und Mike Schumann sowie Heinz Blank, Christian Pennewiß und Markus Fell (v.l.) gehören dem Vereinsvorstand der „Dorfgemeinschaft Gaulsheim“ an.
(Foto: Christine Tscherner)
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GAULSHEIM - Auf ein Neues: Für manche Vereine und Gruppen wird 2020 ein Jahr des Umbruchs. Veränderungen stehen an. Neuland bedeutet, eingetretene Pfade zu verlassen – das braucht Mut und Weitsicht. Diese Zeitung sprach mit dem Gaulsheimer Mike Schumann. Der IT-Manager bei Boehringer hat mit einem elfköpfigen Vorstand einen neuen Verein gegründet. Für die „Dorfgemeinschaft Gaulsheim“ ist der Name Programm.
Auslöser für die Gründung sei gewesen, dass die Pfarrgemeinde die Kerb nicht mehr ausrichten kann, sagt Schumann. Die Umstrukturierung der katholischen Gaulsheimer Pfarrgemeinde mache auch für das Dorffest eine neue Organisationsstruktur nötig. Zum Jubiläumsjahr soll darum aus dem losen Zusammenschluss der Ortsaktiven eine richtige Vereinsbasis werden, um das Fundament für die Organisation der Kirchweih zu bilden. „Auch aus versicherungsrechtlichen Gründen konnten wir das Fest nicht mehr so laufen lassen“, sagt Schumann.
Aus der Gründungsversammlung im August ging er als Vorsitzender hervor. Ein elfköpfiger Vorstand trug erste Ideen zusammen. Grundsätzliche Ziele des neuen Vereins sind schnell umrissen: Gaulsheim voranbringen und bürgerschaftliches Engagement unabhängig von Parteien bündeln.
Wie genau die selbst gesteckten Aufgaben aussehen? Die Wunschliste reicht von einem Helfertrupp rüstiger Rentner über die Unterstützung des Vereinslebens und Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung bis zum Neubaugebiet. „Bei Festen erwirtschaftete Gewinne sollen an die Jugend- und Altenhilfe im Ort ausgeschüttet werden“, sagt Schumann.
Heimatpflege steht als Zweck in der Satzung. Aber die kann vielgestaltig sein. „Es passiert zu wenig für Gaulsheim, das ist mein Hauptantrieb“, sagt der Vorsitzende. Ein Indiz: „Die Toiletten der Grundschule sind ewig in dem Zustand gewesen wie zu meiner eigenen Schulzeit.“ Ein Förderverein für die Mini-Grundschule fehle. Auch diese Lücke will der neu gegründete Verein schließen.
Die erfolgreich abgewendete Schulschließung sieht der Vereinsvorsitzende als Riesenplus für den Stadtteil. „Wenn ich mir meinen eigenen Jahrgang einmal anschaue und was aus den Leuten geworden ist, dann hat unsere Grundschule doch genau die richtigen Weichen gestellt.“ Die Schule mit jahrgangsgemischten Mini-Klassen habe hoch erfolgreiche Gaulsheimer hervorgebracht. „Es ist genau die richtige Bildungsstätte“, sagt Schumann.
Zwischen Weihnachten und Neujahr steht für den Vorstand Mitgliederwerbung auf dem Programm. Über 60 Stadtteilbewohner sind dem Verein bereits beigetreten – nur wenige Monaten nach der Gründung ein schöner Erfolg im kleinsten Binger Stadtteil.
Derzeit plagt sich der Verein mit Formalien. Die Gemeinnützigkeit ist anerkannt, aber der Vereinseintrag zieht sich wegen einer Satzungsänderung noch hin. Eine erneute Mitgliederversammlung sei erforderlich. Reine Formsache, sagt Schumann, denn über die Ausrichtung herrsche Einigkeit.
Derzeit arbeitet der Vorstand an einer Ideenliste für das Kerbejubiläum. 1250 Jahre sind schließlich kein Pappenstiel. Wer wie Schumann viel beruflich in der Welt unterwegs ist, sieht lange Traditionen am Heimatort vielleicht noch einmal aus einem anderen Blickwinkel. Und der schwenkt mitunter über die Ortsgrenzen hinaus.
„Der Ockenheimer Kreisel ist für uns ein Eingangstor. Er müsste dringend attraktiver gestaltet werden.“ Was an politischen Grenzen oft scheitert, will der neue Verein in die Hand nehmen. Andere Punkte aus der Sammlung wie ein Strandbad im Europareservat spiegeln eher den Stolz auf die besondere Wasserlage mit hohem Freizeitwert.
Wie es nach der Kerbefeier im Sommer weitergeht? „Die Liste ist ziemlich lang“, sagt Schumann. Unter www.bingen-gaulsheim.de informiert der Verein über Aktivitäten und Sachstand.