Forstleute unterstützen „Fridays for Future“-Demo in Bingen
Mit Infomaterial und Baum bei der Klimademo: Angesichts des von ihnen betreuten Waldes klären Bopparder Förster über die Folgen des Klimawandels quasi vor der Haustür auf.
Von Hans-Willi Blum
Editor Rheinland-Pfalz-Desk
Der Wald schickte seine Boten: Forstleute unterstützen die Freitagsdemo der Schüler in Bingen.
(Foto: Sören Heim)
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BINGEN/BOPPARD - Sie machen den Klimawandel nicht nur an den abschmelzenden Polkappen oder am Untergang der Fidschi-Inseln fest. Sie spüren ihn unmittelbar und konkret vor der Haustür. Und deshalb nahm ein gutes Dutzend Försterinnen und Förster des Forstamtes Boppard seinen Öffentlichkeitsarbeits- und Bildungsauftrag ernst und unterstützte die Binger Schülerdemonstration „Fridays for Future“.
„Es war uns ganz einfach wichtig, unsere tagtäglichen Erfahrungen mit dem Klimawandel zu vermitteln und aufzuzeigen, dass das Problem nicht auf der anderen Seite der Erde lauert, sondern uns hier vor Ort bereits erreicht hat“, macht Forstamtsleiter Axel Henke geltend. Er selbst wandte sich an die demonstrierenden Schüler in „Gestalt“ eines geschwächten Baumes, der die Ursachen und Folgen seiner Schwächung beschreibt. Henke machte deutlich, dass durch lang anhaltende extreme Trockenphasen neu angepflanzte Bäume zu 50 Prozent absterben, dass Laubbäume bereits im August in einer Art Stressreaktion ihre Blätter abwerfen. Er verwies darauf, dass die häufigen und starken Stürme die vom Trockenstress geplagten Bäume umwerfen, abbrechen oder entwurzeln. Und dass die dann am Boden liegenden Holzabfälle das Einfallstor der baumzerstörenden Borkenkäfer werden.
„Uns Förstern liegt daran, davor zu warnen, dass der Wald sich in seiner Struktur verändern könnte, dass dieser Prozess bereits angefangen hat. Wir müssen sehen, dass diese Strukturänderungen dazu führen, dass ganze Ökosysteme zusammenbrechen, von denen auch der Mensch nur ein Teil ist. Und wenn die Natur nicht mehr funktioniert, dann kommt es zu massiven Artensterben – und auch der Mensch ist dann nur eine Art, die betroffen sein wird“, legt Henke die Hintergründe für die Aktion „Foresters for Future“ dar, die zur Unterstützung der Schüler durch die Binger Innenstadt zog.
INFORMATIONEN
Zu einer Pflanzaktion für wärmeliebende Baumarten lädt das Forstamt Boppard/Forstrevier Waldalgesheim für Samstag, 23. März, ab 10 Uhr (Parkplatz RuheForst) ein.
Die Info-Broschüre „Klimawandel heißt Waldwandel“ ist über www.wald-rlp.de/de/angebote/mediathek/wald-publikationen/publikationen-zum-klimaschutz erhältlich.
Forstamtsleiter Axel Henke macht auch auf einen Kreislauf aufmerksam, der zurzeit bereits spürbare Konsequenzen hat: Der Versuch, so viel Holz wie möglich vor einem Borkenkäfer-Befall und somit vor Unbrauchbarkeit zu retten, führt dazu, dass Unmengen von Holz auf dem dafür vorhandenen Markt zum Preisverfall beitragen. Das schmälert die Einnahmen der Waldbesitzer, die wiederum weniger Geld zur Waldpflege zur Verfügung haben. Folge: Der Wald wird noch anfälliger für klimabedingte Schäden – und die Spirale dreht sich immer schneller. Deshalb bittet Henke darum, sich auch folgenden Zusammenhang bewusst zu machen: 26 Prozent der kursierenden Kohlendioxidmenge werden vom Wald aufgenommen. Wenn der Mensch mehr mit Holz als mit Beton bauen würde, wäre das gebundene Kohlendioxid auch noch sinnvoll genutzt und ein positiver Kreislauf für den nachwachsenden Rohstoff geschlossen.