Das Museum am Strom erwirbt die erfolgreiche Sammlung von Joachim Römer mit über 200 Flaschenposten und will so auch das Profil des Hauses beim Schwerpunkt Rheinromantik stärken.
Von Erich Michael Lang
Reporter Rheinhessen
Die Flaschenpostausstellung im Museum am Strom stieß auf sehr große Resonanz.
(Archivfoto: Christine Tscherner)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
BINGEN - Bis dahin hatte das Museum am Strom noch nie ein derart großes Medieninteresse ausgelöst. Bei der Sonderausstellung „1000 und 1 Flaschenpost. Eine Inszenierung von Joachim Römer“ im Jahr 2015 gaben sich die Journalisten am Rhein die Klinke in die Hand. ARD, ZDF, die großen nationalen Tageszeitungen und Magazine: Alle ließen sich faszinieren, wie auch die Besucher fasziniert waren; von den Flaschenposten aus dem Rhein und von den Geschichten, die sie erzählen. „Die darin dokumentierten großen und kleinen Geschichten, die dem Sehnsuchtsfluss Rhein von ganz unterschiedlichen Menschen anvertraut wurden, zeigen die ganze Bandbreite menschlichen Fühlens und Denkens auf: ein ungewöhnliches Medium der Alltagspoesie und die Fortsetzung der Rheinromantik im 21. Jahrhundert“, schreibt Museums- und Kulturamtsleiter Dr. Matthias Schmandt.
Ein Erfolg mit Fortsetzung
Der Binger Erfolg wurde auch noch fortgesetzt. Joachim Römer zeigte seine Ausstellung in je eigener Inszenierung im Museum für Kommunikation am Frankfurter Museumsufer, dem Museum der deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg und im Kunstmuseum Zons. Zwischenzeitlich wuchs die Sammlung weiter. Inzwischen sind es rund 2000 in Glas gefasste Botschaften, die aus dem Rhein herausgefischt worden sind.
Und wie eine Flaschenpost selbst manchmal über manche Umwege und über viele Jahre doch noch zu ihrem Adressaten gelangt, so soll nun Römers Sammlung dahin zurückfinden, wo alles seinen Anfang nahm. Der Künstler hat der Stadt Bingen die Sammlung zum Kauf angeboten. Für 20 000 Euro. Der Kulturausschuss zeigte sich, auch ob der Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, gewogen und stimmte der Anschaffung zu. Dabei geht es bei weitem nicht nur um die Flaschenposten selbst. Das wäre für die Museumsarbeit nicht in erster Linie interessant. Was den erfolgreichen Schatz tatsächlich zum Schatz macht, ist die im Kaufpreis enthaltene vollständige inhaltliche, statistische und fotografische Dokumentation der rund 2000 Flaschenposten der Sammlung sowie die Beschreibung ihrer Fundumstände. Damit lassen sich, sagte Schmandt im Aussschuss, unter vielen Aspekten neue Teilschauen zusammenstellen.
Zusammen mit der historischen Sammlung von Rheinspielen verfüge das Museum so über einzigartige und auch originelle Zeugnisse der Rheinromantik, was nicht zuletzt – wie sich bereits gezeigt hat – die Besucher anspricht. Ziel sei es, „das Profil des Hauses in diesem Bereich weiter zu schärfen.“ Regelmäßige Präsentation auch in den Räumen der neuen Stadtbibliothek seien denkbar. „Die Flaschenpost-Botschaften würden dort dazu beitragen, dem intendierten Charakter der neuen Bibliothek als Kommunikations-, Lern- und Aufenthaltsort weiteren Ausdruck zu verleihen und – neben Print- und Digitalmedien – zugleich auch einem weithin unbekannten, wenngleich spannenden und geheimnisvollen Medium unserer Zeit ein interessiertes Lese-Publikum bieten.“
Eine robuste und flexible Präsentationsarchitektur erlaube Ausstellungen in unterschiedlichen Räumen und zu wechselnden Themen. Hierfür sind weitere 10 000 Euro für die Gestaltung erforderlich. Finanziert werden soll alles aus einer zweckgebundenen Stiftung aus dem Vermögen einer Binger Bürgerin.
Schmandt bejahte die Frage aus dem Ausschuss, ob auch Teile der Flaschenpostsammlung als Leihgabe anderen Museen zur Verfügung gestellt werden können. Die Flaschenposten bleiben also stets auch reisefertig.