Finanzierung steht!

Die komplette Orgel muss ausgebaut werden, um alle Teile fachgerecht instand zu setzen. Archivfoto: Thomas Schmidt
BINGEN - Klare Ansage vor einem Jahr: „Wir wollen das Geld zusammenbringen.“ Reiner Lotz, Brudermeister der Rochusbruderschaft, gab sich kämpferisch. Und das nicht ohne Grund, denn ein Gutachten ließ keine Zweifel aufkommen, dass die Restaurierung der Schlimbachorgel in der Rochuskapelle mindestens 80 000 Euro kosten wird. Mit beten und auf ein Wunder hoffen war es also nicht getan – obwohl es ja niemals schadet, den lieben Gott um Beistand zu bitten. Und selbst wenn Rochusbruder und Bäckermeister Männi Heil Tag und Nacht Stollen kneten würde, wären die eifrigen Spendensammler, denen die Kapelle eine spirituelle Heimat ist, wahrscheinlich noch lange nicht am Ziel.
Nicht zuletzt die Berichterstattung der AZ öffnete Herzen und Portemonnaies, noch immer ist Lotz tief beeindruckt vom finanziellen Engagement so vieler Menschen in Bingen und Umgebung: „Ob Geburtstag oder andere Feiern, es wurde auf Geschenke verzichtet und um Spenden für die Schlimbachorgel gebeten.“ Mittlerweile stehen fast 60 000 Euro aus Spenden und Aktionen auf dem Konto der Bruderschaft parat. Hinzu kommen 50 000 Euro vom Bund („das hat enorm geholfen“), und auch der Kreis stellt 20 000 Euro zur Verfügung. Das Orgel-Projekt der Rochusbruderschaft hatte es doch noch 2018 in die Ehrenamtsförderung geschafft. So steht der Restaurierung des Instruments, das 2020 seit 125 Jahren in der kleinen Kirche erklingt, nichts mehr im Weg. Lotz ist glücklich und auch ein bisschen stolz: „Es ist schon eine Sensation, dass wir nach nur einem Jahr am Ziel sind.“
Feuchtigkeit und Schädlinge machen Probleme
Zur Vorgeschichte: Seit 123 Jahren wird die Luft zum Blasebalg vom Dachboden in die Orgelkammer geleitet. Das Instrument leidet deshalb unter extremen Temperaturschwankungen. Das Gebläse soll deshalb in die Orgelkammer verlegt werden. Das hat besagtes Gutachten von Dr. Manfred Wittelsberger vom Institut für Kirchenmusik in Mainz empfohlen. Zudem hat der Holzwurm den Pfeifen arg zugesetzt. Was die Sache verkompliziert, ist, dass 1895 zuerst der Magazinbalg mit dem Schöpfer – er befördert die Luft – installiert und danach der Rest der gesamten Orgelanlage in der Orgelkammer eingebaut wurde. Bei einer ordentlichen Restaurierung muss also die gesamte Anlage demontiert und ausgelagert werden.
Lotz: „Zunächst hieß es, die Teile sollten im Bereich des Außenaltars deponiert werden. Nun steht fest, das Zwischenlager ist in der Kapelle. Dort wird ein Bereich dafür abgesperrt.“ Los geht es nach der Rochuswallfahrt, denn vorher hat die ausführende Firma aus Hackenheim keinen Termin mehr frei. Auch der Kostenvoranschlag liegt vor, nicht 80 000, sondern 100 000 Euro wird die Restaurierung kosten. Dem gefräßigen Holzwurm endgültig den Garaus zu machen, schlägt mit 10 000 Euro zu Buche. Dass auch die Orgelkammer neue Farbe bekommt, ist im Budget noch dicke drin. Fazit: Weder die Rochusbruderschaft, noch die Basilikagemeinde, der die Kapelle samt Orgel gehört, müssen sich vor schlaflosen Nächten fürchten. Alle Papiere sind vorbereitet, der Pfarrgemeinderat war laut Lotz in jede Phase eingebunden. Einer Beauftragung der notwendigen Arbeiten durch die Basilikagemeinde steht nichts mehr entgegen. Und wieder wurde bewiesen, was Ehrenamtler, nichts anderes sind die Rochusbrüder, zum Wohle der Gemeinschaft so alles bewirken können.
Stollen nach dem Gottesdienst
Übrigens: Auch wenn die Schlimbachorgel gerettet ist, backt Männi Heil unverdrossen Weihnachtsstollen. Und zwar mit so großem Erfolg, dass von den geplanten 120 schon 80 verkauft sind, und das „nach nur zwei Tagen“. Wer also einen haben will, muss sich beeilen und am besten schon am kommenden Sonntag nach dem Gottesdienst um 10 Uhr zugreifen. Oder nach dem Konzert der Katholischen Kirchenmusik Kempten am Samstag, 15. Dezember, um 18 Uhr.