Es wird laut, schrill und rockig beim Binger Open Air auf dem Rochusberg
Von Sören Heim
Eine Hauptattraktion beim Binger Open-Air-Festival ist Turbostaat, eine Punkrockband aus Flensburg. Foto: Binger Open Air Kooperative
( Foto: Binger Open Air Kooperative)
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BINGEN - Die Tage werden nicht nur länger, sondern vor allem auch wärmer. Der Sommer steht vor der Tür. Das heißt auch für die Aktiven der Binger Open Air Kooperative: Es geht in die heiße Phase. Die Bands sind gebucht, die Standplätze sind vergeben.
Lange Abende am Feuer, kurze Nächte im Zelt
Regelmäßige Gäste träumen schon von langen Abenden am Feuer, kurzen Nächten im Zelt und natürlich ganz viel Musik. Für die etwa 30 Ehrenamtlichen dagegen wird es nun erstmal richtig anstrengend. Bis es am 29. Juni losgeht, muss noch am Ablaufplan geschraubt werden und die insgesamt etwa 80 Helfer koordiniert werden. Ach ja, und aufbauen muss das Ganze natürlich auch noch irgendwer. Dann locken wieder drei Tage Musik vom Feinsten und ein reichhaltiges Rahmenprogramm auf die Open Air Wiese auf dem Rochusberg.
2017 werde das Line-up laut, schrill und rockig, teilt Pressesprecherin Mariska Lief mit. „Das Festival knüpft an frühere Festival-Jahre an, denn diese Saison wird geprägt von ursprünglichen Klängen des Rock und Punk.“ Besonders für Freunde krachiger Punksounds hält dabei der Samstag ab 15 Uhr (Kleinkunst) beziehungsweise 16.30 Uhr (Hauptbühne) echte Perlen bereit. Neben Motorkopp, Abramoviz und Steakknife darf man sich besonders auf Swiss & die Andern freuen, die gerade nicht nur als Onlinephänomen dem Punkrock in Deutschland frischen Wind einhauchen.
Einlasszeiten: Donnerstag, 16 Uhr, Freitag, 15 Uhr, Samstag den ganzen Tag
Den Headliner markieren mit Turbostaat allerdings alte Hasen: Die Jungs aus Flensburg, die unter anderem international mit den Beatsteaks und The Gaslight Anthem zusammengearbeitet haben, gehören zu den bekanntesten deutschen Punkern und sind aus der Szene gar nicht mehr wegzudenken.
Aber Punk? Ist das nicht sowas von 80er Jahre? Musik für die Mottenkiste? „Quatsch“, sagt Lief. „Punk ist gerade wieder richtig im Kommen, mit postmodernem Augenzwinkern, mehr Sprechgesang und Hardcore-Einflüssen. Das können wir sogar empirisch beweisen. Wir haben uns die Besucherzahlen der letzten Open Airs angeschaut und festgestellt: Am besten lief es, wenn viel Punkiges dabei war“. Wer es rockiger mag, kommt am Freitag ab 18 Uhr auf seine Kosten. Vom Grunge von Rogue Resolt über den Stonerrock von Mammoth Mammoth bis zum Headliner Mothers Cake, deren fulminanter Progressive Rock bereits die Tourpartner Limp Bizkit und Iggy and the Stooges begeisterte, wird es hart und laut zugehen. Mit den Deutschpunkern von Doomsound und Lygo, die melodischen Punk, Hardcore-Einflüsse und eine wilde Bühnenshow mischen, greift aber auch der Freitag bereits auf den punkigen Samstag vor. Eröffnet wird das Festival wieder am Donnerstag (18 Uhr), was sich mit jedem Jahr größerer Beliebtheit erfreut. Mit dabei sind in diesem Jahr Katal und The Lombego Surfers, sowie The Movement, die seit ihrem ersten Auftritt in Bingen hier zahlreiche Fans gewonnen haben. Besonders am Herzen liegt den Mitgliedern der Kooperative, dass es sich beim Binger Open Air nicht einfach um irgendein Musikfestival handeln soll.
Einerseits habe sich das Festival mit dem Alter der Aktiven und langjähriger Gäste auch zu einem Familienfest entwickelt, so Lief. Davon zeugt unter anderem das umfangreiche Kinderprogramm mit Showprogramm und Spielmobil. Andererseits sorgt gerade der jüngere Nachwuchs für ein politisches Profil. So hat man auch in diesem Jahr wieder Vida con Aqua eingeladen, die ihr Programm zur „Trinkwasserversorgung und Verfügbarkeit sanitärer Anlagen in Ländern des globalen Südens“ vorstellen. Eine Kleinkunstbühne und gleich zwei akustische Late-Night-Acts am Freitag und Samstag runden das Programm ab. Gezeltet werden kann wie immer auf dem Trimm-Dich-Platz. Die Open Air Kooperative sucht noch Helfer, die im Gegenzug kostenlos das Festival besuchen können.