Der Büdesheimer Robert Schwantzer ist passionierter Jäger und hat für die Tiere Nadelbäume angepflanzt. Inzwischen sind seine Bäume sehr begehrt.
Von Christine Tscherner
Auf dem Feld von Robert Schwantzer können sich die Kunden ihren Baum selbst aussuchen.
(Foto: Christine Tscherner)
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BINGEN - Robert Schwantzer, 69, ist Weihnachtsbaum-Experte. Der Polizist im Ruhestand baut Nadelbäume auf drei Parzellen zwischen Büdesheim und Dromersheim an. An vier Tagen im Jahr ist Ernte. Das dritte und vierte Adventswochenende nutzen Hunderte aus der Region für die Baumtour an die Dromersheimer Chaussee.
Die Besonderheit: Beim passionierten Jäger kann nicht nur der Baum frisch vom Feld besorgt, sondern auch der Festtagsbraten gekauft werden. Wer Wildbret schätzt und Ökobaum-Garantie, ist beim ehemaligen Nabu-Vorsitzenden richtig. „Bei mir kommen keine Herbizide und Pestizide aufs Feld“, garantiert Schwantzer.
16 000 Quadratmeter ist seine Parzelle nahe dem Kutschereck groß. „Anfangs wollte ich mit der Baumpflanzung nur besseren Lebensraum für Tiere schaffen.“ 1971 startete er auf der Gemarkung zwischen Weinreben und Pferdekoppeln.
Zwischen 5000 und 7000 Nadelbäume wachsen inzwischen dort, ein wilder Mix aus alten und jungen Bäumen, aus Fichten und Tannen-Varianten ist mit den Jahren entstanden. Käufer suchen nämlich ihren Baum direkt auf dem Feld aus und ein Helferteam aus Jägerfreunden erntet mit Handsägen. Kahlflächen forstet Schwantzer etappenweise wieder auf. Reih und Glied ist woanders.
„Bei jungen Bäumen muss man schon mähen und Unkraut jäten, damit sie sich durch setzen.“ Wie er schöne Baumspitzen ohne Doppeltriebe erzielt? „Da hilft der Bau von Sitzwarten.“ Sie bieten Bussarden auf dem flachen Gelände eine Jagdbasis und schützen die zarten Wipfel vor dem Vogelgewicht – ein Trick gegen abgeknickte Spitzen.
Dennoch erreicht nicht jeder Babybaum das Erntealter. „Allein in diesem Trockensommer ist mir ein Drittel der Neupflanzung eingegangen.“ Zwei weitere Flächen mit zusammen zwei Hektar hat der Büdesheimer ebenfalls mit Weihnachtsbäumen bepflanzt. Auf einem Terrain in TH-Nähe hat er vor zwei Jahren 5000 Nadelhölzer neu gesetzt.
Denn die Nachfrage nach seinen Öko-Bäumen wächst trotz Ständen an gefühlt jeder Straßenecke. „Die Kombination mit dem Wildbret ist sehr gefragt“, sagt Schwantzer. Zerteilt und vakuumverpackt bietet der Jagdpächter zum Weihnachtsbaum an, was vor die Flinte kam: Fasan, Taube, Rehwild, Kaninchen, Feldhase und Schwarzwild. Freilebendes Wild gilt immer mehr Menschen in Abgrenzung zur Tierhaltung in Mastbetrieben als Alternative zum völligen Fleischverzicht.
Doch zurück zum Baum: Das alljährliche Ritual vom mühevollen Einstielen des Baumes, vom Schmücken und Krippe darunter drapieren ist überall dort lebendig, wo Kinder im Haus leben. Frische zählt im Nadelbaum-Metier, damit sich die Mühe wenigstens für zwei oder drei Wochen gelohnt hat.
Vorzeitiges Nadeln ist verpönt. Frisch vom Feld garantiert die längste Lebensdauer.
Wo Schwantzers Bäume landen? Die Weihnachtsbäume des Büdesheimers stehen in Firmenfoyers, auf Dorfplätzen und Kirchenemporen, in Wohnzimmern und auf Balkonen der Region. „Bis ins Rhein-Main-Gebiet reicht der Radius.“ Allein ein knappes Dutzend Bäume ordert der Büdesheimer Hildegardishof für sein Entree.
Kunden zahlen Einheitspreis für einen Christbaum
Kassiert wird übrigens nach Einheitspreis, egal ob Riesen-Christbaum oder Baby-Exemplar, ob Idealmaß oder eher eigenwilliger Wuchs. Maximal 30 Euro für die teuerste Sorte und Fichten für 15 Euro kalkuliert Schwantzer. Acht Jahre von der Pflanzung bis zur Ernte vergehen mindestens für Wohnzimmer-Exemplare.
Wünsche der Kunden sind überall ähnlich: Schön strukturierte Ast-Etagen sind zum Schmücken ideal. Sie bieten Platz für Deko-Ketten, Kugeln, Strohsterne und Lichter. Die Nordmanntanne ist deshalb seit Jahren Christbaum-Kandidat der Wahl. Aber auch Fichten, die mehr Grün ins winterliche Wohnzimmer bringen, haben ihre Fans.
Noch einmal am vierten Advent samstags und sonntags ab 9 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit läuft der Verkauf. Die Zufahrt an der Dromersheimer Chaussee zweigt kurz vor dem Kutschereck ab.