Dinner en Blanc in Bingen: Gäste und Organisatoren sehr zufrieden
Von Christine Tscherner
Drei Damen mit Hut: Ursula Fuchs (vorn, von links), Christa Achilles und Almut Ott. Foto: Tscherner
( Foto: Tscherner)
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BINGEN - Vom Start weg ein Riesenerfolg: Knapp 300 Menschen folgten dem Ruf zum Gemeinschaftspicknick. Dinner in White war ein Versuchsballon, das Mitbring-Picknick im Hof der Burg Klopp erntete von allen Seiten Applaus.
Lust auf Sommer in Bingen? Passgenau liefert das große Gemeinschaftsessen die Antwort. Wer durch den Torbogen trat und auf den Burghof im Abendlicht einbog, der staunte. So viele Menschen in feierlichem Weiß und Partylaune, dazu ein fein komponierter Blumenschmuck und die Panorama-Lage als Dreingabe – ein echter Volltreffer.
Binger mischen sich mit Büdesheimern, Münster-Sarmsheimer mit Kemptern und Bingerbrücker mit Ockenheimern und Sponsheimern. Alle haben sich in Schale geworfen. „So ein Fest hat Bingen noch gefehlt, einfach toll“, lobt Ursula Fuchs. Zusammen mit Almut Ott und Christa Achilles sitzt sie an einer weiß gedeckten Tafel.
„Die Atmosphäre ist am ehesten mit der Nacht der Verführung zu vergleichen“, finden die drei Damen mit Hut. Enthusiastisch loben sie das Mitbringbuffet. Köstlichkeiten in Töpfen und Schalen machen die Auswahl schwer. Spargelstangen neben Süßkartoffelsalat, Mango-Mozarella-Platte neben Mini-Mangold-Röllchen. Couscous-Variationen, Linsensalat, Blätterteigschnecken und Elsässische Kirschtarte – herrje, wo anfangen?
„Alle haben sich richtig Mühe gegeben“, lobt Organisator Marcus Berres. Zusammen mit Chorleiter Alexander Müller hat er das Dinner in White auf die Beine gestellt. Spontan muss das 20 Meter lange Büffet um anschließende Mauern erweitert werden. Die rund 200 Plätze an den Tischen sind pünktlich zum Start bereits besetzt. Schlau, wer vorsorglich Campingstühle oder Picknickdecken eingepackt hat.
Gartenmeister Berres und Regionalkantor Müller haben mit dem Konzept den Nerv getroffen. „Gäste und Gastgeber zugleich sein“, so beschreibt Dezernent Jens Voll (Grüne) den Charme zur Eröffnung. Jenseits bürokratischer Hürden, überbordender Hygiene-Verordnungen und Sicherheitsbedenken einfach ein Fest zelebrieren, das zieht.
Die blütenweiße Idee ist keine Binger Kreation. In den USA verknüpfen Organisatoren die schicken Freiluftessen mit tausenden von Picknickern gern als Social Dining für den guten Zweck.
Auch in Bingen konnten Lose gekauft werden. Jedes zehnte bot als Gewinn eines der gesponserten Blumen-Arrangements im Kübel. Nach Abzug der Kosten für die Deko geht der Erlös an den Chor. Denn Clara Voce sorgte für den musikalischen Rahmen.
Straßen-, Garten- und Stadtteilfeste haben das Massenpicknick für mehr Gemeinschaftsgefühl seit einigen Jahren entdeckt. Über das Essen kommen Fremde und Freunde an einen Tisch. Die festliche weiße Kleidung schafft Verbindung, der Essenstipp den Kontakt. „Der Hof wirkt wie eine große Hochzeitsgesellschaft, klasse!“ loben Jutta, Regina und Anette.
Wiederholung ist erwünscht. „Von mir aus gerne“, sagt Berres. Der engagierte Ehrenamtliche wirkt hoch zufrieden. „Viel mehr Menschen dürften es für den Burghof nicht sein“, sagt er.
Auf breites Trommeln in sozialen Medien hat er verzichtet. Stattdessen warben Chor-Mitglieder im Bekanntenkreis, die Macher der Essbaren Stadt und die Zeitung kündigten das eintrittsfreie Treffen mit seinen Regeln an.
Wein und Sekt vom nahen Schlossberghof konnten Gäste vor Ort kaufen oder selbst ihren Lieblingstropfen mitbringen. Der städtische Bauhof und die evangelischen Johanneskirchengemeinde halfen mit Biertisch-Garnituren, Sponsoren stifteten Obst- und Brotkörbe.
Paris gilt als Ursprung der Idee vom Dîner en blanc. 30 Jahre liegt das erste Essen inzwischen zurück. Als Motto bei privaten Gartenpartys, als Straßenfest oder als Treffpunkt im städtischen Sommer ist das Gemeinschaftspicknick inzwischen hoch beliebt. Die nicht-kommerziellen Essen bilden den Kern von gemeinsam verbrachter Zeit.
Mittlerweile gibt es die Dinner weltweit, neuerdings auch in der Abwandlung rot oder blau. Ein Dinner in Weiß findet immer ohne Anmeldung statt. Für die schwer einzuschätzende Resonanz des Erstlings passte die Vorbereitung nahezu perfekt.
Deutlich größer dürfe das Freiluftfest gar nicht werden, fanden Gäste. „Oder wir gehen in den Park am Mäuseturm mit einer langen Tafel auf der Wiese“, spinnt eine Gaulsheimer Gruppe den Faden des Bürger-Picknicks weiter.