Ralf Amberg hatte vor 25 Jahren den richtigen Riecher, als er ein Fitness-Studio in Bingen eröffnete. Der Markt floriert, inzwischen betreibt der 56-Jährige fünf Sportzentren.
Von Christine Tscherner
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BINGEN - Von Powerkursen bis Pilates: Ralf Amberg, 56, zog vor 25 Jahren für seinen Traum vom eigenen Studio von Frankfurt ans Rhein-Nahe-Eck. „Bingen war kompletter Zufall.“ Aus dem Vorgänger „Aktivzentrum“ wurde Ambergs „Fit’n Fun“ an der Gaustraße. Im Jubiläumsjahr geht der Blick auf einen boomenden Fitnessmarkt, auf Kooperationen mit Firmen für fitte Belegschaft und Frauen an Kraftgeräten.
Der Schritt von der Muckibude mit Aerobic-Kurs zum modernen Gesundheitsunternehmen mit rund 100 Mitarbeitern kam nicht über Nacht. Amberg war 31 Jahre alt, gelernter Kaufmann und einer der ersten Aerobic-Trainer in der Main-Metropole, als der Schritt in die Selbstständigkeit anstand. „Bingen war einfach nur das erste Studio, das in Frage kam.“
80 Mitglieder, zwei Etagen, ein paar Hanteln, Bänke und ein Kursraum – das war der Start. „Ich war Servicekraft, Trainer, Kursleiter und Putzkraft in einer Person“, sagt Amberg im Rückblick. Aus dem Kursangebot „Bauch-Beine-Po“ und Step-Aerobic ist inzwischen ein bunter Strauß gewachsen: Von schweißtreibendem Attack und ruhigem Bodybalance bis zu Faszientraining und Zumba reicht die Palette.
Fitness ist ihr Leben und Lebensunterhalt: Ralf Amberg (von links), Bruna Kullolli (Kurs-Organisatorin), Elena Markert (stellvertretende Studioleiterin Bingen) und Claudia Heinz (Studioleiterin Bingen). Foto: Christine Tscherner
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Aus zwei Etagen wurden fünf; vier weitere Studios kamen hinzu. Die eigene Immobilie in Gau-Algesheim entstand vor 20 Jahren, hinzu kamen die Standorte Mainz-Finthen, Fitness pur in Büdesheim und seit drei Jahren ein reines Frauenstudio in Wiesbaden.
Apropos Frauen: „Früher hat man fast nur die Jungs an den Kraftgeräten gesehen, heute sind oft die Frauen in der Überzahl.“ Der Wechsel hat einen Grund: „Die Eigenverantwortung für die Gesundheit hat sich massiv gewandelt“, sagt Studioleiterin Claudia Heinz. Präventiv und gezielt Muskulatur trainieren, das habe sich längst durchgesetzt. Denn starke Muskeln schützen Gelenke.
Die Einsicht verbreitet sich seit der Gründung vor 25 Jahren zunehmend. Elektronische Zirkel geben über Mitarbeiter hinaus Hilfestellung. Maschinen denken mit, helfen, fehlerfrei zu trainieren. „Kunden erwarten aber auch modernste Geräte“, weiß Amberg. Mit Laufband und Klimmzug-Stange sei heute niemand mehr ins Studio zu locken. Schickes Ambiente muss her, cooler Look.
Auf 1,5 Millionen Euro beziffert Amberg seine Investitionen in den vergangenen zwei Jahren. „Unser Büdesheimer Studio haben wir frisch umgebaut, in Bingen steht das Konzept für einen komplett neuen Keller.“ Auch Yoga-Kurse bei Mittelrhein-Törns stehen auf der Ideenliste.
Fitness-Tracker und Bonusprogramme
Augen auf nach neuen Trends, das sei in der Branche die Überlebensstrategie. Größte Investition sind allerdings gut ausgebildete Trainer. Ambergs Clubs sind Ausbildungsstätten für zwölf Studenten (Gesundheitsmanagement/Fitnessökonomie) sowie Auszubildende für Sport- und Fitnesskaufleute.
„Der Fitnessmarkt explodiert“, sagt Amberg. Das Fit’n Fun-Team spürt, wie Firmen der Region auch mit Trainingsgutscheinen und Zuschüssen zum Studiotarif um Mitarbeiter buhlen. Fitness-Tracker und Bonusprogramme von Krankenkassen locken.
Aber: „Discounter drängen auf den Markt, die für wenig Mitgliedsgebühr aber auch wenig Betreuung bieten“, sagt Amberg. Hochwertige Anlagen als Fitnesstempel seien der Gegenentwurf.
Wohin der Trend geht? „Ganz klar zur Ü-50-Klientel“, sagt Studioleiterin Claudia Heinz. Prävention und neben Powerkursen eher ruhigere Wohlfühl-Programme sind die Antwort. Gezieltes Rückentraining für Vielsitzer und spezielles Zirkeltraining treten den Kampf gegen Altersleiden an.
Das rund 100-köpfige Mitarbeitet-Team bietet zwar die Basis und Motivation. Aber den inneren Schweinehund zu regelmäßigem Training überwinden, das muss auch nach 25 Jahren noch jeder Studiogänger selbst schaffen.