Der freitragende Gebäudeüberstand des Hotels zum Rhein hin. Damit warb der Investor für das Projekt. Jetzt sollen zehn Stützen untergezogen werden. Die Mitglieder des Planungsausschusses reagierten verärgert. Grafik: Hotel am Binger Hafenpark GmbH
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BINGEN - „Enttäuscht“ war das Wort des Abends. Die Mitglieder des Planungsausschusses zeigten sich reihum enttäuscht, manche klangen in ihren Wortbeiträgen regelrecht angefressen. Den politischen Unmut auf sich gezogen hat Hotelinvestor Jan Bolland. Immer neue Wünsche und Forderungen strapazieren die Nerven der Fraktionen. „Papa Rhein“, wie das Hotel für rund 16 Millionen Euro an der Hafenstraße heißen soll, ist kein Familienmensch, sondern ein Egoist, wird unterstellt.
Der Bug des Dampfers braucht Krücken
Was nun vor allem das Fass der negativen Emotionen zum Überlaufen brachte, ist die Auskragung, nämlich der knapp neun Meter lange Überstand des Hotelgebäudes zum Rhein hin. Freischwebend sollte der sein, den Uferweg überschattend, wie der Bug eines Dampfers hinausragt über die Kante; „so wurde uns das verkauft“, erinnerte Dr. Till Müller-Heidelberg (SPD). Was jetzt aber geliefert werden soll, ist ein Überstand, der jämmerlich auf zehn Hilfskrücken, also Säulen steht. Erklärter Wille aller Fraktionen ist, dafür nie und nimmer eine Zustimmung zu geben.
Was am meisten verärgert, dass der freischwebende Überstand bautechnisch problemlos möglich ist, wie die Experten des Gremiums sagten. Der Investor wolle schlicht Geld sparen, auf dem Rücken der Stadtgestaltung und des Vertrauensverhältnisses zu den städtischen Gremien, auf das er letztlich angewiesen sei. Die Atmosphäre im Ausschuss signalisierte: Die Fraktionen sind mit ihrer Geduld am Ende und wollen sich nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen.
BUBENSTÜCK
Der Planungsausschuss setzte den Bebauungsplan „Bubenstück 2“ mit dem Beteiligungsverfahren auf den Weg. Einstimmig wurde festgelegt, in der Satzung einen Anteil sozialen Wonungsbaues von 25 Prozent festzuschreiben. (Bericht folgt)
Denn das ist bei Weitem noch nicht alles. Wie Bauamtschefin Dagmar Leitner definierte, geht es insgesamt um Flächen, die im Kaufvertrag des Grundstückes nicht auftauchen. Die Säulen, von denen die Auskragung gestützt würde, stünden auf städtischem Grund. Ebenso würde städtisches Gelände tangiert, sollte die Bruchsteinmauer zum Rhein hin versetzt werden, offenbar nur, wie der Ausschuss unterstellte, damit das Hotel mehr Kellerfläche erhalte.
Vor allem aber: der Biergarten. Der Investor könnte ihn sich gut in Nachbarschaft des Geländebogens vorstellen, wo die Autofähre schippert. In diesem Bereich soll dann auch der Anamur-Garten platziert werden. Die Diskussion im Ausschuss schaukelte sich hoch. Zunächst war den Ausschussmitgliedern die Fläche von 250 Quadratmetern zu groß; sie sollte auf 150 reduziert werden. Dann biss sich die Debatte an der Toilettenfrage fest. Gäste müssten nach jetzigem Stand der Planung hoch zum Hotel laufen. Die Befürchtung der Fraktionen: Früher oder später werde die Forderung nach einem eigenen Toilettenhäuschen laut, genauso wie früher oder später der geplante mobile „Food-Truck“ zur Versorgung zu einem dauerhaften und festen Gebäude werde. Auch der Zugang zu dem Bereich über massive Treppen anstatt einer leichten Stahlkonstruktion stieß auf Kritik. Schließlich hieß es, ein Biergarten wäre am besten oben auf der Fläche zu platzieren, in Nachbarschaft des Hotels. Bei all diesen Punkten war es dann fast schon nebensächlich, dass auch ein Alleebaum am Eingangsbereich zum Hotel gefällt werden soll. Der wird natürlich nicht gefällt, beharrte der Ausschuss.
Kurzum: Die Runde entschied einvernehmlich, dass nichts entschieden wird. Vielmehr soll die Verwaltung in einem weiteren Gespräch dem Investor vermitteln, dass die Fraktionen sich nicht amüsiert fühlten von den neuerlichen Vorschlägen und auch nicht gewillt seien, diese Wünsche zu erfüllen.
Ach ja, zu erwähnen bleibt noch das Bekenntnis der Ausschussrunde, für das Hotelprojekt zu sein.