Der neue Film „Der Schatz von Bingen“ von Karl Maria Heidecker hatte seine Prämiere im Museum am Strom: In 45 Minuten wird die Geschichte des römischen Ärztebestecks erzählt.
Von Sören Heim
Dr. Karl Maria Heidecker (v.l.) mit Maria Ott-Grimm und Produzent Fritz Poppenberg.
(Foto: Sören Heim)
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BINGEN - Geht es um das römische Binger Ärztebesteck, gibt es wohl keinen Experten, der so informativ und mit so viel Begeisterung zum Thema sprechen kann wie Dr. Karl Maria Heidecker. Schon als er 1951 als junger Medizinstudent zum ersten Mal vor Instrumenten des etwa 2000 Jahre alten Bestecks gestanden habe, erzählt Heidecker, sei er fasziniert gewesen, wie sehr die römischen Instrumente den heutigen ähneln. „Die Form ist praktisch gleich geblieben, nur die Materialien haben sich verändert.“
Heidecker ist Mitbegründer des Binger Museums am Strom, war lange der erste Vorsitzende des Fördervereins und informiert seit Jahrzehnten Fachpublikum und Laien gleichermaßen über das 67-teilige Ärztebesteck, das ein Herzstück der Sammlung des Museums darstellt. Nun hat Heidecker in Zusammenarbeit mit Fritz Poppenberg und dessen Studio Drei Linden Filmproduktion den Film „Der Schatz von Bingen“ gedreht, der das Wissen des Experten für die Ewigkeit aufbewahren soll. Der Film wurde jetzt im Museum am Strom erstmals gezeigt.
„Dr. Heidecker ist als Arzt, der sich zudem in der Welt der Antike auskennt, natürlich ein absoluter Glücksfall für die historische Forschung“, würdigt Dr. Matthias Schmandt, Leiter des Museums, die Produktion. Schmandt informiert im Film unter anderem auch über die römischen Hintergründe der Binger Stadtgeschichte.
In etwa 45 Minuten zeichnet die Produktion, ausgehend von dem Besteck, ein weitläufiges Bild von Bingen und seiner Geschichte im Römischen Reich in der Zeit seit etwa 100 nach Christus. Man erfährt vom Fund des Bestecks 1925 während Bauarbeiten in der Cronstraße, davon, wie das Besteck durch einen Binger Arzt identifiziert und in Mainz restauriert wurde. Der römische Totenkult wird vorgestellt, andere Fundorte von Ärztebestecken werden zueinander ins Verhältnis gesetzt und der Zuschauer lernt etwa, dass Ausgrabungen aus Pompeji belegen, dass im Römischen Reich immerhin je 500 Einwohnern ein Arzt zur Verfügung stand. Auch die Funktionsweise einzelner Instrumente erklärt Heidecker. Besonders interessant seien etwa die Trepanationsinstrumente, mit denen Schädelbohrungen durchgeführt wurden. Es handelt sich um die einzigen römischen Trepanationsinstrumente weltweit, die überhaupt entdeckt wurden. Und Heidecker sei, wie Poppenberg im Gespräch erklärt, nicht nur der Erste gewesen, der das Instrument korrekt identifiziert habe, dem Binger Arzt gelang es auch, nachzuweisen, dass Schädelbohrungen an Epilepsie-Patienten damals keineswegs aus Aberglauben, sondern präzise aufgrund korrekter medizinischer Überlegungen durchgeführt wurden.
Von der Rettung des Bestecks durch ihren Vater, den Studienrat Franz Ott, vor der Beschlagnahmung durch amerikanische Soldaten erzählt Maria Ott-Grimm gegen Ende des Films.
Oberbürgermeister Thomas Feser dankte Heidecker anlässlich der Filmvorführung im Museum am Strom noch einmal für seine Verdienste rund um das Ärztebesteck. Das Besteck sei eine Attraktion weltweit, erinnerte Feser, und sei schon von zahlreichen internationalen Delegationen besichtigt worden. Auch Anfragen für Ausleihen gingen regelmäßig ein, ergänzte Museumsleiter Schmandt. Damit stünden auch die Chancen gut, dass der Film den Weg in die jeweiligen Museumsshops finden werde. In jedem Fall bekommt man „Der Schatz von Bingen“ im Museum am Strom und in der Buchhaltung Schweikhard sowie auf allen bekannten Wegen auf Bestellung. Finanziert wurde der Film durch Heidecker privat, ein Drittel der Einnahmen soll dem Museum gespendet werden.