Denkmalgesellschaft Bingen zieht Gäste anlässlich des Römertages mit Nachen über die Nahe
Von Christine Tscherner
In Römermontur von links am Boot: René Radloff, Martin Rector und Manfred Faubel von der Binger Denkmalgesellschaft. Foto: Christine Tscherner
( Foto: Christine Tscherner )
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BINGEN - Stopp am Seil: Wo einst die Römerbrücke die Naheufer verband, spannte die Binger Denkmalgesellschaft ein Seil und schipperte Geschichtsfans über den Fluss. Der Verein bot Geschichte zum Erleben am Rheinhessischen Römertag.
„Die Römerbrücke verlief deutlich weiter Richtung Mündung in den Rhein als die heutige Drususbrücke.“ Martin Rector und Norbert Burkart haben tief in der Stadtgeschichte geforscht. Beide stecken wie ihre ehrenamtlichen Mitstreiter in Legionärskleidung.
Sie schieben ein Boot durch Sand und Kies in tieferes Wasser. Ein langes Seil überspannt den Fluss. Sonntagsradler halten an. Neugierig fragen sie nach dem Sinn der Aktion. „Wir zeigen den ursprünglichen Standort der ersten Römerbrücke“, sagt Rector, der Vereinsvorsitzende.
In Pfahljoch-Bauweise erstreckte sie sich etwa auf Höhe der Basilika zum Rupertsberg. Erbaut um das Jahr 70 nach Christus. Am ehemaligen Torhaus des Rupertsberger Klosters wurde zudem der Pantera-Stein gefunden, ein Römerstein, der im Original in Bad Kreuznach ausgestellt ist.
Zur Erinnerung: Pantera war ein römischer Soldat, der 22 nach Christus in Bingen verstarb. Legenden bis hin zur Verbindung mit Jesus ranken sich um den Römer, dessen Grabstein 1859 beim Bahnbau in Bingerbrück entdeckt wurde. Die Denkmalgesellschaft nahm den historischen Faden auf. Sie zeigte ein Abbild des Pantera-Steins in Acryl am Naheufer.
Warum der Naheübergang für die Römer so wichtig war? Auch das erklärt die Denkmalgesellschaft Neugierigen gern. Bingen war ein zentraler Knoten- und Gablungspunkt für die Fernrouten Richtung Alpen, Trier und Köln; die Nahebrücke Bestandteil ihres Transportnetzes.
Die Bootsfahrt wurde zum Puzzleteil des zehnten Römertags in Rheinhessen. Das Ziel: römische Wurzeln möglichst anschaulich erlebbar machen. Genussreich, leicht verdaulich und dennoch lehrreich sollen die Geschichtsspuren nachvollziehbar sein. Museen und Institute sind regelmäßig als Veranstalter im Boot, örtliche Geschichtsvereine, engagierte Heimatfreunde, Fördervereine und Ortsgemeinden ebenso.
Denn nicht nur Trier oder Mainz können mit reichlich Römererbe glänzen. Das hat sich im zehnten Jahr der Initiative herumgesprochen. Immerhin 500 Jahre haben die Römer Geschichte und Kultur in Rheinhessen geprägt.
Wie sich das Leben vor rund 2000 Jahren abgespielt hat? Zeitreisen wie an der Villa Rustica im Binger Wald boten den Einstieg. Das Areal am Walderlebnispfad präsentierte sich als lebendige Ausgrabungsstätte mit Forscher- und Entdeckerprogramm. Für Archäologie-Interessierte wurden Führungen angeboten.
Neugier wecken ist Prinzip
Ein römischer Soldat und seine Frau erzählten aus ihrem Alltag und präsentierten Handwerksgerät. Besucher erhielten Einblick in Anbautechniken und Pflanzenarten des Villagartens. Neugier wecken ist als Prinzip.
Fazit: Histofans finden zum Römertag reichlich Stoff in Bingen. Den sonnigen Sonntag nutzten vor allem Familien gern zur Landpartie. Wurzeln entdecken beim Rad- oder Waldwandern mit Aha-Erlebnis, das zog. Auch wenn in Bingen kein Aquädukt und kein pompöser Theaterbau zu bestaunen ist: Engagierte Menschen sind es, die Vergangenes zugänglich machen.