Das Interesse am Binger Dreck-weg-Tag ist ungebrochen
Organisatorin Wiebke Fleischmann freut sich, dass diesmal viele Privatpersonen mitgemacht haben. Im Sponsheimer Gewerbegebiet wurde auch in diesem Jahr der meiste Müll gesammelt.
BINGEN - Bei Wiebke Fleischmann, 55, laufen die organisatorischen Fäden des Dreck-weg-Tages zusammen. Die AZ fragte bei der Diplom-Geografin aus der städtischen Umweltabteilung nach.
Frau Fleischmann, wie viele Helfer waren in diesem Jahr unterwegs?
1821 hatten sich angemeldet. Das Interesse ist also ungebrochen groß. Binger Grundschulen waren meist mit allen Klassen vertreten, die weiterführenden Schulen mit einzelnen Klassen. Eine Schule hatte Klimaschutz-Plakate am Freitag dabei. Durch die zeitgleich laufende Schüler-Demo konnten die Schüler wohl zwei Themen zeitgleich ansprechen: Klimaschutz und Müllvermeidung.
Wie schafft man es, so viele Freiwillige für die Müllsuche selbst an windig verregneten Tagen zu motivieren? Wir schreiben jedes Jahr unsere Adressenliste an und erinnern an den Termin. Dazu kommt der allgemeine Aufruf in der Presse. Die Folgen von Plastikmüll in den Weltmeeren sorgten in jüngster Vergangenheit für Schlagzeilen. Müll vermeiden wird zunehmend Thema. Und ich glaube, die Dreck-weg-Aktion ist beim siebten Mal schon gut in den Köpfen verankert.
Neben sehr treuen Gruppierungen wie Schulen, Kindergärten oder Anglern, wer war diesmal neu am Start?
Zum zweiten Mal hat sich die Caritas mit einer Migrantengruppe engagiert. Die DLRG war mit einer großen Jugendgruppe in den Rheinkrippen neu dabei. Eine Besonderheit diesmal war, dass sich viele Privatpersonen zum Müllsammeln gemeldet haben. Sie konnten sich dann den Gruppen in ihrem Stadtteil oder ihren Wunschorten in Bingen anschließen.
Ein Effekt ist, dass zum Start in die Schönwetter-Saison Bingen tatsächlich sauberer wirkt. Ist die Jahreszeit Zufall oder Absicht?
Absicht steckt sehr wohl hinter dem Frühjahrsputz, nämlich die Sensibilisierung insbesondere von Kindern und Jugendlichen. Dass Müll nicht in die Landschaft gehört, das soll rüberkommen. Der Termin hat mit der Tourismussaison gar nichts zu tun. Wir nutzen die Phase nach Fastnacht und bevor Vögel ihre Nester bauen und das Grün noch nicht ausgeschlagen hat.
Gibt es eine Tendenz bei der Müllsammlung über die Jahre?
In der Innenstadt ist wild abgelagerter Müll etwas weniger geworden, vielleicht eine Folge der Bewusstseinsänderung. Aber es gibt immer noch die ganz schlimmen Dreckecken wie am Kempter Mitfahrerparkplatz Bingen-Ost.
Gab es Besonderheiten beim siebten Durchgang?
Ein besonders schlimmer Fund, nein. Autoreifen hatten wir diesmal auffällig viele. Und die Gruppen haben die gestiegene Menge Hundekot als besonders eklig rückgemeldet.
Was sind diesmal die Top-Dreckecken im Stadtgebiet gewesen?
Immer wieder fällt das Sponsheimer Gewerbegebiet negativ auf und die Globus-Allee. Hinzu kommt, was alles manchmal bei Nacht- und Nebel-Aktionen in der Büdesheimer Gemarkung, am Rhein oder der Nahe abgeladen wird, da kann man nur den Kopf schütteln. Der Wertstoffhof ist doch kostenlos. Da sind selbst erfahrene Sammler manchmal richtig sprachlos.