Schulleiterin Ricarda Müller (v.l.), die Referentinnen Hannah Decker und Heike Frank sowie die Organisatorinnen Sophie Schmitz und Amienne Spencer-Blume. Foto: Jochen Werner
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BINGEN - „Speakers Day“ am Hildegardisgymnasium. Ist „Künstliche Intelligenz“ (KI) ein neues Thema oder längst ein alter Hut? Beides trifft wohl nicht ganz zu. Es war das Thema, das sich die Schülerinnen ausgesucht hatten, über das sie mehr erfahren wollten. Amienne Spencer-Blume und Sophie Schmitz aus der zwölften Jahrgangsstufe waren die Initiatorinnen, die FAZ-Wirtschaftsjournalistin Hannah Decker und Heike Frank als Leiterin der PR- und Marketing-Abteilung der Technologie-Initiative SmartFactory KL nach Bingen geholt hatten, um gemeinsam andere Sichtweisen kennenzulernen.
Ermittelt, welches Thema am meisten bewegt
„Uns hat an der Schule etwas gefehlt, das uns den Horizont erweitert und nicht mit dem Schulalltag zusammenhängt“, schilderte Amienne Spencer-Blume die Ausgangssituation. In den MSS-Jahrgängen hatten die beiden Mädels deshalb Umfragen gemacht, um zu sehen, welches Thema am meisten bewegt. Die Mehrheit entschied sich schließlich für die KI und gegen Feminismus oder Umwelt. „Und dann hat die Schulleitung direkt mitgespielt“, bedankte sich die Unterprimanerin bei Schulleiterin Dr. Ricarda Müller und dem Kollegium. Die Präsentationen mit anschließender Fragerunde seien dann am leichtesten in die Praxis umzusetzen gewesen, so die Protagonistinnen.
Was ist KI überhaupt? Decker nahm sich die Meilensteine vor. Deep Learning etwa, die Fähigkeit, aus großen Datenmengen bestimmte Muster zu erkennen. Sie berichtete über bahnbrechende Experimente, über Start-ups in China, über Kombinationen zwischen KI und der Robotik, über die Initiativen von Weltkonzernen wie Google, Facebook oder IBM, über bekannte Anwendungen von Apple oder Microsoft mit Sprachassistenten wie Siri, Alexa oder Cortana, über die Rolle Deutschlands im weltweiten Spiel.
„Wir müssen gehypten Ängsten die Luft nehmen“, forderte Hannah Decker auf. Dass Computer schlauer seien als Menschen, sei von Anfang an so gewesen. „Aber sicher werden sie sich nicht gegen uns richten“, prophezeite sie. Gleichwohl: Dass wir wieder einmal vor einem Umbruch stehen, sei Tatsache. Aber ob hochtechnische Geräte deshalb als Jobkiller oder als Verantwortliche für das Wirtschaftswachstum zu betiteln sind und herhalten müssen?
Automatische Waffensysteme verbieten
Beides wollte die Expertin nicht abschließend beurteilen. Keine Alternative sah sie aber beim Thema, wonach automatische Waffensysteme unbedingt verboten werden müssen. Auch hinsichtlich Themen wie Diskriminierung oder Fake Porns (mit künstlicher Intelligenz werden Promis in Pornos eingebaut) müssten Riegel vorgeschoben werden.
Ist die biologische Maschine oder der technische Mensch irgendwann denkbar? „Ich denke, das ist beides vorstellbar“, blickte Decker voraus, persönlich zwischen Gefühlen wie „gruselig“ und „toll, wie praktisch!“ schwankend. Aber mit dem Bewusstsein, dass wir uns in kommenden Generationen daran gewöhnen müssen. Und damit ging der Schritt zurück zu Alexa. „Sie hört alle Gespräche im Raum mit.“ Ob der Einzelne tatsächlich all die Daten über sich und sein Umfeld zur Verfügung stellen will? Aufklärung tut hier Not. In der Higa sind die ersten Schritte gemacht.