Christiane Passon ist neue Nabu-Hauptamtliche als Leiterin des Auenservice
Die 32-jährige Biologin aus Wuppertal übernahm Anfang April den Inselrhein zwischen Mainz und Bingen als Arbeitsfeld als Vermittlerin zwischen Mensch und Natur.
Von Christine Tscherner
Die 32-jährige Biologin Christiane Passon aus Wuppertal übernahm Anfang April den Inselrhein zwischen Mainz und Bingen als Arbeitsfeld.
(Foto: Christine Tscherner)
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GAULSHEIM - „Für Fledermaus-Erfassung bin ich auf Dauer zu gesellig.“ Christiane Passon, 32, ist seit April die neue Nabu-Hauptamtliche „und bekennendes Landei“. Als Leiterin des Auenservice wird viel Teamarbeit gefragt sein und immer wieder Begeisterung für das Gebiet mit höchstem Schutzstatus direkt vor der Binger Haustür. „Welche Oase der Inselrhein ist, das ist vielen Menschen hier noch nicht bewusst.“ Als „international absolute Seltenheit“ insbesondere für die Winterrast von Zugvögeln sortiert die Diplom-Biologin das Reservat ein.
Ein Kuckuck schenkt zum AZ-Gespräch die Geräuschkulisse, gemischt mit den Flugzeugen des Frankfurter Landeanflugs. Ein Storch gleitet wie bestellt über die Stillwasserzone. Reiter und Hundebesitzer nutzen den Vormittag zum Ausflug an die Sandbucht. Die Momentaufnahme zeigt die Aufgabe: als Vermittler zwischen Mensch und Schutzbedürfnis der Natur.
Die 32-Jährige aus Wuppertal übernahm Anfang April den Inselrhein zwischen Mainz und Bingen als Arbeitsfeld. Der Job passt perfekt zur Naturschützerin mit Faible für Fauna und Flora. Die studierte Biologin stellt klar: „In so einem Schutzgebiet kommt der Mensch einmal nicht an erster Stelle.“ Durchwandern und radeln ja, aber in der zentralen Schutzzone ist Picknicken tabu, Feuerstellen ein No go und die Sandbänke an den Leitwerken wirklich den Vögeln vorbehalten. „Sie sind das allerletzte wirkliche Rückzugsgebiet.“
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Nabu-Naturschutzzentrum Rheinauen, in den Rheinwiesen 5 in Bingen-Gaulsheim.
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Aber die Biologin weiß insbesondere in heißen Sommern um die Lust aufs Baden im Rhein, den Erholungsort Wasser. Lebensfern wirkt die Rangerin nicht. „Aber wenigstens die kleinen Oasen in einer sehr dicht besiedelten Region, sie gilt es zu schützen.“ Denn für die einzigartige Artenvielfalt der Auen die Augen zu öffnen, darin liegt ihre Hauptaufgabe. „Man kann nur schützen, was man kennt“, sagt Christiane Passon.
Nach ihrem Biologie-Studium in Bonn und der Abschlussarbeit über ein Wildschwein-Projekt in Bremerförde arbeitete sie fünf Jahre für ein Planungsbüro in der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim. Der Schwerpunkt: Artenschutz-Gutachten für Windenergie-Standorte. „Fledermäuse erfassen war ein zentraler Punkt.“ Dafür galt es viele Nächte allein im Wald nach den streng geschützten Flattertieren zu fahnden.
„Spannend, ja, aber nichts auf ewig.“ Dem Wohnort Odernheim am Glan bleibt sie treu. „Ich tanze dort in der Karneval-Showtanzgruppe.“ Mit den Kaltblütern vor dem Planwagen steigt sie gern auf den Kutschbock, liebt das Land-Idyll. Und sonst? Die Biologin schreibt an einem Kinderbuch, liebt lyrische Texte und tritt bei Poetry Slams auf. Als Auenservice-Leiterin betreut sie Storchennester, sammelt Müll in den Auwäldern, koordiniert die Einsätze von Ehrenamtlichen, FÖJ-lern und Praktikanten. Sie packt bei Pflegeeinsätze mit an, bietet Führungen und Exkursionen an, wartet Infotafeln und ist Ansprechpartner für Besucher der Auen.
Vorbild für das Job-Profil war 2005 der Ranger amerikanischer Nationalparks. „Praktischer und aktiver Naturschutz, genau das habe ich beim Nabu gefunden“, sagt Passon. Die Idee mit dem Auenservice war vor 15 Jahren einmalig im Bundesgebiet. Die Öko-Arbeit als Balance zwischen Freizeitareal und Naturschutz hat sich eindeutig bewährt.
Denn der Inselrhein mit seinen Feuchtwiesen gehört zu den kostbarsten Öko-Perlen für Wasservögel und selten gewordene Tierarten und gilt gleichzeitig als Top-Naherholungsziel der Region. Immer mehr Spaziergänger, Angler, Radfahrer, Paddler und Bootfahrer schätzen die Aulandschaft. „Doch je mehr Menschen dort unterwegs sind, desto massiver die Störung“, weiß die Fachfrau.
Die Stärke des Projekts bleibt die Ansprache mitten im Gelände. Mobile Aufklärung in freundlichem, aber bestimmten Tonfall, und enge Zusammenarbeit mit Behörden darauf setzt der mitgliedsstarke Naturschutzverein.
Der Nabu hat mit dem Auenservice auf 600 Hektar Schutzgebiet ein bewährtes Öko-Instrument geschaffen, das mit Zuschüssen der Kommunen und des Kreises finanziert wird. Christina Passon ist das neue Gesicht vor Ort, draußen in den Auen.