Binger Verein Wohn(T)raum gründet Genossenschaft

BINGEN - Vor der offiziellen, feierlichen Zeremonie noch schnell ein Bild fürs Fotoalbum. Alle begeben sich mit großem Hallo vor die Tourist-Info, Gelächter, der Nebenmann wird in den Arm genommen. Das sieht ganz nach einem Familienfoto aus, und irgendwie ist es das auch, denn die Gründung der ersten Binger Wohnungsgenossenschaft an diesem Abend wäre ohne Gemeinschaftlichkeit und Zusammenhalt undenkbar. Ein familiäres Bündnis, an dem der Verein Wohn(T)raum seit 2017 geschmiedet hat und das nun die erste, geradezu historische Etappe vollendet, um gemeinschaftliches und generationenübergreifendes Wohnen auf dem ehemaligen VOG-Gelände in Büdesheim realisieren zu können. Dort sollen 17 Wohnungen für die unterschiedlichsten Gruppen und Bedürfnisse entstehen. Für Jung und Alt, für Menschen mit Handicap oder auch Menschen mit kleinem Geldbeutel. 30 Prozent wird sozialer Wohnraum sein, eine Quote, die der Verein bereits jetzt schon erfüllen kann.

Investitionssumme liegt bei 4,2 Millionen Euro

Auf jeden Fall aber läuft alles nur mit allen gemeinsam, keiner nur für sich. Denn tragende Säule des Projekts ist die Vision vom gemeinschaftlichen Leben unter einem Dach, von einem Miteinander in dörflicher Nachbarschaftlichkeit, von einer Art Familie eben. Wenn es gut läuft, könnte Mitte nächsten Jahres der Abriss beginnen. Der Baubeginn würde dann ungefähr ein halbes oder dreiviertel Jahr später liegen. Die Bauzeit wird bis zu eineinhalb Jahre dauern. Die Investitionssumme liegt bei stolzen 4,2 Millionen Euro.

Und allein die Finanzierung sowie die gesamte Projektsteuerung macht es eben notwendig, dass der Verein nun den lange ersehnten, zweiten Schritt gegangen ist: Die Gründung einer Genossenschaft als Träger der Wohn(T)räume, die sich nun erfüllen sollen. WoGe Bingen eG heißt die neue Konstruktion, der bis zum endgültigen Eintrag ins Genossenschaftsregister hinten drauf noch ein i.G., in Gründung, verpasst wurde.

„Das ist ein großer Schritt. Dazu war viel Vorbereitung nötig“, sagte Wohn(T)raum-Vorsitzende Sigrid Großmann vor der versammelten Runde im Sitzungszimmer der Tourist-Info. Großes ehrenamtliches Engagement trage die Idee. Der Verein sei stolz darauf, nun die Gründung der Genossenschaft vollziehen zu können, wofür es auch im Umfeld viel Unterstützung gegeben habe. Vorstandskollegin Birgit Held benannte die vielen Unterstützer. Allen voran die Stadt Bingen, die das Grundstück in Büdesheim für den Verein reserviert habe, weil politisch das Konzept von Wohn(T)raum von Anfang an überzeugte.

Und dann ging es schon in den Gründungsprozess. Weil sich ja alle einig und wie eine große Familie sind, ging alles in Ferrari-Geschwindigkeit über die Bühne. Wolfgang Held erläuterte eingangs die Satzung, die den Grundgedanken des Projektes in der Präambel festschreibt. Es wird eine Kleinstgenossenschaft werden, mit weniger als 20 Mitgliedern, weshalb es keines Aufsichtsrates bedarf. Es genügt ein Beauftragter der Generalversammlung, der daraufhin wie der Vorstand der Genossenschaft gewählt werden musste. Alles einstimmig, ohne spitze Fragen oder langatmig vorgebrachte Bedenken, versteht sich. Elf Gründungsmitglieder hoben sodann mit ihrer Unterschrift unter die Satzung die erste Wohnungsgenossenschaft Bingen aus der Taufe.

Auf jeweils drei Jahre gewählt sind nun Andreas Kaufmann als Bevollmächtigter der Generalversammlung, Wolfgang Held und Margret Martini als Vorstandsvorsitzende.

Damit sind alle formalen Voraussetzungen eingetütet, sodass die Umsetzungsphase beginnen kann. Architekt Eberhard Strobel hatte Pläne mitgebracht und erläuterte den Entwurf. „Es wird jetzt so schnell keine Langeweile aufkommen“, lachte die Vorsitzende Sigrid Großmann.

Bevor die Sektkorken knallten, gab es einige Grußworte der Mitstreiter. Unter anderen sagte Beigeordneter Peter Eich „Die Stadt Bingen ist stolz auf dieses Projekt.“