Binger Touristik will Stadtpanorama besser vermarkten
Stimmungsvolle Fotos, die Sehnsüchte wecken. Um mehr Gäste in die Stadt zu locken, sollen besondere Bilder her. Hobbyfotografen dürfen dabei gerne zuarbeiten.
Von Christine Tscherner
Fotos mit Wow-Effekt –Touristik-Chef Georg Sahnen will das „gigantische Panorama der Stadt“ noch besser vermarkten. Stimmungsvoll sollen sie sei, bei idealem Licht und zu unterschiedlichen Jahreszeiten.
(Archivfoto: Rainer Oppenheimer)
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BINGEN - Die Optik zählt, denn der Mensch ist ein Augentier. Touristik-Chef Georg Sahnen setzt auf die Wirkung starker Fotos, auf Emotion durch gute Bilder. Egal ob aktuelle Posts in sozialen Medien, ob auf Prospekten, Broschüren, Flyern oder beim Auftritt im Internet: „Wir wollen häufiger und gezielt wirkungsvolle Fotos der Stadt einsetzen“, sagt Sahnen im AZ-Gespräch. Und zwar nicht irgendwelche netten Stadtansichten, hübsche Fassaden und pittoreske Gässchen – der ganz große Wow-Effekt ist das Ziel.
Sahnen zeigt Profi-Fotos vom letzten Kulturuferfest: Im Vordergrund Straßenkünstler in Aktion, rundherum staunende Besuchergesichter in Urlaubslaune und im Hintergrund die grünen Hänge des Binger Walds. „Stimmungsvoll“, das ist Sahnens Vokabel. Wie die „Bingen swingt“-Bühne am Rhein-Nahe-Eck zur blauen Stunde, für Sahnen auch ein gelungenes Beispiel für die Zugkraft der Bingen-Optik: „Das gigantische Panorama der Stadt müssen wir noch stärker vermarkten.“
Sehnsüchte durch Bildsprache wecken, das ist die hohe Kunst des Marketings. Und so neu ist der Gedanke nicht. Wer sich in der Rheinromantik-Abteilung des Hildegard-Museums umschaut, auf Turner-Bildern vom Mittelrheintal mit wildem Strom, Lichtstimmung zum Dahinschmelzen und dramatischer Burgkulisse, der erkennt die Wirkung bereits vor 200 Jahren.
Georg Sahnen zeigt den Blick vom Weilerer Hörnchen über Rebhänge hinweg auf Bingen, deutet auf saftiges Grün hinter weißen Ausflugsschiffen und imposantem Rheinpanorama. „Positive und richtig gute Bilder bei idealem Licht und zu unterschiedlichen Jahreszeiten“, das schwebt dem Fachmann vor.
Auch den genauen Winkel für die Rheinfront samt Fluss und Wald hat er bereits vor dem inneren Auge. „Für die Suche nach dem perfekten Spot waren wir mit dem Boot schon auf dem Rhein unterwegs.“ Der Termin für das Shooting steht im Plan. Von den derzeit so populären Drohnenbildern hält der Experte wenig. „Sie lassen Bingen immer klein erscheinen, wie eine Spielzeugstadt. Deswegen brauchen wir das Schiffsthema im Vordergrund, um das Größenverhältnis zu unterstreichen“, sagt Sahnen. Bei aller Bilderflut ambitionierter Bingen-Knipser – „das“ Foto sei noch nicht im Kasten.
„Wer ein besonders gelungenes Foto von einem touristischen Highlight der Stadt mit starker Atmosphäre einfängt, kann uns gern zuarbeiten“, sagt Sahnen. Nicht nur Profis haben schließlich ein Auge für spannende Bingen-Momente. Ganze Facebook-Seiten füllen „Beste Binger Bilder“ oder „Mein Bingen“.
Wen die Sehnsucht packen soll? „Ich wünsche mir mehr Rhein-Main-Gebiet“, sagt der Marketing-Fachmann. Sein Vergleich: Die Münchner lieben den Tegernsee. Eine Autostunde entfernt liegt das Idyll aus Wasser, satten Bergwiesen und Himmel in blau-weiß. „Unsere Nähe zum Rhein-Main-Gebiet, das müssen wir noch viel besser transportieren.“
Und statt immer nur über fehlende Parkplätze an Veranstaltungstagen zu jammern, hebt Sahnen „das unterschätzte Plus von gleich zwei Bahnhöfen in Laufweite zur Innenstadt“ hervor. Sahnen will in simplen Grafiken diese hervorragende Erreichbarkeit mit Bahnhofsnähe und gleich zwei Autobahnabfahrten hervorheben.
Sahnen schwebt für die Zukunft ein Ticketsystem für das Rhein-Main-Gebiet vor, für das kein Studium von Waben, Takten und komplizierten Tarifen erforderlich ist. Weil Bingen mit solchen Wünschen nicht allein ist, brauchen Vorstöße an länderübergreifende Verkehrsverbünde wahrscheinlich noch viel Langmut.
Und noch ein wichtiger Punkt auf der Liste des TI-Chefs: Bislang ist nur die Oberfläche der städtischen Internet-Präsenz auch fremdsprachig verfügbar. Bis hinein in die touristischen Angebote fehlt die Mehrsprachigkeit. „Da müssen wir ran.“ Was bereits viel Lob erntet, ist das turnusgemäß erscheinende Bingen-Magazin – natürlich mit starken Bildern im Großformat.