Das Gebäude an der Basilikastraße soll 2020 auch als Frequenzbringer für die Innenstadt eingeweiht werden. Investitionskosten von 3 Millionen Euro werden zu 80 Prozent bezuschusst.
Von Erich Michael Lang
Reporter Rheinhessen
Hinter dem Gerüst lugt die neue Stadtbibliothek an der Basilikastraße hervor. Der Neubau liegt exakt im Zeitplan.
(Foto: Thomas Schmidt)
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BINGEN - Der beeindruckend riesige Nagel ist eingeschlagen ins Gebälk, das Glas zerschellt auf dem Beton. Das ist bei manchem Richtfest nicht garantiert, denn schon oft konnte erlebt werden, dass der Zimmermann sein Glas von oben runter auf die am Bau aufgehäufte Erde warf: und nichts geschah. Diesmal aber erfolgte die Wurfrichtung von außen nach innen, durch das zum blauen Himmel hin offene Gebälk der neuen Stadtbibliothek hinunter ins Dachgeschoss; nach Vorwarnung sozusagen den Festgästen vor die Füße. Zuvor wurde im traditionellen Dreischritt getrunken auf die Bauherrnschaft, den Architekten und die Handwerker. Und Gott solle das Bauwerk bewahren vor Schaden aller Art. Da hat es der liebe Gott bislang gut gemeint mit dem Neubau an der Basilikastraße, der sich exakt im Zeitplan bewegt und Ende des Jahres fertiggestellt sein soll. Bezugstermin für das rund drei Millionen-Euro-(„und keinen Cent mehr“, so der OB)-Projekt ist dann Anfang 2020.
Das ist eine saftige Investition, die durch Bundes- und Landeszuschüsse in Höhe von 80 Prozent angenehmen trockengelegt wird. Der Buga-Deal, wie Oberbürgermeister Thomas Feser erinnerte. Bingen steht zu seinem Finanzierungsanteil bei der Buga 2029 von 1,5 Millionen Euro, dafür wird die Städtebaufinanzierungen im Programm „Aktive Stadtzentren“ eben auf 80 Prozent hochgeschraubt. Zugleich spart die Stadt durch die konzeptionellen Veränderungen jährlich rund 40 000 Euro an Mieten.
Dass indes die Stadtbibliothek, an die angrenzend auch das Schwarze Haus noch zum Bürgerbüro umgebaut wird, durchaus etwas kostet, war für die Besucher des Richtfestes im Innern beim Gang durch die Etagen augenfällig. Außen, weggeduckt hinter dem Gerüst, ist gar nicht so genau zu erkennen, dass es sich um ein respektabel großes Haus handelt, mit viel Licht und schon jetzt erkennbarem Charakter.
Das einst „schwarze Loch“ an der Basilikastraße wandele sich nun in ein „urbanes Zentrum“, sagt Feser. „Wir treffen jetzt bei der Stadtentwicklung ins Schwarze.“ Mit der Bibliothek komme das Konzept zum Tragen, die Belebung der Innenstadt auch durch Dienstleistungen zu befördern.
Dass die Hoffnungen indes nicht durch die Decke schießen, stellte der Oberbürgermeister klar, die Stadtbibliothek setze den Schlusspunkt des Ausbaus an der Fußgängerzone; die Fußgängerzone selbst werde aber nicht mehr weiter ausgebaut. „Das ist nicht notwendig und wir haben auch keine Mittel dafür.“
Insgesamt solle im Programm „Aktive Stadtzentren“ auch den Funktionsverlusten in der Innenstadt entgegengewirkt werden. Deshalb müssten „Dornröschenstandorte“, wie vormals das Areal an der Basilikastraße, aus dem Schlaf geweckt werden. Es entstehe, zusammen mit der VHS, dem Bürgerbüro, dem George-Haus und dem Kulturzentrum, ein Kulturquartier, ein „Zentrum im Zentrum“. Dies sei für die Innenstadt auch ein Frequenzbringer. Die Bibliothek sei ein wichtiges Angebot auf modernem Niveau.
Ganz wie es sich für eine künftige Bildungseinrichtung gehört, gründet die neue Bibliothek auch auf historischem Boden. In drei Monaten während der Bauzeit haben Archäologen einiges aus römischer und späterer Zeit ans Licht befördert. Die Stücke werden derzeit in Mainz restauriert und sollen dann im Museum am Strom ausgestellt werden.