Binger Sören Heim im Finale des Berliner Polly-Preises
Mit einem Triptychon aus politischer Lyrik stellt sich der Schriftsteller zum zweiten Mal der Jury. Ihm ist es dabei wichtig, an der Schönheit der Kunstform festzuhalten.
Der Binger Literat Sören Heim mag politische Lyrik eigentlich nicht besonders.
(Foto: Heim)
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BINGEN - (red). „Ich bin eigentlich kein so großer Freund politischer Lyrik“, erklärt der Binger Schriftsteller Sören Heim. Das mag ein wenig paradox wirken, denn Heim steht derzeit zum zweiten Mal im Finale des Berliner Polly-Preises für politische Lyrik, das am 19. Oktober in der Lettrétage ausgetragen wird. „Aber politische Lyrik“, findet Heim, „ist meist künstlerisch misslungen. Sie ist regelmäßig im Ton der Predigt verfasst, versucht, was sonst in Pamphleten und Anträgen verpackt wird, leidlich in Rhythmen, Reime und Zeilenumbrüche zu kleiden, und erreicht am Ende doch nur die, die sowieso schon denken, was der Autor denkt.“
Natürlich habe ein Autor Überzeugungen, und sicher fänden die Niederschlag in der Kunst, so Heim. „Aber letztendlich soll das Gedicht Räume für Gedanken und Gefühle öffnen, vielleicht Überzeugungen erschüttern, und vor allem: schön sein. Das mag man dann von mir aus auch politisch nennen.“ Zumindest hat es die Jury so gesehen. Denn das Festhalten an Schönheit, findet Heim, sei in einer Zeit, in der es vor allem gelte, laut zu sein, in der sich mit verbalen Grausamkeiten manche Karriere bestreiten lasse, ja selbst ein Statement.
„Auf zum letzten Gefecht!“ ist das Motto des diesjährigen Polly-Preises. Heim nimmt mit einem Triptychon aus Texten teil, das in klingenden Versen vergangene Verwerfungen mit einer heutigen Welt in Beziehung setzt, die zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit schwankt, und im großen Schlussgesang die Kunst selbst zum Thema macht: „Was heißt das eigentlich? Heute Kunst schaffen zu wollen?“, fragt Heim. „Das ist ein Thema, das mich schon länger beschäftigt. Denn Kunst, will sie mehr sein als Entertainment, blickt ja doch immer mit einem Auge in die Zukunft. Da die Menschheit, sowohl bezüglich des erstarkenden Rechtsradikalismus, besonders aber bezüglich des Klimawandels, zumindest eine ganz reale Chance hat, eine lebenswerte Zukunft zu verspielen, könnte schon der Anspruch, Kunst zu schaffen, fragwürdig wirken.“ Das Prekäre des Trotzdem-Weiter-Machens, das beinah Verrückte, da an der Schönheit festhalten zu wollen – das sei das zentrale Thema des Finalbeitrags.