Vocalensemble Clara Voce und Fotograf Philipp Straßburger erhalten die Auszeichnung.
Von Sören Heim
Preisträger, Jury und Oberbürgermeister bei der Preisverleihung.
(Foto: Sören Heim)
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BINGEN - Das Vocalensemble Clara Voce und der Fotograf Philipp Straßburger sind die Träger des Binger Kunstförderpreises 2018. Der Preis wird seit 1980 im Drei-Jahres-Rhythmus an junge Künstlerinnen und Künstler vergeben, deren künstlerisches Niveau bereits öffentlich sichtbar geworden ist. Am Mittwoch wurde er erstmals in den Räumlichkeiten des im vergangenen Jahr neu gegründeten KunstRaums Bingen in der Salzstraße 14 verliehen.
Die Binger Kunstszene sei für eine kleine Stadt wie Bingen sehr vielfältig, breit aufgestellt und engagiert, hob Oberbürgermeister Thomas Feser zur Begrüßung hervor. Die lokalen Künstlerinnen und Künstler leisteten Beachtliches, das zeige der diesjährige Preis ebenso wie der KunstRaum, in dem der Preis verliehen werde. Der wurde im vergangenen Jahr von den Freizeitkünstlern, die sich seitdem Kunstspektrum nennen, und dem Ehepaar Payrhuber, das dazu die finanziellen Mittel bereitstellt, als Treffpunkt für die Binger Kunst ins Leben gerufen. Und so kann die Preisverleihung gleich umrahmt von der Kunst der Preisträger stattfinden: Musikalisch gestalten Clara Voce den Abend selbst, an den Wänden sind die ausdrucksstarken Fotografien Straßburgers zu bewundern, die größtenteils bekannte Binger Sehenswürdigkeiten und Ecken in ein neues Licht rücken. Die Ausstellung kann noch bis 21. Februar besichtigt werden.
Den Träger des zweiten Preises, Straßburger, würdigte die Kunstlehrerin am Stefan- George-Gymnasium, Helga Persel. Es sei die besondere Kunst der Fotografie, Schönheit in dem zu entdecken, „was jedermann sieht, aber als zu gewöhnlich zur Seite schiebt“, erklärte Persel, ausgehend von einem Zitat Susann Sontags.
Das gelingt Straßburger, wie sich die Gäste gleich überzeugen konnten, indem er immer auf der Suche ist nach besonderen Lichtverhältnissen, sei es, indem er die Kamera überallhin mitnimmt, sei es auch, indem er sich eine besondere Perspektive lange im Voraus ausspäht und auf das richtige Licht und Wetter wartet. Nächtliche Lichtmalereien komplettieren das Repertoire. Die Jury lobte das fotografische Auge des zum Zeitpunkt der Entscheidung erst 14-jährigen Fotografen, und auch die hohe technische Qualität seiner Aufnahmen. Oberbürgermeister Thomas Feser bot an, mit den Binger Stadtansichten von Straßburger den nächsten Binger Kalender zu gestalten.
Der Träger des ersten Preises, das Vokalensemble Clara Voce, dürfte musikinteressierten Bingern bekannt sein. Seit 2010, damals noch als kleiner Projektchor, gestalten die mittlerweile etwa 20 Sängerinnen unter Leitung von Regionalkantor Alexander Müller geistliche und weltliche Lieder aus mehreren Jahrhunderten, mit einem Schwerpunkt auf Werken von oder mit Bezug zu Hildegard von Bingen. Ein großer konzertanter Höhepunkt des Ensembles war das 600-jährige Jubiläum der Basilika St. Martin, als Kompositionen von bedeutenden internationalen Komponisten, extra zu diesem Anlass geschrieben, in Bingen uraufgeführt wurden. Der Chor begeistere nicht nur in Bingen und Umgebung mit seinen Auftritten, sondern trage auf Konzertreisen Bingen auch weit in die Welt hinaus, lobte Feser. Die Jury hob die professionellen Auftritte des Laienchors hervor.
1000 Euro gibt es für den Preisträger, 500 für den Zweitplatzierten. Geld, das, wie Müller und Fotograf Straßburger mitteilen, gleich wieder in die Kunst fließt. Clara Voce plant weitere Produktionen für die Zukunft, unter anderem soll am 6. April in der katholischen Kirche St. Rupertus und St. Hildegard in Bingerbrück die Johannespassion aufgeführt werden. Und Straßburger hat sein Preisgeld bereits wieder in fotografisches Equipment investiert. „Fotografieren ist nun mal kein ganz günstiges Hobby“, sagt er.