Der Bauhof hat vorgesorgt. 200 Tonnen Salz warten auf ihren Einsatz. Im Sponsheimer Lager steht alles bereit – damit bei Glatteis alles glatt läuft.
Von Jochen Werner
200 Tonnen Streusalz warten darauf, vermischt mit Splitt auf Binger Straßen und Gehwegen eingesetzt zu werden.
(Foto: Jochen Werner)
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BINGEN - Autofahrer sind gefordert, sollen „von O bis O“, von Oktober bis Ostern, möglichst Winterreifen aufziehen. Auch wenn die Temperaturen in diesem Herbst bisher das als vermeintlich unnötig erscheinen lassen. Wenn es nach den Vorbereitungen im Binger Bauhof geht, könnte der Winter jedoch beginnen. Klaus-Peter Heyn und sein Team sind jedenfalls bestens gerüstet und auf alle Eventualitäten vorbereitet. Ein Gang durch die heiligen Hallen in Sponsheim zeigt, dass sich die Menschen in Bingen keine Gedanken machen müssen. Der Bauhof hat vorgesorgt.
Heyn, mittlerweile schon seit 15 Jahren Leiter des Bauhofs, zieht das Tor auf, hinter dem rund 200 Tonnen Streusalz darauf warten, vermischt mit Splitt auf Binger Straßen und Gehwegen eingesetzt zu werden. Chemisch ist das alles leicht zu erklären. Auf jeder Eisschicht liegt ein Wasserfilm, der auch nach einem Wegwischen ständig nachgebildet wird. Durch das Salz wird diesem Film das Wasser entzogen. Hydrathüllen bilden sich, das Eis schmilzt, will den Film immer neu bilden. Zudem verhindert das Salz, dass die Wassermoleküle Eiskristalle bilden. Damit wird der Gefrierpunkt auf etwa minus 21 Grad herabgesetzt. Bis dahin sind Autofahrer oder Fußgänger sicher, wenn gestreut ist.
„Anfang November werden die Streuer aufgesattelt“, sagt Heyn. Sollte plötzlicher Frost kommen, steht der Lkw bereit, der Unimog wird momentan noch anderweitig im täglichen Einsatz genutzt. Im Gartenamt würden zusätzlich Schlepper auf einen Einsatz warten, dazu komme ein weiterer Lkw im Bauhof als Reserve, so der Chef. Schließlich könne es immer einen Geräteausfall oder auch ein extremes Ereignis mit plötzlichem Eis oder sehr hohem Schnee geben. Bei einem Einsatz kümmern sich 20 Leute darum, dass alles klappt, jeweils die Hälfte vom Sponsheimer Bauhof und vom Büdesheimer Gartenamt aus.
200 Tonnen Streusalz warten darauf, vermischt mit Splitt auf Binger Straßen und Gehwegen eingesetzt zu werden. Foto: Jochen Werner
Klaus-Peter Heyn ist schon seit 15 Jahren Leiter des Bauhofs. Er weiß: Ordnung und Vorbereitung sind das A und O. Foto: Jochen Werner
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Die Prioritäten sind klar festgelegt: Steilstrecken, Brücken, Hauptverkehrswege, Buslinien und Feuerwehr-Ausfahrten sind zuerst dran. Was zählt, ist die Sicherheit möglichst aller Bürger. Heyn kennt die Stadt wie seine Westentasche. „Der extremste und am schwierigsten zu erreichende Punkt ist die Steilstrecke im Bangert in Bingerbrück“, sagt er. Zumal dann, wenn sein Team unterwegs ist, eben erst die Grundlagen für ein sicheres Vorankommen gelegt werden müssen. Gestreut wird dann so viel wie nötig und so wenig wie möglich.
Ordnung und Vorbereitung sind das A und O. Kontrollen im Internet, das Verfolgen der aktuellen Wetterberichte und Nachrichten im Radio. Einsatzbeginn ist in der Regel zwischen 4 und 4.30 Uhr in der Nacht. Da aber niemand weiß, wann genau es gefriert und gefährlich glatt wird, dürfen die Mitarbeiter eigenständig entscheiden, wenn sie mit den Fahrzeugen unterwegs sind. Generell beginnen bei Temperaturen um den Nullpunkt die Brückenkontrollen. Zwischen plus vier und null Grad bereits besteht die Rufbereitschaft für das Team.
Im Sponsheimer Lager ist alles sortiert. Ein Handgriff und alles, was für einen Einsatz benötigt wird, lässt sich sofort anpacken. Einsätze wegen einer Ölspur, wegen Hochwasser, der Gebäudewirtschaft oder eben dem Winterdienst. Alles hat seinen Platz. Dazu kommt das 24-köpfige Bauhof-Team, das perfekt aufeinander eingespielt ist. Innerhalb von 20 Minuten lässt sich der Streuer auf den Unimog aufsatteln. Auch die beiden Schieber, die bei einer Schneehöhe von rund zehn Zentimetern zum Einsatz kommen, sind rasch am Unimog und Lkw angebaut. Alles ist längst Routine. Die wiederum sei auch notwendig, so Heyn, „denn die Zeit ist immer sehr eng“. Deshalb werden im November bereits die Streukästen zu den markanten Punkten gefahren, etwa zum Bingerbrücker Bangert. In der Nähe des Sportplatzes hat einer hier seinen Platz. So können sich die Bürger im Ernstfall selbst helfen. Wird das auch genutzt? „Wir sind schneller“, sagt Heyn grinsend und weiß, „dass bis jetzt immer alles funktioniert hat.“
In den vergangenen Jahren hatte das Team Glück. Der Salzverbrauch war gleich null. Zwei Jahre musste Heyn kein neues Material bestellen. Glatteis gab es nicht. Das Salzlager jedenfalls ist gut gefüllt. Und sollte das Salz tatsächlich einmal zur Neige gehen, ist innerhalb von zwei Tagen Ersatz beschafft.
Generell bittet Klaus-Peter Heyn um Geduld und Verständnis, die Autofahrer um eine dem Wetter entsprechende Fahrweise. Überall gleichzeitig zu sein, das schaffen auch seine umtriebigen Mitarbeiter nicht. Außerdem sind sie nicht für alle Verkehrswege zuständig. Übergeordnete Straßen fallen in den Zuständigkeitsbereich des Landesbetriebs Mobilität (LBM), also der Straßenmeisterei. Ein Beispiel: Vor Jahren habe ihn eine Dame aus Dromersheim angerufen und sich beschwert, dass auf der Rheinhessenstraße zu viel gestreut würde. „Am Ende mussten wir beide lachen“, denkt Heyn zurück. Denn als Landesstraße ist der Bereich Sache des LBM. Nur eine Ausnahme gebe es, erklärt der Bauhof-Chef: „Bei spiegelglatten Fahrbahnen stellen wir unseren Streuer natürlich nicht ab!“
Zu Schaden gekommen ist in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten niemand. Dafür, dass dies auch so bleibt, setzt sich der Bauhof ein. Dafür geht er Anrufen der Bürger nach und setzt sich ein. Bei Schnee und Glatteis – aber auch wenn etwa ein Schild umgefallen ist, es etwas zu beseitigen oder zu markieren gibt. Und dann sind da noch das Kümmern um den Weihnachtsmarkt, um Festlichkeiten und Veranstaltungen, um Fastnachts- und Martinsumzüge, um die Unterhaltung von städtischen Gebäuden. Es gibt viel zu tun. Erst recht im Winter.