25 000 Narren strömten nach Büdesheim – so viele wie noch nie. Ausgelassene Stimmung dominierte, doch die stark präsente Polizei berichtet auch von etlichen Einsätzen.
Von Jochen Werner
Herzig: Kleine und große Clowns feierten ausgelassen beim Nachtumzug in Büdesheim.
(Foto: Edgar Daudistel)
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BÜDESHEIM - Solch große Menschenmassen hat Büdesheim noch nie erlebt. Die 15. Auflage des Nachtumzuges ließ die Narren tausendfach in den größten Stadtteil strömen. Und viele Anwohner der Berlinstraße nutzten das milde Wetter, hatten Tische und Stühle ins Freie gestellt, feierten schon vor dem eigentlichen, pünktlichen Start des Lindwurms gemeinsam mit Freunden und Bekannten. Die rundum gute Laune steckte an, die Stimmung war vom ersten Moment an grandios.
DJ Josh sorgte vor dem alten Rathaus im Zentrum für Partylust und Vorfreude auf die Fußgruppen und Wagen, die kommen sollten. Moderator Carsten Schröder, diesmal ganz auf sich allein gestellt, bereitete sich gewissenhaft vor, ganz ohne Schoppen und nur mit einer Flasche Cola, um konzentriert zu bleiben. Dass diesmal Paul Petry nicht neben ihm stand, sei zwar schade, „aber ich mache das Beste draus“, kündigte der Sitzungspräsident des TuS vor Beginn an.
Besagter Paul Petry war derweil bei der Zugaufstellung allerbester Stimmung. „Mit 66 Jahren und nach 33 Jahren als Vorsitzender des Vereins kann ich mir einen Traum erfüllen“, grinste er und freute sich darauf, im VW-Bulli, dem Führungsfahrzeug, neben Frank Berlep, seinem Nachfolger im Verein, die Menge zu begrüßen. „Seit der Nachtumzug besteht, wollte ich das einmal machen“, so Petry.
Herzig: Kleine und große Clowns feierten ausgelassen beim Nachtumzug in Büdesheim. Foto: Edgar Daudistel
Auch dieses charmante Wesen war mit von der Partie – und sorgte per Kopfputz für eine stilvolle Illumination. Foto: Edgar Daudistel
Schrei mit Munch: Erstmals bereicherte die junge Kunstwerkstatt mit selbstgebastelten Masken und Kunstwerken das närrische Geschehen. Foto: Jochen Werner
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Drei Guggemusik-Gruppen, eine aus Basel, zwei aus Mombach, dazu die KKM Büdesheim: Gerade in musikalischer Hinsicht hatten Patrick Schwank und sein Organisationsteam mächtig aufgerüstet. Außerdem nahm die Stadtjugendpflege mit der jungen Kunstwerkstatt erstmals am Umzug teil, mit ganz großer Kunst und lauter in dieser Woche selbst gebastelten Masken. „Wir kommen dem Bildungsauftrag nach und sind gespannt, ob die Menge unsere Kunstwerke erkennt“, war Nina Winckler genauso gespannt wie die 25 Kinder und die sie begleitenden Eltern. Kollegin Laëtitia Vétéran-Marie-Catherine fand den Umzug einfach faszinierend, zumal es etwas Vergleichbares in ihrer Heimat nicht gibt. „Da wird Fastnacht höchstens in Grundschulen und mit Kindern gefeiert“, erklärte die Französin. Veroniká Hostinska und Darina Beckhaus hatten eine Woche lang mit den Kindern aus Pappmaché Sonnen und Sterne fabriziert und Lämpchen angeklebt. Klar: Beim Nachtumzug kommt es natürlich auf das Leuchten an!
POLIZEI-BILANZ
Während des Nachtumzugs in Bingen-Büdesheim mussten die eingesetzten Polizeikräfte vermehrt einschreiten, da sich von den insgesamt 25 000 Zuschauern vor allem Jugendliche und Heranwachsende stark alkoholisiert zeigten und aggressiv wurden.
Diejenigen, die ihr Verhalten nach einer ersten Ansprache nicht änderten, wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen, bis sich der Alkohol wieder weitestgehend abgebaut hatte.
Aufgrund der starken Polizeipräsenz im Veranstaltungsraum konnten eine Vielzahl sich anbahnender Auseinandersetzungen bereits im Vorfeld verhindert werden, berichtet die Polizei.
Dennoch kam es im Veranstaltungsbereich zu insgesamt 17 Straftaten, davon sieben Körperverletzungen, zwei Widerstände gegen Polizeibeamte, mehrere Sachbeschädigungen, zwei Beleidigungen zum Nachteil von Polizeibeamten, zwei Verstöße gegen das Waffengesetz und eine sexuelle Belästigung.
Ein Polizeibeamter wurde bei einem Einsatz leicht verletzt.
Schon in der Berlinstraße standen die Menschen diesmal dicht an dicht. Ab der Ecke zur Saarlandstraße gab es dann kaum noch ein Durchkommen. Kein Wunder, denn der Nachtumzug sorgt auch dafür, dass so mancher, der mittlerweile in der Ferne lebt, wieder zurück ans Rhein-Nahe-Eck kommt. Solche wie Klaus Schneider, der für die tollen Tage aus Landshut kam. „Hier wird doch anders gefeiert als in Bayern“, brach er stellvertretend für viele auf dem Rathausplatz eine Lanze für die Fastnacht am Rhein.
Der Nachtumzug ist eine faszinierende Veranstaltung für alle Generationen. Eine, die umso mehr Spaß macht, wenn das Wetter so mitspielt wie in diesem Jahr. Der Zug bleibt eine gelungene Mischung, die allen Narren etwas bieten will. In der es aber auch um die Schau von Motiv- und Partywagen aus Rheinhessen und von beiden Rheinseiten inklusive des entsprechenden Feelings geht.
Entlang der Strecke war der 15. Nachtumzug für viele wieder das absolute Fest. Eines, das auch ein Baum in der Berlinstraße nicht aufhalten konnte. Dessen Äste machten es nötig, dass der hohe Mast eines Seeräuberschiffs kurzfristig eingeklappt werden musste. Kurzum: Die abendliche Straßenfastnacht, die auch der jungen Generation die Möglichkeit zum Feiern gibt, hat sich längst etabliert. Büdesheim 2019 machte einfach Spaß auf mehr!