Bebauung am Binger Fruchtmarkt noch nicht eingetütet
Das Struthsche Haus an der Ecke Amtsstraße/Fruchtmarkt soll saniert werden. Angrenzend plant der Investor eine Neubebauung. Das ist aber vor allem der Abstände wegen umstritten.
Von Erich Michael Lang
Reporter Rheinhessen
Die alte Tankstelle am Struthschen Haus soll abgerissen und durch ein Wohn- und Geschäftshaus ersetzt werden.
(Archivfoto: Thomas Schmidt)
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BINGEN - Im Hintergrund wird um eine genehmigungsfähige Lösung für das Struthsche Haus an der Ecke Amtsstraße/Fruchtmarkt gerungen. Dabei geht es nach AZ-Informationen weniger um das Barockgebäude selbst, das saniert und für Wohnzwecke hergerichtet werden soll; wobei die Garagenzeile vom Fruchtmarkt aus gesehen verschwindet, sodass das Anwesen freigestellt auf der Fläche steht.
Was viel mehr für Diskussionen sorgt, ist eine vom Investor Molitor vorgesehene angrenzende Bebauung. Während das Struthsche Haus zum Fruchtmarkt etwas schräg und rückwärtig versetzt steht, soll die Neubebauung, auf der Fläche der alten Tankstelle, direkt an der Straßenlinie entlang entstehen. Und dabei wird dann die Frage diskutiert, wie sehr in der Blickachse vom Fruchtmarkt aus das neue Gebäude dem Struthschen Haus auf die Pelle rücken darf. Bauamt und Ausschuss fordern einen gemessenen Abstand, der im Erstentwurf so offenbar noch nicht zu erkennen ist.
Vorbau sorgt für Aufregung
Was aber noch viel mehr für Aufregung sorgt, ist eine Art gläserner Vorbau in die Freifläche vor dem Struthschen Haus hinein, der dem Auge nun gänzlich im Weg stünde, wenn sich der Blick vom Fruchtmarkt aus auf das Barockgebäude richtet. Hier scheint es einstweilen noch keine Einigung zu geben. Der Ausschuss erwartet offenbar eine überarbeitete Fassung der Planung.
Davon unabhängig ist bereits grünes Licht für den Abriss der Tankstelle gegeben. Diese Maßnahme wird auch bezuschusst aus Mitteln des Städtebauförderprogramms „Aktive Stadtzentren“. Auch die Garagen könnten bereits niedergelegt werden. Oberbürgermeister Thomas Feser hofft darauf, dass mit diesen vorbereitenden Arbeiten zeitnah begonnen wird, unabhängig davon, wann es die Baugenehmigung für den gesamten Komplex gibt. Der Oberbürgermeister setzt darauf, dass dann Anfang 2020 mit der Gesamtmaßnahme begonnen werden kann. „Die Sanierung wird eine deutliche Verbesserung im Innenstadtbereich ergeben. Außerdem werden wir Wohnungen und Dienstleistung haben“, so Feser.
Die Vorgeschichte des Struthschen Hauses ist lang. Jahrelang hatte sich die Stadt bei dem vormaligen Eigentümer vergeblich darum bemüht, eine Sanierung in die Wege zu leiten. Aufgrund seiner prominenten Lage direkt an einem der wichtigen Zugänge zur Innenstadt galt das Haus als ein besonders ins Auge fallender Schandfleck, vor allem, weil durch die später angebauten Garagen die Anmutung der architektonischen Struktur zerstört war und das Haus sich insgesamt in einem äußerlich heruntergekommenen Zustand befand.
Andererseits aber wurden schon immer große städtebauliche Hoffnungen in das Objekt gesetzt. Denn einmal freigestellt und saniert, wäre es ein imposantes bauliches Ausrufezeichen an sensibler Stelle. Deshalb beispielsweise auch wurde bei einer der Ideenskizzen für den Umbau des ehemaligen Hertie-Gebäudes das Struthsche Haus als Teil miteinbezogen. Daraus wurde bekanntlich nichts. Aber die Erben des Hauses machten schließlich durch den Verkauf an Molitor (Gemünden) den Weg frei für eine Sanierung, um die aktuell sich die Diskussionen drehen. Dabei war abzusehen, dass der Investor aus der Fläche auch einen Mehrwert ziehen will, indem eben nicht nur das Struthsche Haus saniert, sondern die angrenzende Freifläche auch einer Bebauung zugeführt wird.