„Hier und von hier aus lässt sich Geld verdienen“, sagte Innenminister Lewentz in Bezug auf die nächste Buga, von der er eine moderne Infrastruktur erwartet.
Von Jochen Werner
Gute Laune im Vorfeld der Buga (v.l.): Innenminister Roger Lewentz, Oberbürgermeister Thomas Feser, Thomas Metz (Generaldirektion Kulturelles Erbe), Jochen Sandner (Geschäftsführer Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft) und Landtagsabgeordneter Michael Hüttner bei der Eröffnung der Buga-Ausstellung in Bingen.
(Foto: Jochen Werner)
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BINGEN/MITTELRHEIN - Wer eine Ausstellung erwartet, wie man sie aus Museen gewohnt ist, muss enttäuscht sein. Für die Menschen aus der Region, die sich am Mittelrhein auskennen und sich mit dem Projekt Bundesgartenschau 2029 beschäftigt haben, gibt die lediglich aus Roll-Ups bestehende Buga-Ausstellung wenig neue Informationen. Sie kann aber andere Perspektiven eröffnen, stellt in Bildern, Texten und Zahlen das Welterbetal samt geplantem Großereignis unter verschiedenen Aspekten dar, schafft die Verbindung zur Binger Landesgartenschau (LGS) 2008 und der Koblenzer Buga drei Jahre später, und sie zeigt Chancen auf, die in dem Projekt liegen.
Es ist nach der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz die zweite Station der Ausstellung, die Innenminister Roger Lewentz am Mittwochnachmittag im Binger Kulturzentrum eröffnete. Knapp über 100 Gäste konnte Hausherr Thomas Feser begrüßen, darunter viele aus dem Mittelrheintal.
Selbstbewusst, stolz und mit dem Rückenwind durch die LGS forderte Bingens Oberbürgermeister dazu auf, gemeinsam das Abenteuerland Mittelrheintal zu erobern. „Bingen trägt ein nicht unbedeutendes Scherflein dazu bei“, blickte Feser auf die Finanzierung des auf 108 Millionen Euro taxierten Events, das eine Perspektive für die Region schaffen soll, und Chancen bietet, die wegen aktuell fehlender Strukturen notwendigen Investoren an den Rhein zu holen.
GEÖFFNET
Zu sehen ist die Ausstellung im Binger Kulturzentrum am Freidhof bis zum 12. Oktober. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9 bis 16 Uhr, Samstag 9 bis 13 Uhr.
Kann die Buga identitätsstiftendes Element sein, dass sich die Menschen als Mittelrheiner fühlen? Nimmt sie einen virtuellen Brückenschlag auf die jeweils andere Rheinseite vorweg? Schafft sie die Basis für einen florierenden Tourismus? Feser bejahte das, blickte auf das Binger Kulturufer, das seit elf Jahren die Visitenkarte Bingens ist. „Es ist ein Privileg, in so kurzer Zeit in der gleichen Region wieder eine Buga durchführen zu können“, blickte Lewentz auf die Veranstaltungen 2008 und 2011. Jetzt gelte es, eine Aufbruchstimmung hinzubekommen, „denn das Ziel ist durch den Weg zur Buga bestimmt“.
Die wiederum sei nicht parteipolitisch gefärbt, sondern das Anliegen zweier Länder sowie der Kommunen im Tal, dabei untrennbar mit dem Welterbe verbunden. Die Weiterentwicklung des Mittelrheintals solle sanft, sensibel geschehen. Die Stichworte des Innenministers lauteten Verkehrsprobleme, kohlendioxidfrei, behindertengerecht. Eines betonte Lewentz klipp und klar: „Dieses Tal ist keine Museumslandschaft und braucht keine Käseglocke!“
Fit soll es werden für die nächsten Jahrzehnte, mithilfe der Bürger, aber auch mit Mitteln aus dem Investitionsstock für Städtebau und anderen. Auf Bingen kommt im Jahr 2029 ein weiterer Höhepunkt zu: Dann jährt sich der Todestag der Heiligen Hildegard zum 850. Mal. „Wir wollen aber nicht nur auf die große Geschichte schauen, sondern den Blick nach vorne wenden.“ Lewentz will zeigen, dass es sich im Tal gut leben lässt, dass sich hier und von hier aus Geld verdienen lässt. Von der Bundesgartenschau erwarte er eine moderne öffentliche Infrastruktur, barrierefreie und innovative Geschäftsmodelle, die Entwicklung einer Baukultur und qualifizierte Arbeitsplätze gerade auch für junge Menschen“, sagte der Minister, der von einem Marathonlauf sprach. Eines ist bereits geschafft: Viele Kommunen haben sich verstärkt auf den Rhein rückbesonnen. Außerdem ist die Buga bereits heute fast überall gegenwärtig: Die Farbe Blau dominiert, die Fahnen wehen in allen Kommunen im Wind. Der gerade gegründete Verein der Freunde der Bundesgartenschau wächst schnell, hat in allen Gemeinden Rückhalt gefunden. Die Ausstellung zeige, „was das Tal hergibt“, und sei so konzipiert, dass sie perspektivisch auf Wanderschaft gehen und nicht nur den Menschen im Tal, sondern auch denen im Rhein-Main-, Rhein-Neckar-Gebiet oder dem Raum Köln/Bonn Lust auf einen Besuch machen soll. Die konservative Rechnung mit zwei Millionen Besuchern soll mindestens aufgehen. „Wir könnten uns auch andere Zahlen vorstellen“, sagte Lewentz und verwies darauf, dass die Übernachtungszahlen in Koblenz 2018 einen neuen Höhepunkt erreicht und sogar die von Wiesbaden übertroffen haben. Die Zukunft könnte rosig sein, auch wenn noch niemand sagen kann, welche Auswirkungen die Klimafaktoren auf die Veranstaltung haben werden.