Das „Guadagnini Trio“ sorgte für Musikgenuss im Rahmen der Meisterkonzerte in der Binger Villa Sachsen. Dabei kam ein Instrument aus dem Jahr 1796 zum Einsatz.
BINGEN - Ein besonderes Konzert mit einem besonderen Instrument. Weil die Violinistin Alina Armonas-Tambrea ein Instrument der berühmten italienischen Geigenbauerfamilie Guadagnini aus dem Jahre 1796 spielt, nennt sich das Klaviertrio mit dem litauischen Cellisten Edvardas Armonas und der rumänischen Pianistin Anca Lupu, „Guadagnini Trio“. Das international gefeierte Kammermusikensemble mit Standort Darmstadt bescherte dem Meisterkonzertpublikum einen bezaubernden Abend im Rheinsaal der Villa Sachsen.
Das Programm aus George Enescu, Beethoven, Mendelssohn und einer Brahms-Zugabe umriss die verschiedenen Klanglandschaften dieser Instrumentenkombination in ihrer Entwicklungsgeschichte – von Klassik und Romantik bis hinein ins frühe 20. Jahrhundert. Dabei besticht die Möglichkeit, die beiden Streichinstrumente dem Klavier gegenüberzustellen, gleichzeitig aber auch die Streicher miteinander in Kontrast zu setzen, während das Klavier zwischen ihnen vermittelt und schließlich auch jedes der drei Elemente solistisch zu positionieren. Insbesondere die Romantik, die die Ästhetik der Kontraststeigerung weiter vorantrieb, bediente sich gerne dieses Ensembleformats, das mit nur drei Instrumenten eine weite und vielschichtige Farbpalette bietet.
Spektakulär malten die drei versierten Musiker die Klangbilder der geschickt ausgewählten Partituren, von der spätromantischen Melancholie der folkloristisch angehauchten „Sérénade lointaine“, die das Heimweh des rumänischen Komponisten George Enescu aus seinem Pariser Domizil musikalisch verarbeitet, zum ersten Beethoven Opus, einem von Ideen überschäumenden Klanggefüge, das bereits den ungestümen, stürmisch aufbrausenden und dann wieder herzzerreißend sensiblen Meister ankündigt, bis hin zu Mendelssohn auf der Höhe seines Schaffens mit einem Werk, das Schumann dazu hinriss, seinen Komponisten als den „Mozart des 19. Jahrhunderts“ zu feiern, den „hellsten Musiker, der die Widersprüche der Zeit am klarsten durchschaut und zuerst versöhnt“.
Wie auch immer diese Versöhnung der Widersprüche verstanden sein mag, diese Musik durchstreift abgrundtiefe Gefühlswelten mit größtmöglicher Komplexität und fordert dabei die Musiker aufs Äußerste heraus. „Wir wollen den Charakter eines Stücks herausarbeiten und dabei die Gefühle dem Publikum intensiv vermitteln“, so beschreibt Edvardas Armonas die Intention des Ensembles. Die brillante Klavierarbeit von Anca Lupu und eine fast telepathisch anmutende Kommunikation unter den Musikern, die auch den abruptesten fortissimo-Einsatz mit fast unerklärlicher Präzision aus dem nichts explodieren ließen, sorgten dafür, dass diese Zielsetzung in einem eindrücklichen Konzertabend zur Labsal einer dankbar erfüllten Zuhörerschaft verwirklicht wurde.