Auf den Baustellen von Schneider Bau haben längst nicht mehr nur die Männer das Sagen. Fotos: Simone Mager
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MERXHEIM - Es ist eine Erfolgsgeschichte, das Duale Studium bei Schneider Bau. „Das hat sich etabliert“, bewertet Martin Partenheimer. Der Personal- und Marketingleiter des mittelständischen Bauunternehmens kann mit diesem Angebot sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Den Fachkräftenachwuchs sichern und den Frauenanteil in der Belegschaft steigern, denn: Die vier Teilnehmer in dieser Ausbildungsform im Unternehmen, die gerade zeitgleich ihr Studium des Bauingenieurwesens an der Hochschule Koblenz absolvieren oder bereits abgeschlossen haben, sind allesamt Frauen.
Allerdings: In Zukunft wird Schneider Bau seine dualen Studenten wohl nicht mehr an der rheinland-pfälzischen Hochschule ausbilden lassen, sondern auf die Duale Hochschule Baden-Württemberg in Mosbach ausweichen. Denn in Rheinland-Pfalz gibt es kein Studienangebot, das sich explizit an die Studenten richtet, die ihre Semesterferien im Unternehmen verbringen. Die dualen Studenten laufen quasi mit der „normalen“ Ingenieursausbildung mit – und das kann schon mal haken.
Anna Schäfer hat es fast geschafft. 2012 hat sie sich nach dem Abitur am Gymnasium in Kirn für das Duale Studium bei Schneider Bau beworben – und das, obwohl ihr bei der Arbeitsagentur damals noch gesagt wurde: Frauen haben in Bauunternehmen keine Chance.
Auf den Baustellen von Schneider Bau haben längst nicht mehr nur die Männer das Sagen. Fotos: Simone Mager Foto:
Personalchef Martin Partenheimer und Anna Schäfer, die gerade über ein Duales Studium zur Bauingenieurin ausgebildet wird. Foto:
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Doch die junge Frau aus Hochstätten ließ sich davon nicht beeindrucken: „Ich wollte schon immer was in die Richtung machen und nicht so was Typisches wie Bürokaufrau.“ So bewarb sie sich auf eine Annonce von Schneider Bau – mit Erfolg. Eine Klausur steht noch an, dann hängt sie noch eineinhalb Jahre dran, um nach dem Bachelor noch den Masterabschluss zu machen.
„Der Vorteil ist, duale Studenten sind einfach fitter“, stellt Partenheimer fest. Junge Leute, die ausschließlich an der Uni ausgebildet wurden, brächten zwar viel theoretisches Wissen mit. Die praktische Erfahrung fehle aber oftmals. Für den dual ausgebildeten Ingenieursnachwuchs sei der Übergang ins Berufsleben einfacher, und es gebe keine Einarbeitungszeit.
FRAUEN BEI SCHNEIDER-BAU
Aufgrund des hohen Frauenanteils im Unternehmen hielt Personalchef Martin Partenheimer von Schneider Bau auf Einladung des RKW Kompetenzzentrums auf der Fachmesse „Bau 2017“ einen Vortrag zum Thema „Frauen in der Bauwirtschaft“.
In dem familiengeführten Unternehmen arbeiten im kaufmännisch-technischen Bereich fast 46 Prozent Frauen, bei den unter 40-Jährigen sogar über 54 Prozent.
Gerade in den technischen Berufen wie Bauzeichner, Architekt, Bauingenieur oder Projektentwickler sind Frauen stark vertreten.
Den Alltag im Unternehmen mit dem an der Uni in Einklang zu bringen, das sei das Problem mit dem in Rheinland-Pfalz fehlenden dualen Studiengang, weiß Partenheimer. Das Unternehmen habe dazu bereits Gespräche mit der Hochschule und den Kammern geführt. Für die Unis sei es durchaus attraktiv, duale Studenten auszubilden. Doch: „Wir bräuchten mehr Mitstreiter“, stellt Partenheimer fest.
Zwei Auszubildende zum Maurer und Bauzeichner wird Schneider Bau deshalb nach Abschluss ihrer Lehre an die duale Hochschule in Mosbach schicken, die bereits seit den 1970er Jahren Unternehmensnachwuchs auf diese Art ausbildet. Das Angebot sei stark nachgefragt, er könne sich vor Bewerbungen für ein duales Studium kaum retten, schildert Partenheimer.
Zum Dualen Studium in Rheinland-Pfalz sagt Schäfer: „Der Vorteil ist, man kriegt mehr Praxis mit, von der Organisation her ist es allerdings schwierig, weil wir während der Zeit im Unternehmen noch für Klausuren lernen müssen“, schildert sie ihren Alltag. Doch Partenheimer sieht das wiederum positiv: „Umso besonderer ist es, dass sie es gut hinbekommt“, lobt der Personalchef.
Extrem zielstrebig seien die Studentinnen im Unternehmen, lobt Partenheimer. „Frauen sind empathischer, sie gehen Probleme anders an und zeigen oftmals ein beruhigendes Wirken.“ Im Personalbereich in Bauunternehmen zeichne sich ein Bewusstseinswandel ab: Männer gehen in Elternzeit oder Teilzeit, weil die Ausbildung und die Gehälter von Mann und Frau auf gleichem Niveau sind. Das seien die Themen der Personalplanung der Zukunft. Es mache keinen Sinn, wenn sich Unternehmen gegen solche Trends verschließen, stellt Partenheimer fest.
In der Zusammenarbeit mit den Männern hat es noch nie ein Problem gegeben, versichert Schäfer. Sie kann sich vorstellen, einmal als Bauleiterin zu arbeiten – und lässt im Gespräch keinen Zweifel daran, dass sie das hinkriegen wird.