Blaulichtgottesdienst für Unfall-Opfer von Monzingen 2015
Vor drei Jahren kamen am Bahnübergang in Monzingen fünf junge Männer ums Leben. In einem Blaulichtgottesdient erinnerten die Notfallseelsorger an diesen dramatischen Einsatz.
Von Simone Mager
Blumen und ein Transparent erinnern am Bahnübergang in Monzingen an die fünf Jugendlichen, die am 12. September 2015 beim Zusammenstoß mit einem Regionalexpress ums Leben kamen.
(Foto: Simone Mager)
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MONZINGEN/MERXHEIM - Das bemalte Leinentuch ist leicht verblasst. Zwischenzeitlich war es schon einmal verschwunden, aber jetzt hängt es wieder am grünen Blendschutzzaun neben dem Bahnübergang in Monzingen. Das große rote Herz in der Mitte und die beiden Buchstaben A und T wurden nachgemalt. Sie setzen sich leuchtend in Rot und Schwarz vom weißen Hintergrund ab. Frische Blumen stehen auf dem Boden, Grabkerzen davor und Engelfiguren.
Auch ein schwerer Tag für die Einsatzkräfte
Am 12. September jährte sich der Unfall am Monzinger Bahnübergang zum dritten Mal. Vor drei Jahren kamen hier fünf junge Männer am Halbschrankenbahnübergang ums Leben, weil ihr Fahrzeug mit einem Regionalexpress in voller Fahrt kollidierte. In einem Blaulichtgottesdienst in der katholischen Kirche in Merxheim wurde an das tragische Ereignis erinnert, gemeinsam mit Familien und Freunden der fünf Jungs. Gestaltet wurde der Wortgottesdienst vom Team der Notfallseelsorger und dem Kriseninterventionsdienst (KID) im Landkreis Bad Kreuznach sowie musikalisch von Ramona und Oliver Wöllstein. Auch Kreisfeuerwehrinspekteur Werner Hofmann nahm teil.
„Der Satz: ,Zeit heilt Wunden’, der ist falsch. Zeit heilt keine Wunden. Narben bleiben.“ Diakon Joachim Höhn fand deutliche, zugleich tröstende Worte. Der Unfall vor drei Jahren sei ein schwerer Tag, auch für die Einsatzkräfte gewesen, der ihnen bis heute im Gedächtnis geblieben ist. Am Altar brannten fünf Kerzen in Erinnerung an die jungen Männer. Die Einsatzkräfte der Notfallseelsorge und des KID verlasen Texte, in denen sie ihre Gedanken zum Ausdruck brachten: „Ein Stück von uns selbst geht mit“, verbunden mit der Bitte: „Gott, heile meine Wunden.“
In Anlehnung an die alttestamentliche Geschichte von Hiob, schlug Diakon Höhn einen Bogen zur Situation der Hinterbliebenen: 1099 Tage, 26 381 Stunden seien seit dem Tod der Jugendlichen vergangen. „Noch immer stehen Blumen und Kerzen am Bahnübergang in Monzingen. Noch immer halte ich kurz an und vergewissere mich, dass kein Zug kommt, wenn ich den Bahnübergang passiere. Noch immer ist dort nur diese Halbschranke. Es hat sich nichts geändert. Noch immer denke ich kurz an diese fünf Jungs und ich bin sicher, vielen geht es so“, schilderte der Diakon.
Er lud die Gottesdienstteilnehmer dazu ein, in einer kleinen Unterbrechung miteinander ins Gespräch zu kommen und einen Wunsch, ein Gebet oder einen Dank auf einen Zettel zu schreiben und in der „Klagemauer“ der Kirche zu hinterlegen. Die Zettel werden im Osterfeuer verbrannt, an dem die Osterkerze entzündet wird. „Die Klage ist ein erster Schritt aus dem Schmerz heraus. Doch Klagen braucht ein Gegenüber“. Dieses Gegenüber können Familie, Freunde, aber auch Gott sein. Wichtig sei es, über seine Gefühle zu reden, damit man nicht krank davon werde. Anklagen – das gehe auch in einem Gebet. Nein, vom Beten kämen die Verstorbenen nicht zurück, „aber wenn wir alle auch nach drei Jahren zusammenstehen, dann ist ein Leben in der Zukunft möglich. Das schafft Raum für ein kleines Gefühl der Dankbarkeit, dass wir sie kennen durften. Das ist etwas, was von Gott kommt – Dankbarkeit auch im Schmerz.“
Der Gottesdienst endete mit tröstenden Worten und dem Blick nach vorne in hoffnungsvollen Texten, vorgelesen von den Mitgliedern des Notfallseelsorger-Teams.