Café Heimatglück belebt Bad Sobernheimer Innenstadt
Von Simone Mager
Ein Stück echte Familientradition hat Sonja Lang (l.) in der Hand, den „Lina Oma Käsekuchen“. Das Rezept ist ein Geheimnis – und weder aus ihr noch aus Mutter Dorothea Gräff (r.) herauszubekommen. Foto: Simone Mager
( Foto: Simone Mager)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
BAD SOBERNHEIM - Auf der Theke im Café Heimatglück liegt ein rotes Buch, die „Sobernheimer Geschichten“ von Helmut Kochendörfer, eine gebundene Ausgabe aus dem Jahr 1982. Darin finden sich lauter Erzählstückchen und Gedichte rund um die Stadt an der Nahe und eine persönliche Widmung eines Gastes an Sonja Lang zum Start ihres „Cafés Heimatglück“ in der Saarstraße. So manche Sobernheimer Geschichte wird wohl auch an den Tischen mit den braunen Holzplatten und den weißen Beinen erzählt werden. Dazu ein Stück von Lina Omas Käsekuchen, eine Tasse „Sobernheimer Böhnchen“, den Kaffee, den es nur hier gibt, oder vielleicht ein Glas Grauburgunder vom heimischen Weingut – im Café Heimatglück gehört die Stadt zum Programm.
„Wir hatten einen super Start. Das hätte ich nicht erwartet“, zeigt sich Sonja Lang begeistert. Das Gespräch mit der AZ passt gerade so zwischen „zweimal Frühstück bitte“ und ein nettes Geplauder am Tresen, ansonsten ist das Café mitsamt Wirtin völlig ausgebucht. 17 Gäste passen in die kleine Stube mit den grünen Wänden und halb hohen Holzvertäfelungen, an denen alte schwarz weiß Aufnahmen der Saarstraße vom verstorbenen Willi Härter hängen, Aufnahmen aus Zeiten, in denen es noch das Hotel Adler in der Stadt gab.
Auf einer der alten Repros ist der „Friseur Salon Karl Engelke“ zu sehen, die Damen und Herren Friseure anständig in weißen Kitteln gekleidet und in den tiefen Fenstern sitzend. Dorothea Gräff kann sich noch an das Friseurgeschäft erinnern. Heute ist die Mutter von Sonja Lang als Aushilfe im Café und klärt die Gäste, die verwundert fragen, auf: „Ist ja meine Tochter, die das hier macht.“ Sie ist kurzfristig eingesprungen, weil eine Aushilfe erkrankt ist.
Von "Glück für Zwei" bis Handkäs mit Mussig
Mit viel Liebe zum Detail hat Sonja Lang das Café eingerichtet. Die Karte ist auf einem kleinen Klemmbrett befestigt, es gibt ein französisches Frühstück oder das „Glück für Zwei“, das „Glück des Tages“, das Sowwerummer Käsje – Handkäs mit Mussig – oder Mett-Liebe-gemacht, ein überbackenes Mettbrötchen. Gerätselt hat auch schon so mancher Gast, was sich hinter „Gemenges“ verbirgt, buntes Durcheinander heißt es in der Karte vielversprechend. Oder das Hausmeister-Brötchen, das Mohrenkopfbrötchen samt detaillierter Bauanleitung, ein Klassiker aus der Schulzeit.
Etwas Besonderes ist der Kaffee des Hauses, das „Sowwerummer Böhnche“. Er kommt aus Indien und wird in der Mainzer Kaffeemanufaktur, die vom Magazin „Der Feinschmecker“ als eine der besten Röstereien Deutschlands ausgezeichnet wurde, geröstet. „Der hat etwas Ehrliches und Authentisches. Das ist uns wichtig“, versichert Sonja Lang, die von sich selbst sagt, sie sei ein „Geschäftskind“ und ergänzt: „Ich mag es, wenn sich hier Menschen begegnen, die über die Tischgrenzen hinweg miteinander schwatzen.“
Raum für Plaudereien und Schwätzchen soll es bei schönem Wetter auch draußen vor dem Café geben. Die Stadt hat schon Zustimmung zur Außenbestuhlung signalisiert. Man kann es sich lebhaft vorstellen: Bei Sonnenschein die Saarstraße rauf und runter betrachten, einen Kaffee oder einen Wein dazu trinken – und das „Heimatglück“ ist perfekt.