18-Jähriger ist jüngster Fluglehrer in Bad Sobernheim
„Mit der Natur verbunden sein, sie zu nutzen und zu verstehen, wie das Wetter sich entwickelt“ – das ist es, was Jonathan Sutor am Segelfliegen fasziniert. Ein Rundflug.
Von Simone Mager
Sie lieben das Fliegen: Thomas Rathmann (l.) und Jonathan Sutor vom Flugsportverein Sobernheim.
(Foto: Simone Mager)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
BAD SOBERNHEIM - Der Tanz mit den Vögeln im Wind ist fast geräuschlos. Und er verläuft in Kreisen, langsam abwärts. Wie in einer anderen Welt fühlt man sich im Segelflugzeug. An diesem Samstagvormittag ist das Wetter jedoch trüb, es regnet leicht, keine guten Bedingungen für den Segelflug. Das prüft Jonathan Sutor anhand von Wetterkarten im Internet. Mit gerade einmal 18 Jahren ist er der jüngste Fluglehrer im Flugsportverein auf dem Domberg. Wie Ausbildungsleiter Dr. Thomas Rathmann verbringt er seine Freizeit auf dem kleinen Flughafen über Bad Sobernheim.
Allenfalls für einen Start mit dem Motorsegler reicht es an diesem Tag. Schnell ist der Flieger mit den langen Flügeln und dem kleinen Propeller vorne aus dem Flugzeughangar geschoben. Sutor nimmt Platz und prüft Schritt für Schritt mit Ruhe und Genauigkeit anhand einer Checkliste, ob das Flugzeug startbereit ist: Kopfhörer auf, Funkverbindung steht, Öldruckanzeige steigt, alle Insassen angeschnallt, Tank gefüllt. Los geht’s.
Etwas holprig bahnt sich das tuckernde Flugzeug seinen Weg auf die grüne Rasen-Landebahn. Nochmal ein Check, eine kurze Kontaktaufnahme mit Thomas Rathmann im Tower, Startzeit festhalten und dann nimmt der Flieger Fahrt auf, der Sitzdruck steigt. Und dann hebt er ab. Die Orte werden kleiner, die Landschaft sieht von oben aus wie ein grün-gelber Flickenteppich aus Wiesen und Rapsfeldern. Es kribbelt Jonathan Sutor ein wenig in den Fingern, den Motor in der Luft auszuschalten und auf dem Wind zu gleiten. Doch das Wetter gibt es nicht her.
Sie lieben das Fliegen: Thomas Rathmann (l.) und Jonathan Sutor vom Flugsportverein Sobernheim. Foto: Simone Mager
Bei schlechtem Wetter fürs Segelfliegen startet Jonathan Sutor mit dem Motorsegler. Foto: Simone Mager
2
So knattert der Motor weiter vor sich hin und auch wenn das kein Segelflug ist, lässt sich erahnen, was den jungen Piloten begeistert. Es ist das, was ihn nach der ersten Landung noch einmal durchstarten lässt und ihn gleich wieder nach oben zieht. „Mit der Natur verbunden sein, sie zu nutzen und zu verstehen, wie das Wetter sich entwickelt. Bei einem langen Segelflug von sieben Stunden habe ich so viel erlebt wie in einem Jahr. Fünf Minuten Zeitunterschied – und man befindet sich in einer völlig anderen Situation“, schwärmt der 18-Jährige. Und Rathmann ergänzt: „Alles ausblenden, abschalten und fühlen, jetzt bin ich abgelöst von dem Globus da unten.“
PILOT FÜR EINEN TAG
Wer sich selbst am Steuer eines Segelflugzeuges oder einer Motormaschine ausprobieren will, hat beim Schnupperfliegen Gelegenheit dazu. Am 29. Juni und am 21. September lädt der Flugsportverein dazu ein, sich als „Pilot für einen Tag“ auszuprobieren.
Der Flugsportverein Sobernheim zählt derzeit 177 Mitglieder. 2018 wurden 564 Flugstunden von den Segelfliegern absolviert – 200 Stunden mehr als im Vorjahr.
Der Verein weist darauf hin, dass es in der ersten Ferienwoche zu verstärkten Flugbewegungen am Domberg kommen kann, weil der „Luftsportverband Rheinland-Pfalz“ seinen Streckenfluglehrgang durchführt.
Segelfliegen – das darf man, sobald man an die Pedale vom Flugzeug kommt, so etwa mit 14 Jahren, erklärt Rathmann. 33 Flugschüler gibt es derzeit auf dem Domberg. Der Verein ist offen für weitere. Eingeschränkte Farbsichtigkeit oder Brillenträger sind heute keine Ausschlusskriterien mehr für das Segelfliegen.
Jonathan Sutor ist ein Flughafengewächs und verbringt mit seiner Familie viel Zeit auf dem Domberg. Es braucht für das Segelfliegen ein gutes Gespür fürs Wetter. „Man sucht nach dem Start die erste Thermik“, schildert der junge Flieger. Kumuluswolken geben Hinweise darauf, aber auch die Vögel, deren Kreise der Segelflieger im Flugzeug beobachtet. „Wenn ein Vogel kreist, ist das ein Hinweis auf Aufwinde. Die Tiere haben mir so schon oft geholfen.“ Sutors Ziel ist es, möglichst viele Gegenden zu erkunden. Den Ort für sein Studium, das er bald antritt, sucht er auch nach dem Kriterium „gute Thermik“ aus. „Idealerweise kommt man nach einem Segelflug wieder zurück zum Heimatflughafen. Doch es kommt schon mal vor, dass man die Wettersituation falsch einschätzt und keine Aufwinde mehr findet.“ 2016 hatte Jonathan seine erste Außenlandung auf einem Acker am Donnersberg und musste abgeholt werden. „Ich hab mich gefühlt wie der König der Welt“, sagt der junge Pilot, der mittlerweile anderen das Fliegen beibringt und der regelmäßig am Jugendvergleichsfliegen teilnimmt. Als bester Sobernheimer Streckenflieger des Jahres hat er den Von-der-Eltz-Pokal gewonnen. Jeden seiner Flüge dokumentiert er in seinem Flugbuch. Es sieht schon ziemlich benutzt aus.