Wie steht es um den Kaufhof in Bad Kreuznach?

Galeria Karstadt Kaufhof befindet sich seit Jahren im Überlebenskampf, die derzeitige Energiekrise setzt der Warenhauskette erneut enorm zu.

Galeria Karstadt Kaufhof gibt nach wie vor nicht preis, welche Standorte in Gefahr sind. So wird die Lage vor Ort eingeschätzt.

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Bad Kreuznach. Ein Kaufhaus, in dem Kunden fast alles finden können: Wolle oder Töpfe im Kellergeschoss, Schuhe oder Sportbekleidung in den oberen Etagen, Dessous, Schmuck oder Kinderspielzeug. Einst konnten Kunden in der Kreuznacher Filiale sogar ein Mittagessen in der dazugehörigen Kantine genießen und sich noch einen neuen Haarschnitt gönnen. An anderen Standorten werden außerdem mitunter Lebensmittel angeboten. Trotzdem: Kaum zwei Jahre nach einem ersten Schutzschirmverfahren gerät der Konzern erneut in finanzielle Schwierigkeiten. Mindestens ein Drittel der 131 Filialen mit insgesamt 17.000 Beschäftigten müssen nach Ansicht von Galeria-Chef Miguel Müllenbach geschlossen werden. Trotz vieler Nachfragen hält sich Galeria Kartstadt Kaufhof bedeckt, gibt keinerlei Hinweise auf Standorte, die besonders gefährdet oder aber besonders geschützt sein könnten. Externe Analysten wiederum spekulieren darauf, dass maßgeblich sein könnte, wer in Besitz der jeweiligen Immobilie ist (wir berichteten). Nun bringt der Onlinehändler „buero.de“  neuen Schwung in die Spekulationen, hat er doch angekündigt 47 Filialen des insolventen Kaufhauskonzerns übernehmen zu wollen, darunter auch die in Bad Kreuznach. Wie ntv und focus.de berichteten, möchte „Büro.de” keine Standorte schließen und zudem allen Beschäftigten ein Angebot machen.

Doch die Ungewissheit bleibt: Ein unsäglicher Zustand für alle Mitarbeiter, die bereits vor zwei Jahren um ihre Jobs gebangt haben, findet Monika Di Silvestre, die bei Verdi Rheinland-Pfalz Landesfachbereichsleiterin für Handel ist. „Das ist sehr unzufriedenstellend für die Mitarbeiter. Man spielt vor dem Hintergrund der ohnehin bestehenden wirtschaftlichen Krise und auch der nahenden Vorweihnachtszeit mit den Ängsten und Gefühlen vieler Menschen”, kritisiert sie das Vorgehen des Konzerns, nur peu à peu die Karten auf den Tisch zu legen. Das sei ein unerträglicher und eigentlich auch nicht hinnehmbarer Zustand. „Von den Beschäftigten ist nichts mehr zu holen”, betont sie zugleich und verweist auf das viele Geld, auf das Angestellte in den vergangenen Jahren verzichtet hätten, um zur Sanierung des Unternehmens beizutragen. Auch Verdi selbst erhalte keinerlei Informationen von Galeria Kaufhof und kann auch etwa zu Umsatzzahlen des Bad Kreuznacher Standortes keine Hinweise geben. „Die halten sich mit Zahlen sehr bedeckt”, weiß Di Silvestre. Das bestätigt die knappe Antwort aus der Pressestelle des Konzerns. Man verweist auf die Verhandlungen mit den Vermietern, aber auch Fragen rund um die Flächennutzung, energetische Sanierungen, Modernisierungs- und Baumaßnahmen. Ob ein Standort erhalten bleiben könne, sei stark abhängig von diesen Gesprächen.

Gut verwurzelt bei der Kundschaft? Die Kaufhof-Filiale in Bad Kreuznach könnte gute Überlebenschancen haben.
Gut verwurzelt bei der Kundschaft? Die Kaufhof-Filiale in Bad Kreuznach könnte gute Überlebenschancen haben. (© Laura Schöffel)

Ein Standort mit „tollen Umsätzen”?

Wie wird die Lage vor Ort eingeschätzt? Beigeordneter Markus Schlosser, in dessen Dezernat auch die Wirtschaftsförderung angesiedelt ist, erinnert sich noch gut an das letzte Mal. „Seinerzeit hatte sich gezeigt, dass der Kaufhof in Bad Kreuznach im Vergleich zu anderen Standorten gemessen an der Einwohnerzahl der Stadt tolle Umsätze macht. Dazu kam ein toller Vermieter, mit dem man reden konnte”, sagt Schlosser und zeigt sich deswegen guter Hoffnung, dass die Kaufhof-Filiale in Bad Kreuznach bestehen bleiben wird. Vonseiten der Stadt habe man allerdings nur wenig Einfluss darauf, wenngleich sich der Beigeordnete einen kleinen Seitenhieb nicht nehmen lässt. „Natürlich muss man eine Innenstadt auch attraktiv halten. Dazu gehört dann vielleicht auch ein Mantelsonntag oder dass man gut in die Stadt einfahren kann. Eine Erhöhung der Parkgebühr ist dabei natürlich kontraproduktiv”, so Schlosser. Auch wenn konkrete Einflussmöglichkeiten gering sind, versprach der Beigeordnete, dass man alles tun wolle, um die Kaufhof-Filiale in der Innenstadt erhalten zu können.

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Auch Michael Scholle, der gemeinsam mit seiner Schwester Melanie Colling Eigentümer des Gebäudes ist, glaubt an den Standort Bad Kreuznach. Zu Verhandlungsdetails möchte er sich derzeit nachvollziehbarerweise nicht äußern. „Wir waren vorher schon in Verhandlungen mit Galeria Kaufhof und sind es natürlich auch jetzt“, sagt er lediglich. Er rechnet damit, im Laufe dieses Monats Näheres darüber zu erfahren, „was er wissen muss“. So viel er derzeit wisse, strebe man vonseiten des Konzerns aber an, das Weihnachtsgeschäft wie geplant durchzuführen und die Mieten zu zahlen. „Ich kann mir vorstellen, dass sich mittelgroße Häuser wie das in Bad Kreuznach leichter tun, weil sie vor Ort gut verwurzelt sind“, glaubt Scholle. Wie auch Schlosser weiß er zudem, dass die Kaufhof-Filiale in Bad Kreuznach immer schon „gut gelaufen” sei. Man habe vor ein paar Jahren umgebaut und in eine Rolltreppe investiert, erst im vergangenen Jahr seien neue Möbel zum Einsatz gekommen. „Das Haus sieht frisch und einladend aus“, so Scholle. Seiner Empfindung nach goutierten das die Bad Kreuznacher. Als es vor zwei Jahren bereits um Standortschließungen gegangen ist, sei Galeria Kaufhof auf die Vermieter zugekommen und hätten nach deren Beitrag gefragt. „Nach 60 Jahren Kaufhof in Bad Kreuznach entschieden wir uns seinerzeit selbstverständlich dafür, mit der Miete entgegenzukommen. Unser Angebot wurde aber nicht mal ganz ausgeschöpft“, erinnert sich Scholle. Seines Wissens sei der Standort auch damals kein Wackelkandidat der letzten Sekunde gewesen. 

„Der generationenübegreifende Marktführer ist er nicht mehr”

Andreas Schnorrenberger, Sprecher von „Meine Stadt Bad Kreuznach”, sieht das nicht ganz so entschieden, wenngleich er selbst bei Kaufhof gelernt habe und es mit Wehmut sehen würde, wenn das alteingesessene Geschäft aus dem Stadtbild verschwinden würde. „Trotzdem finde ich, dass eine Stadt immer im Wandel ist. Einen Bestandsschutz soll und kann es für niemanden geben”, sagt Schnorrenberger. Er glaubt daran, dass Kaufhof eine bestimmte Zielgruppe erreicht und in die Innenstadt lockt. Der generationenübergeifende Marktführer, den das Geschäft sehr, sehr lange in Bad Kreuznach dargestellt habe, sei Kaufhof aber nicht mehr.