Unerwünschte Übernachtungsgäste: Lkw-Fahrer in Stromberg
Die Anlieger „Am Lindchen“, VG Stromberg und Polizei sind sich klar: Der Müll und die Beschimpfungen von rastenden Lkw-Fahrern müsse aufhören. Jetzt geht es nur noch darum: Wie?
Von Sonja Flick
„Nur Zulieferer frei“ – einige Lkw-Fahrer halten sich daran, andere nicht.
(Foto: Sonja Flick)
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STROMBERG - „Das Problem kennen wir ja – also, ich kenne das jetzt seit zehn Jahren“, sagt Hans-Peter Adam (Rewe-Markt). Er war einer, der zum Treffen zwischen den Vertretern der Anliegergemeinschaft „Am Lindchen“, der Verbandsgemeinde Stromberg und der Polizei kam. Das Problem: Seit Jahren parken die Lkw im Gewerbegebiet, direkt „Am Lindchen“, das genau auf der Gemarkungsgrenze von Stromberg und Warmsroth liegt.
Die Schilder erlauben lediglich Anliegern die Durchfahrt, es gilt absolutes Halteverbot. Ein Anliegen, das haben ja alle irgendwie. Bei den einen ist es der Einkauf. Die anderen parken, verbotenerweise, um zu schlafen oder ihren Müll aus dem Lkw zu entsorgen. Da es keine sanitären Anlagen gibt, wird die Notdurft gleich mit verrichtet, Fäkalienbeutel und Urinflaschen landen gemeinsam mit dem Müll in den Hecken der Anwohner und Gewerbetreibenden. Ja, auch das ist verboten. Sprechen die Anlieger die Fahrer auf ihr unrechtes Verhalten an, werden sie ausgelacht und beschimpft. Nazi, Hitler oder Rassist, heiße es dann. Andeutungen, wie das Ziehen und Abdrücken einer Waffe, werde auch immer wieder gebraucht, erzählt Kurt Schillinger, Sprecher der Anliegergemeinschaft. „Wir helfen durch unsere Wachsamkeit gerne der Polizei, aber wann dürfen wir hier auch mal Hilfe von Polizei und anderen Entscheidungsträgern erwarten?“, fragt Schillinger, der mit seiner Frau Elli „Am Lindchen“ wohnt. Das Ehepaar ist fertig mit den Nerven, ihr Haus gleicht inzwischen einem Hochsicherheitstrakt. Auch die anderen Anwohner hätten Angst, trauten sich nachts kaum mehr auf die Straße.
„Das können wir sehr gut nachvollziehen. Aber wir befinden uns nun mal im Gewerbegebiet“, erinnert Polizeihauptkommissar Andreas Holländer. Die Fahrer unterliegen ihren Lenkzeiten, verrichten, wenn auf den Rasthöfen kein Platz ist, auch schon mal anderswo ihre Pausen und Ruhezeiten. „Und ihr Geschäft“, fügt Hans-Peter Adam ein. In einem Gewerbegebiet sollte die Möglichkeit für die Fahrer bestehen, auch mal eine Pause einzulegen, meint Holländer weiter. Nur: Da dies in erster Linie ruhender Verkehr sei, betreffe das Stromberg, und nicht die Polizei, erörtert der Polizeihauptkommissar. Hier wären regelmäßige Kontrollgänge seitens der VG angebracht. „Wenn die Probleme so nicht in den Griff zu bekommen sind, müssen bauliche Maßnahmen ergriffen werden“, rät Holländer. Sein Tipp: ein Verkehrskonzept erstellen lassen. Außerdem macht Holländer noch einmal deutlich, dass bei Straftaten sofort die Polizei gerufen und das Kennzeichen notiert werden soll. Eine genaue Bestimmung des Fahrzeuges wäre ebenfalls sehr hilfreich. Bei Falschparkern rät er, ein Bild zu machen, die Uhrzeit zu notieren und das Fehlverhalten des Fahrers anzuzeigen. Dies würde bereits so praktiziert, es existiere sogar eine WhatsApp-Gruppe, bestätigen die Schillingers und Andrea Ross. Letztendlich liege es aber im Ermessen der Bußgeldstelle, ob sie reagiert. So zeige sich das Bußgeldverfahren gerade bei Fahrern, die nicht aus Deutschland kommen, meist schwierig. Aber eben diese Sattelschlepper seien es überwiegend, die „Am Lindchen“ parken würden, erzählt Kurt Schillinger. Die Polizei habe damit jedenfalls nichts zu tun – wenn ein solches Verfahren eingestellt würde, dann durch die Staatsanwaltschaft, lenkt Holländer sofort ein.
Andrea Ross, Leiterin des Ordnungsamtes der VG Stromberg, hält häufigere Kontrollen vom Ordnungsamt durchaus für sinnig, allerdings würde ihr Kollege schon jetzt oft nach Feierabend und an Wochenenden „Am Lindchen“ vorbeischauen. „Rund um die Uhr können wir nicht kontrollieren“, sagt Ross. „Welche Maßnahmen können ergriffen werden, damit wir nicht mehr zugeparkt werden?“, will Jörg Kemper (Opel Autohaus) schließlich wissen. „Vielleicht eine Verkehrsverengung“, schlägt Hans-Peter Adam vor. „Ich bin da ganz bei Ihnen, aber der rechtliche Aspekt muss beachtet werden“, erinnert Holländer und erwähnt noch einmal die Erstellung eines Konzepts. Das sollte auf jeden Fall angestoßen werden, nickt Kemper.
Der Ball geht also an die VG. Mehr oder weniger. Beschlüsse müssten gefasst werden, beraten, wie man weiter verfährt. Besonders die Frage: Wer nimmt Geld in die Hand? Denn auch ein Planer kostet. Nichtsdestotrotz: Die Sache wird auf den Weg gebracht. Es kommt Bewegung in die Geschichte – und hoffentlich eine zufriedenstellende Lösung für alle Beteiligten. Ohne Müll, Beschimpfungen und ein Leben in Angst.