Winterbach, Ippenschied und Gebroth kämpfen für ihren Dorfladen
Zum 1. Februar soll der Dorfladen von Winterbach schließen, der auch für Ippenschied und Gebroth wichtig ist. Die drei Bürgermeister haben eine Fragebogenaktion gestartet.
Von Wolfgang Bartels
Die drei Bürgermeister (von links) Werner Rebenich, Reinhard Koch und Jürgen Klitzke sind fest entschlossen, ihren Dorfladen zu retten.
(Foto: Wolfgang Bartels)
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WINTERBACH - Er hat den Resopal-Charme der 60er Jahre. Es riecht nach frischen Brötchen im Dorfladen von Winterbach. Vorne links die aktuellen Tageszeitungen, dazu die Paketannahme, die Tiefkühltheke, frisches Obst und der kleine Getränkeshop. Auch ohne Auto müsste niemand verhungern in Winterbach. Der Dorfladen hat alles, was man zum Leben braucht – und zwar morgens ab 6.30 Uhr. Noch. Denn zum 1. Februar 2019 droht die Schließung.
„Schuld“ daran sind die großen Lebensmittelmärkte, die zurzeit zwölf Kilometer entfernt von Winterbach in Waldböckelheim gebaut werden. In einem der Märkte wird die Bäckerei Andrae einen großen Backshop einrichten. Bäckermeister Ralf Andrae betreibt aber auch den Winterbacher Dorfladen, der offenbar mit den neuen Märkten uninteressant wird für ihn. Zudem geht die langjährige Verkäuferin in Winterbach in den Ruhestand.
Ortsbürgermeister Werner Rebenich reagiert kämpferisch auf die Hiobsbotschaft. Beim Einkauf der Brötchen fürs Frühstück sagt er nur: „Wir werden uns den Laden hier nicht nehmen lassen.“ Unterstützung findet er bei seinen Nachbarbürgermeistern Reinhard Koch (Ippenschied) und Jürgen Klitzke (Gebroth), deren Einwohner ebenfalls im Winterbacher Laden einkaufen gehen. Gut tausend Einwohner wären von einer Schließung des Ladens betroffen. Gemeinsam haben die drei Bürgermeister nun eine Gegenstrategie entwickelt.
Sie haben herausgefunden, dass das Land sogar eine eigene Unternehmensberatung mit der Unterstützung der Dorfläden beauftragt hat. Volker Bulitta von „M.Punkt RLP“ empfahl den Bürgermeistern zunächst, mit einer Fragebogenaktion das Kaufverhalten und die Wünsche ihrer Bürger zu erforschen. Dieser sechsseitige Bogen mit 21 detaillierten Fragen kursiert zurzeit in den drei Dörfern und kann ausgefüllt im Dorfladen in eine Box geworfen werden. Es wird nicht nur gefragt, was die Bürger vom gegenwärtigen Angebot halten, sondern auch: „Was sollte bei einem neuen Dorfladen auf jeden Fall verbessert werden?“ Eine weitere Frage lautet: „Könnten Sie sich vorstellen, bei der Errichtung oder Betreibung eines neuen Dorfladens in Winterbach zu unterstützen?“
Denn den Bürgermeistern ist klar: Es wird keine große Lebensmittelkette kommen, um in Winterbach einen Laden aufzumachen. Das geschieht nur dort, wo die großen Verkehrsströme vorbeifließen, eben in Waldböckelheim oder auch in Fürfeld und Frei-Laubersheim. „Wir werden die Schaffung eines neuen Ladens unterstützen, aber mit Vernunft und Augenmaß“, wie Reinhard Koch erklärt. Vorbild sind die gemeinschaftlich betriebenen Dorfläden in Guldental oder Hergenfeld. Rebenich ist sicher: „Nach diesem Modell könnte ein Dorfladen auch in Winterbach mit einer schwarzen Null betrieben werden.“
Man habe die Hoffnung, dass sich sehr schnell ein geeigneter Träger findet. Und: „Es gibt auch schon eine Person, die den Laden führen will.“ Der heutige 2. Oktober ist der letzte Tag zur Abgabe des Fragebogens. Bis Ende Oktober soll er ausgewertet sein. Dann wird es konkret in Winterbach, wie der Dorfladen erhalten bleiben kann.