Friedbert Ritter vom Forstamt Soonwald schreibt über die Inspiration des Waldes
Von Wolfgang Bartels
Eine alte Eiche im Soonwald – für Förster Friedbert Ritter ist der Wald auch ein Ort der Meditation, der Kontemplation – und der Spiritualität, denn jeder Baum gehört zur Schöpfung. Foto: Wolfgang Bartels
( Foto: Wolfgang Bartels)
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ENTENPFUHL - Franz von Assisi, dessen Namen Papst Franziskus erwählte, als Vorbild eines Försters im Soonwald? Was auf den ersten Blick erstaunen mag, ist beim näheren Hinsehen gar nicht so verwunderlich. Nachhaltigkeit und schonender Umgang mit der Natur, der Schöpfung, gehören zum Handwerkszeug eines Försters. Dazu hat Friedbert Ritter (54), der kommissarische Leiter des Forstamts Soonwald, jetzt ein eigenes Buch veröffentlicht, sozusagen als „Philosoph im Försterrock“. „Neue Impulse für den Wertewandel“ heißt das Werk, an dem er drei Jahre lang nach Feierabend, aber auch während des Urlaubs in Südtirol geschrieben hat. Der Untertitel lautet: „Für eine ethisch-spirituelle Perspektive in der Nachhaltigskeitsdiskussion.“
Ein Förster sieht die Welt mit eigenen Augen, zum Beispiele die Sturmkatastrophen und die zahlreichen Windwürfe der letzten Jahrzehnte: „Der Wald zeigt es uns, wenn wir die Regeln der Nachhaltigkeit verletzen. Menschliche Eingriffe haben zu einem Klimawandel geführt – und der Soonwald sieht heute ganz anders aus als noch vor fünfzig Jahren. Nicht nur Stürme, auch Trockenperioden setzen dem Wald zu.“ Vor allem der „Brotbaum“ der Förster, die Fichte, verschwindet mehr und mehr, hat Ritter beobachtet. Ursache all dieser Entwicklungen sei, dass der Mensch sich nicht an die Regeln der Nachhaltigkeit halte, sondern diese verletzte. Und für den Förster entsteht daraus auch ein Konflikt: „Aus wirtschaftlicher Sicht brauchen wir die Fichte, aber wegen der Klimaentwicklung wird sie bei uns kaum noch gedeihen.“ Andere Baumarten wie Eiche, Tanne und Douglasie könnten die Rolle des Brotbaums übernehmen. Vor genau 300 Jahren hat ein Förster namens Hans-Carl von Carlowitz die Regeln der Nachhaltigkeit entwickelt, die leider allzu oft vergessen werden. Deshalb hat Ritter sein Buch geschrieben.
Totholz ist Lebensraum und Lebenssymbol
Was heißt das für den Förster im Soonwald? Er fordert eine ökologische Ausrichtung des Waldes. Holz hat nicht nur einen ökonomischen Wert für die Sägeindustrie. Abgestorbene Baumstämme, die als „Totholz“ im Wald bleiben, haben keinen Gebrauchswert mehr, dafür aber einen hohen Eigenwert als Lebensraum zahlreicher Pflanzen und Tiere. Und dazu hat das Totholz noch einen Symbolwert als Zeichen der Vergänglichkeit des Lebens.
DAS BUCH
Friedbert Ritter, „Neue Impulse für den Wertewandel – Für eine ethisch-spirituelle Perspektive in der Nachhaltigkeitsdiskussion“, Oekom-Verlag, 142 Seiten, 19,95 Euro, ISBN 9783960060215. Im November wird Friedbert Ritter sein Buch im Bad Kreuznacher Dietrich-Bonhoeffer-Haus vorstellen. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.
Ritter ist kein praxisfremder Träumer. Er ist aufgeschlossen für modernste Techniken und hat auch die GPS-gesteuerte Holzernte eingeführt. Und der Kreis schließt sich: „Mit den modernen Geräten erreichen wir, dass wir schonender mit dem Waldboden umgehen, und somit können wir ihn nachhaltiger bewirtschaften.“
Auf 142 Seiten hat Friedbert Ritter seine Überlegungen zusammengefasst – eine anspruchsvolle Lektüre. Ob er unter die Esoteriker gegangen sei, wird er von manchen seiner Kollegen gefragt. Ritter antwortet ihnen: „Ich gehe von einer christlichen Spiritualität aus, nicht von irgendeiner Esoterik. Und genau das entspricht dem offenen Ansatz, den einst Franz von Assisi verkörpert hat.“
Der Prior der Benediktinerabtei Weltenburg, Pater Michael Gebhart, schreibt in seinem Vorwort: „Friedbert Ritter ist sich der Bedeutung und Notwendigkeit von Maßnahmen bewusst, die unsere Welt schützen – und für die kommenden Generationen Lebensgrundlage sein lässt.“ Der Förster vom Soonwald hat ein Werk vorgelegt, das viele Anregungen gibt, weit über die alltäglichen Aufgaben eines Forstamtsleiters hinaus. Oder, wie Benediktiner-Pater Gebhart schreibt: Der Gedanke der Nachhaltigkeit „entspricht ganz dem Geist des Heiligen Franziskus, die Erde rücksichtsvoll und in Geschwisterlichkeit zu bewohnen, pflegen und bewahren“.