Mit bunten Luftballons feierten evangelische Christen in Weinsheim das Pfingsfest. „Kersch to Fly“ – Kirche zum Fliegen war das Motto, unter dem die Ballons in den Himmel stiegen.
Von Wolfgang Bartels
Mit bunten Luftballons feierte die evangelische Gemeinde Weinsheim-Rüdesheim das Pfingstfest wegen der Corona-Pandemie vor der Kirchentür.
(Foto: Wolfgang Bartels)
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WEINSHEIM - „Ist der Heilige Geist gruselig?“, will die vierjährige Anna wissen. Pfarrer Alexander Eckes lacht und erklärt: „Nein, er hat seinen Jüngern sogar die Angst genommen. Und er hat dafür gesorgt, dass alle sich verstanden haben, obwohl jeder in einer anderen Sprache geredet hat.“ Die kleine Anna hat zuhause schon gehört, dass sich damals auf den Köpfen der Jünger jeweils eine Flammenzunge niedergelassen hat. Eckes erzählt die Geschichte zu Ende: „Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden. Jetzt konnten sie die Botschaft Jesu in die ganze Welt tragen.“ Deshalb, so Eckes, feiert die Kirche beim Pfingstfest ihren Geburtstag: „Der Heilige Geist hat den Jüngern wieder Mut gemacht – und das war die Geburt unserer Kirche.“
„Herzlicher Glückwunsch“ ist mit bunten Buchstaben auf die Kirchentür geschrieben. Vor der Kirche treffen nacheinander Erwachsene und Kinder ein, um gruppenweise das Pfingstfest zu feiern – ganz anders als gewohnt. Da noch keine Gottesdienste in der Kirche stattfinden können, hat Pfarrer Eckes zu einer Aktion „Kersch to Fly“ eingeladen, übersetzt etwa „Kirche zum Fliegen“. Fliegen sollen die vielen bunten Luftballons. Jeder, der möchte, kann eine Karte mit einem Fürbittgebet ausfüllen und sie dann mit einem Heliumballon auf die Reise ins Blaue schicken. „Kersch to Fly“ folgt übrigens auf die Aktion „Kersch to Go“, bei der die Gemeinde am Himmelfahrtstag unterwegs war mit einem liturgischen Spaziergang zu einem Wegekreuz im Tal des Ellerbachs. Nun ist die Gemeinde gespannt, was sich Eckes im Laufe des Sommers nach „Kersch to Go“ und „Kersch to Fly“ noch einfallen lässt.
Gottesdienste wären zwar wieder erlaubt, doch sie müssten unter strengen Vorsichtsmaßnahmen stattfinden. Maximal fünfzehn registrierte Personen dürften überhaupt teilnehmen, alle mit Schutzmaske. Abendmahl und Gesang wären nicht möglich. Unter diesen Umständen verzichtet die Gemeinde lieber auf Gottesdienste: „Wir sind der Meinung, dass dies für uns noch keine adäquate Form ist, um Gott und unseren Mitmenschen in der Kirche nahe zu kommen, da sie eher Beklemmungen, Irritation und Unsicherheit, vielleicht sogar Angst auslöst, als befreiend und tröstend zu wirken.“
Ganz anders die fröhliche Aktion „Kersch to Fly“ draußen vor der Kirchentür. Es gibt keine lange Predigt und keine langen Gebete. Aber auch hier wird auf Sicherheitsabstand und Hygiene geachtet. Trotzdem bieten die vielen Luftballons und die aufgestellten Tafeln ein buntes Bild. Auch heute, so heißt es im Text einer „Mikroandacht“, fragen sich viele Menschen: „Was soll nun werden?“ Doch niemand müsse verzweifeln: „Jesu Botschaft lebt und bleibt – trotz Corona.“