Die Gemeinde Weinsheim hat Schilder aufgestellt, die vor dem Eichenprozessionsspinner in den Wäldern warnen. Die Haare der Raupen verursachen Hautausschläge und Asthma-Anfälle.
Von Wolfgang Bartels
Revierförster Ralph Barme (links) und der Weinsheimer Ortsbürgermeister Heiko Schmitt haben Warnschilder auf den Spazierwegen aufgestellt.
(Foto: Wolfgang Bartels)
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WEINSHEIM - Haarig, giftig und gefährlich sind sie – die Raupen und Nester des Eichenprozessionsspinners. Er lauert auch in den Wäldern rund um das alte Warnamt bei Weinsheim – und deshalb hat die Ortsgemeinde gemeinsam mit dem Forstamt Warnschilder an den Zuwegen aufgestellt. Das Betreten des Waldes ist zwar nicht verboten, sollte aber mit der notwendigen Vorsicht geschehen.
Tatsächlich: Wer genauer hinschaut, kann an so manchem Eichenstamm auf der Rinde die Nester entdecken oder weiter oben in den Kronen mehr oder weniger große Gespinste, in denen sich die Raupen aufhalten. Wer ihnen zu nahe kommt, kann heftigen Hautausschlag, einen allergischen Schock oder gar Asthma-Anfälle bekommen, denn die Raupen besitzen Brennhaare, die bei Berührung leicht abbrechen und in die entstehende Wunde ein Nesselgift injizieren. Selbst nach gut fünf Jahren können die in den Nestern verbleibenden winzigen Brennhaare noch toxische Reaktionen auslösen. Also ist die Raupe ein ungemütlicher Zeitgenosse, vor dem sich Spaziergänger hüten sollten.
Der wichtigste Tipp, den Revierförster Ralph Barme geben kann, lautet: „Gebührenden Abstand von diesen Gespinsten halten. Bloß nicht versuchen, sie mit einem Stöckchen zu beseitigen. Denn das wirbelt die giftigen Härchen erst recht auf.“
Revierförster Ralph Barme (links) und der Weinsheimer Ortsbürgermeister Heiko Schmitt haben Warnschilder auf den Spazierwegen aufgestellt. Foto: Wolfgang Bartels
Die Larven des Eichenprozessionsspinners können bei Berührung Hautausschläge, einen allergischen Schock oder gar Asthma-Anfälle auslösen. Foto: Wolfgang Bartels
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Die Raupen gehen in Gruppen von 20 bis 30 Exemplaren im Gänsemarsch auf Nahrungssuche – das erinnerte den Namensgeber offenbar an eine Prozession. Die Raupen fressen die Eichen kahl, sodass von den Blättern nur noch die Mittelrippe übrig bleibt. Die Eichen können bei einem gehäuften Vorkommen des Insekts durchaus geschädigt werden, zumal, wenn das Ereignis in mehreren Jahren nacheinander auftritt.
Für den erfahrenen Förster ist das Vorkommen dieses Nachtfalters und seiner Raupen in der Region relativ neu. Barme berichtet, dass sie erstmals 1995 im Nieder-Olmer Wald bei Mainz aufgetaucht seien und sich dann über Rheinhessen ins Naheland vorgearbeitet hätten. Um 2010 seien sie erstmals im Stadtwald von Bad Kreuznach gesehen worden, und jetzt breiten sie sich immer stärker in den Bereichen des Soonwalds aus. Der Grund liegt auf der Hand: Der Eichenprozessionsspinner liebt die Wärme. Deswegen finden sich befallene Bäume eher dort, wo die Eiche voll in der Sonne steht, weniger mitten im dunklen Wald.
Die heißen Sommer der letzten Jahre haben die Ausbreitung des Schadinsekts stark begünstigt. Zudem schwächt die lang anhaltende Trockenheit die Eichen, sodass der drei Zentimeter große Falter leichtes Spiel hat. Ob sich hier schon der Klimawandel zeigt, das will Barme nicht beurteilen. Doch die immer weiter um sich greifende Verbreitung des gefährlichen Insekts könne nicht mehr als „normales Naturereignis“ abgehandelt werden, so Barme: „Dafür sind die Häufungen zu stark.“
Etwas gegen den Schädling machen, können die Forstleute kaum. Dazu Barme: „Es verbietet sich von selbst, flächendeckend Insektengifte zu versprühen, etwa vom Hubschrauber. Damit würden auch alle anderen Insekten geschädigt.“ Jedoch an sensiblen Stellen, zum Beispiel an Grillhütten, Unterständen und auch an vielbegangenen Wanderwegen, werden die Nester abgesaugt: Ein Forstarbeiter im Schutzanzug lässt sich von einem Steiger an die Nester fahren und saugt sie mit einer Art Staubsauger ein. Der Sammelbeutel wird später in einer Müllverbrennungsanlage verbrannt. Doch Barme appelliert auch an die Waldbesucher, selbst auf die Gefahren zu achten. Deswegen wurden die Warnschilder an den Wegen in den Wald aufgestellt.
Auch Ortsbürgermeister Heiko Schmitt bekräftigt: „Wir können jetzt nicht den ganzen Wald nach Raupennestern absuchen. Aber wir wollen die Bürger informieren und warnen. Die Leute müssen die Gefahr kennen – und auch Bescheid sagen, wenn sie auf eine empfindliche Stelle stoßen.“ Schmitt bittet ausdrücklich darum, Raupennester in der Nähe von Häusern, Sitzbänken, Spielplätzen und ähnlichen Stellen zu melden.
Die Vorsichtsmaßnahmen müssen natürlich auch bei Ausflügen der Kindertagesstätte oder bei Ferienfreizeiten gelten: „Niemandem soll der Spaß genommen werden, sich in der freien Natur auszutoben, doch die Betreuer müssen einfach sensibel sein.“