Die VG Rüdesheim will die alte Bahntrasse zwischen Odernheim und Oberhausen für den Nahe-Radweg aktivieren. Geklärt werden muss, wer für die Sicherung des Tunnels zuständig ist.
Von Wolfgang Bartels
Der Schotter ist völlig überwuchert, die alte Bahntrasse kaum noch zu erkennen. Trotzdem, so die Überlegungen in der Verbandsgemeinde Rüdesheim, könnte die alte Eisenbahnstrecke zwischen Odernheim und Oberhausen als Teil des Nahe-Radweges ausgebaut werden.
(Foto: Wolfgang Bartels)
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VG RÜDESHEIM - Jetzt sieht Heinz-Michael Schwerbel doch noch Licht am Ende des Tunnels. Der Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Rüdesheim zerbricht sich seit Monaten den Kopf, wie man den Nahe-Radweg zwischen Boos und Oberhausen familienfreundlicher machen kann – denn bisher fühlen sich auf diesem Abschnitt nur Extremsportler wohl. Hinter dem Niederthäler Hof bei Schloßböckelheim geht es steil hinauf zur Domäne. In der Tourenbeschreibung heißt es: „Eventuell das Fahrrad schieben.“
Eine erste Idee zur Lösung des Problems diskutierte der Ausschuss für Tourismus bereits im April: den Bau einer Brücke über die Nahe in der Nähe des Niederthäler Hofes und die Fortführung des Radweges am anderen Naheufer bis Oberhausen. Eine zweite Variante schloss Schwerbel damals noch aus: die Nutzung der alten Eisenbahntrasse zwischen Staudernheim und Oberhausen. Denn diese Trasse führt durch einen Tunnel, der erst einmal gesichert werden müsste. Schwerbel damals: „Wir können uns den Tunnel nicht aufhalsen. Das wird finanziell ein Fass ohne Boden.“
In der jüngsten Sitzung des Tourismus-Ausschusses hörte sich das ganz anders an. Schwerbel hat inzwischen einige Berechnungen angestellt. Eine Brücke, 2,25 Meter breit, damit zwei Radfahrer aneinander vorbeifahren können, würde rund 600 000 Euro kosten. Dazu käme noch die Herrichtung des Weges am anderen Naheufer. Der Ausbau der alten Bahntrasse zwischen Odernheim und Oberhausen würde bei einem sandgebundenen Belag 900 000 Euro kosten, bei einer Asphaltbedeckung 1,5 Millionen Euro. Ob Brücke oder Bahntrasse – eine Förderung aus Landesmitteln sei bei rein touristischen Projekten schwierig, so Schwerbel. Doch habe die Verbandsgemeinde Bad Sobernheim bereits signalisiert, dass sie sich am Ausbau der Bahntrasse auf ihrem Abschnitt beteiligen wolle. Bleibt das Problem mit dem Tunnel. Dazu Schwerbel: „Wir wollen den Tunnel nicht übernehmen, wir wollen nur ein Nutzungsrecht. Wir wissen nur noch nicht, wer uns das geben kann.“ Denn unklar ist, wer für den Tunnel verantwortlich ist. Ist es noch die Deutsche Bahn, oder hat das Land den Tunnel in Eigentum übernommen? Dazu Schwerbel: „Alle halten sich dazu bedeckt.“
Attraktiv wäre die alte Bahntrasse auf jeden Fall, auch wenn sie inzwischen völlig zugewachsen ist. 1904 wurde die „Strategische Bahn“ zwischen Bad Münster und Homburg/Saar fertiggestellt. Sie sollte dem Truppenaufmarsch des Deutschen Reiches gegen Frankreich dienen. In einer militärischen Denkschrift hieß es zur Begründung: „Seit Jahrhunderten ist bei allen Kämpfen zwischen germanischen und gallischen Völkern das Glantal von den beiderseitigen Heeren durchzogen worden.“ Zum Beginn des Ersten Weltkrieges fuhren täglich 20 schwere Militärzüge in Richtung Westfront. Das wiederholte sich zum Beginn des Zweiten Weltkriegs: Transporte für den Bau des Westwalls und für den Truppenaufmarsch.
1961 wurde die Bahn zwischen Bad Münster und Odernheim stillgelegt, die Gleise wurden abgebaut. Zwischen Bad Münster und Niederhausen entstand der äußerst attraktive Radweg, danach verliert sich die Trasse aber im wuchernden Gestrüpp. Zwischen Staudernheim und Altenglan werden die alten Militärgleise inzwischen für friedliche Fahrrad-Draisinen genutzt, die zum touristischen Zugpferd des Landkreises Kusel geworden sind. Da liegt die Idee nahe, auch im Bad Kreuznacher Landkreis etwas aus der Trasse zu machen. Beigeordneter Schwerbel hat bereits eine Erkundungstour über die alte Trasse samt Tunnel unternommen. An vielen Stellen ist der Schotter mittlerweile von Sträuchern und vielen Brennnesseln überwuchert. Am wichtigsten sei es jedoch, dass die Trasse noch vorhanden ist und nur auf den Ausbau als Radweg wartet.
Die nächste Aufgabe ist es nun, die Finanzierung zu klären. Dazu Heinz-Martin Schwerbel: „Es ist ein Großprojekt – und das braucht Zeit.“