Im Rüdesheimer Weingut Welker-Emmerich hat sich alles versammelt, was sich in 90 Jahren Geschichte der Motorisierung Rang und Namen verschafft hat.
Von Wolfgang Bartels
In Rüdesheim gab es gut 120 schön restaurierte Oldtimer zu bewundern.
(Foto: Wolfgang Bartels)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
RÜDESHEIM - „Der Buckel-Volvo hat dasselbe Baujahr wie ich, nämlich 1958.“ Franz-Josef Schulz ist sichtlich stolz auf seinen schwarzen Volvo PV 444 L mit immerhin 60 PS unter der Haube und richtigen Türklinken.
„Das ist eben mein Hobby“, sagt der Bad Kreuznacher, der das schwedische Schätzchen auf Hochglanz poliert hat. Der Volvo ist nur einer von gut 120 Oldtimern, die sich im Hof des Weinguts Welker-Emmerich und auf dem Bolzplatz nebenan versammelt haben, dazu noch jede Menge historische Zweiräder und Traktoren – kurzum: eine Schau durch 90 Jahre Geschichte der Motorisierung. Die zwei ältesten Automobile sind ein Ford A Phaeton und ein Ford A Tudor, beide Baujahr 1930.
„Classic trifft Wein“ heißt das Motto der Veranstaltung, die nun schon zum zwölften Mal über die Bühne geht. Veranstalter ist der Verein „Classic Automobile Rüdesheim e.V.“ mit der treffenden Abkürzung „CAR“. Vorsitzender und Ortsbürgermeister Jürgen Poppitz stellt jeden einfahrenden Oldtimer über Lautsprecher vor. Die Frauen erhalten eine Rose zur Begrüßung, die Männer ein Foto ihres Autos vom Treffen im Vorjahr. Zwischen zwei Ansagen meint Poppitz nur: „Immer mehr im Ort haben Gefallen an Oldtimern gefunden, und dann haben wir eben den Verein gegründet. Mit sieben Mitgliedern haben wir vor zwölf Jahren angefangen, heute sind wir 42.“ Motoren röhren, im Weingut riecht es nach Benzin und Diesel. Gerald Kübler aus Boppard ist mit seinem Spider 2.0, Baujahr 1981, zum ersten Mal dabei: „Das ist eine wunderschöne Atmosphäre hier.“
Nebenan poliert Horst Gemünden aus Rüdesheim seinen Opel Commodore GS, Baujahr 1968 – also „aus jener Zeit, als Opel noch richtige Autos gebaut hat“, schmunzelt der stolze Besitzer. In einer Scheune in Bulgarien hat er das Auto vor Jahren entdeckt und mit einem Hänger nach Rüdesheim gebracht: „Alles ist noch original. Das Auto ist weniger als 100 000 Kilometer gefahren.“
Passend zu den Oldtimern wird auf der Bühne die Musik der 60-er Jahre geboten. Gespielt wird diese Musik von einer Band mit dem passenden Namen, nämlich „The Sixties“. Im Hof protzt die Corvette Stingray mit ganz vielen PS. Daneben stehen die bescheideneren Wagen vom Typ Fiat 500 und VW-Käfer. Der Opa zeigt dem Enkel, was er vor langer Zeit mal für ein Auto gefahren hat. Die Fans streiten, ob Autos früher schöner waren oder warum die Autos heute alle langweilig aussehen. Und immer wieder kommen Porsches und Mercedes SL auf den Hof gefahren. Veranstalter Poppitz: „Hier sieht man, was sich sonst das ganze Jahr in den Garagen des Landkreises versteckt.“
Historische Autos, Wein, Musik und gute Laune – diese Mischung kommt in Rüdesheim einmal wieder bestens an.