Ein „toller Bürgersinn“ und die richtige Balance zwischen Tradition und Moderne – die Bewertungskommission von „Unser Dorf hat Zukunft“ war begeistert. Ob es zum Sieg reicht?
OBERHAUSEN - „Dieser Rundgang durch Oberhausen war ein großartiges Vergnügen, und die Kommission hat sich äußerst wohlgefühlt.“ Diese Worte von Elmar Henke, Vorsitzender der Bewertungskommission des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ auf Bundesebene, waren Balsam für Ortsbürgermeisterin Annelore Kuhn und all die vielen Helfer, die sich akribisch und mit Herzblut auf den Besuch der 19 Juroren vorbereitet hatten. „Verdient“ hatte sich Oberhausen den Stress durch Goldmedaillen auf Kreis-, Gebiets- und Landesebene.
Henke hatte noch mehr positive Eindrücke gewonnen. Er lobte den „tollen Bürgersinn“, er hatte gespürt, dass sich die Menschen im Dorf wohlfühlen. Schließlich war der Tross von Oberhäusern wieder beträchtlich. „Es sind so viele, weil sie hinter ihrem Ort stehen“, stellte eine strahlende Ortschefin ganz „bescheiden“ fest. „Mir ist aufgefallen: Oberhausen ist ein Dorf für alle Generationen“, bilanzierte Henke.
Dass die Natur geschützt und gepflegt wird, hatte die Kommission ebenfalls notiert. Beeindruckt hatten Henke auch die Ausführungen des VdP-Winzers Helmut Dönnhoff, der sich dem nachhaltigen Weinbau „Fair’n’Green“ angeschlossen hatte, der hohe Mindestanforderungen stellt. Auch das imponierte: die glückliche Balance zwischen Tradition und Moderne. Henke machte das unter anderem an der großen Energie fest, durch Eigenleistung schnelles Internet in das knapp 400-Seelen-Dorf zu bekommen (mit Unterstützung Duchroths), da kein Telekommunikationsanbieter dafür zu gewinnen war. Das war ein wichtiger Meilenstein nicht nur für private Haushalte, sondern auch für die überdurchschnittlich vielen Unternehmen mit insgesamt 176 Arbeitsplätzen. Zu dem Gleichgewicht aus Vergangenheit und Zukunft zählte aber auch, gezielt zu sanieren und dabei alte Bausubstanz zu erhalten, wie es beim früheren Bahnhof und dem Güterschuppen erfolgte. Als zukunftsweisend bewertete Henke außerdem die interkommunale Zusammenarbeit bei Projekten – auch jetzt bei der Gestaltung der Vitaltour „Geheimnisvoller Lemberg“ mit Feilbingert und Niederhausen.
Urnenbestattungen unter Weinreben kommen an
Als „außergewöhnlich“ stufte Henke das Vorhaben ein, Urnenbestattungen unter Weinreben zu ermöglichen. Auf seine Frage, ob man sich die Rebsorte aussuchen kann, „vielleicht Riesling“, erhielt er von Landschaftsplanerin Caroline Engelhardt allerdings eine abschlägige Antwort, denn vorgesehen sind Rebstöcke der Sorte Muskat bleu mit ungenießbaren Früchten.
Der Wein, beziehungsweise die Rebblüte, hatte aber offensichtlich auch Einfluss auf die Stimmung der Kommission, die in Oberhausen als dem ersten von 30 Orten Station machte. Die grazile Blüte strömt einen betörenden Duft aus „und versprüht gute Laune. Wir sind guter Laune!“, hatte Henke schon bei der Begrüßung im Weingut Dönnhoff angekündigt.
Humorvoll meinte Henke zum Schluss, und das war wohl das Fazit der zahlreichen Eindrücke von Oberhausen: „Ich habe einen neuen Vorschlag für ein Leitbild: ‚Was immer ich beginne, ich halte es durch‘“, zitierte er Hildegard von Bingen, die außerdem durch den Hildegardisweg, aber auch durch den Garten mit Pflanzen, die auch die große Mystikerin, Äbtissin und Naturwissenschaftlerin verwendete, und den Pilgerstempel eng mit Oberhausen verknüpft ist. Aber der Leitspruch, der bisher für Oberhausen galt, war jedenfalls auch von Erfolg gekrönt: „Oberhausen soll eine liebens- und lebenswerte Weinbaugemeinde bleiben!“
Ungewöhnlich war auch die Vorstellung des Ortes. Die Ortschefin erledigte das mit einem Video-Clip und dem fast schon provozierenden Intro: „Sie wollen wissen, ob Oberhausen eine Zukunft hat?“ Sowohl in der Einspielung als auch beim Rundgang wurde das deutlich. Unumwunden gab Kuhn aber auch zu, dass es noch Baustellen gibt. Dazu gehört das Gemeindehaus, das dringend saniert und barrierefrei umgebaut werden muss.
Ob es für Oberhausen beim Wettbewerb auf Bundesebene Gold, Silber oder Bronze geben wird – verbunden mit 15 000, 10 000 oder 5000 Euro – wird am 11. Juli bekannt gegeben. Die Preise werden am 24. Januar 2020 im Rahmen der Grünen Woche in Berlin verliehen. Schirmherr des Wettbewerbs unter der Ägide des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.