Oberhausen mit Ortschefin Annelore Kuhn will Fördergelder für den Kita-Anbau nicht verfallen lassen, auch wenn Niederhausen nicht mitspielt.
Von Beate Vogt-Gladigau
Ob Niederhausen als Partner für den Anbau des Kindergartens dabei ist, ist noch nicht ganz sicher.
(Foto: Beate Vogt-Gladigau)
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OBERHAUSEN - „Die Kinder sind die wirklichen Lehrmeister der Menschheit.“ Dieses Zitat des österreichischen Poeten Peter Rosegger haben die Gesetzgeber wohl verkehrt verstanden, als sie im Kindergartenbereich immer striktere Forderungen nach Betreuung bis ins Babyalter forderten – ohne die Umsetzung ausreichend zu finanzieren. Davon kann nicht nur Oberhausen ein Lied singen. Partner im Duett des Trauerspiels ist Niederhausen.
Wie die AZ berichtete, stellt Niederhausen Förderanträge (Eingabeschluss 15. April) für einen Anbau, in dem zwei Gruppen Platz haben. Ob die Fördersumme ausreicht, nachdem der Kreis seine Richtlinien nach oben korrigierte, entscheidet der Rat in seiner nächsten Sitzung. Nun aber hat auch Oberhausen nach längerer Debatte einen Förderantrag für einen rund 500 000 Euro teuren Anbau auf den Weg gebracht. Hintergrund: Der Einrichtung am Fuße des Lembergs sind Niederhausen und Oberhausen zugeordnet. Eine Gruppe soll darin in Oberhausen Platz haben. Im Dezember noch hatten die Oberhäuser Gemeindevertreter beschlossen, einen Zuschussantrag erst zu stellen, wenn Niederhausen als Partner mit im Boot ist, hat Bürgermeister Markus Lüttger (CDU) in der entsprechenden Niederschrift nachgelesen. Obwohl Niederhausen bei den Oberhäuser Plänen nicht mitspielen möchte (AZ berichtete), wird Lüttger den Antrag auf den Weg bringen. Denn Ortschefin Annelore Kuhn plädierte im Gleichklang mit ihren Beigeordneten, diesen Schritt nun trotzdem zu gehen, damit Fördergelder nicht verfallen. Es ist davon auszugehen, dass die Gelder aber nur einem der beiden Projekte zufließen.
Mit vorsichtigen Worten umschrieb Uwe Kessel von der Bauverwaltung das anvisierte Neubaugebiet „Im Brühl“ als „komplexes Thema“. Seit über drei Jahren wird darüber diskutiert. Als problematisch hatte sich die Oberflächentwässerung für das rund 1,5 Hektar große Terrain mit 23 Bauplätzen erwiesen. Dafür konnte jetzt eine Lösung gefunden werden, die auch die Behörden und der Kreuznacher Abwasserbetrieb akzeptieren. Aber Oberhausen müsse sich „jetzt“ entschließen, ob die Gemeinde die etwa 1,255 Millionen teure Erschließung angehen möchte oder das Vorhaben aufgeben. Denn die Fachleute, die das Hochwasserschutzkonzept für die VG Rüdesheim erarbeiten, werden am morgigen Freitag erwartet, und die Alternativlösung mit Regenrückhaltungen (als Ausgleich dafür, dass das Oberflächenwasser in die Nahe abgeleitet wird – Flächen dafür müssen noch gesucht werden), sollte in deren Plänen berücksichtigt werden. Zu bedenken sei aber auch, dass die Finanzkraft von Oberhausen für dieses Projekt dann über Jahre gebunden sei, so Kessel. Auch müsse man sich gut überlegen, ob der Bedarf von über 20 Häuslebauern mit einem Grundstückspreis bis zu 120 Euro in den kommenden fünf Jahren realisiert werden kann, um die Erschließungskosten zu decken. Die Stimmungslage im Vorfeld abzuklopfen, beurteilte Lüttger als sehr vage, denn die Bauherren in spe möchten erst die Straßen und ihr konkretes Grundstück sehen. Andererseits könne die VG nicht über Jahre das Neubaugebiet von Oberhausen finanzieren.
KEINE ZEIT
Kein Blatt vor den Mund nahm Bürgermeister Markus Lüttger (nicht zum ersten Mal) mit Blick auf das Gebaren der Gesetzgeber, die die Situation in den Kitas nicht erleichtern. Denn es wird juristisch angerichtet, was die Kommunen auslöffeln müssen. Früher hatte man einen Vorlauf von gut drei Jahren ehe die Kinder in die Kita kamen. Jetzt können sogar schon Kids ab der achten Woche in der Einrichtung betreut werden. „Wer soll denn innerhalb von einem Vierteljahr darauf reagieren?“, fragte Lüttger.
Mit großer Mehrheit sprach sich der Rat dafür aus, das Neubaugebiet weiter zu verfolgen. Beginn zur Erschließung könnte nach Einschätzung von Kessel im Frühjahr 2020 sein.