Teuer wäre beides. Deshalb will sich der Gemeinderat die Entscheidung zum Kellergewölbe erst einmal offen halten.
Von Wolfgang Bartels
Bei der Sanierung des Dorfplatzes in Mandel wurde ein altes Kellergewölbe entdeckt. Seitdem wird über Zuschütten oder Erhalten diskutiert. Beides kann teuer werden. Jetzt wurde erst einmal beim Land ein Antrag auf Förderung für die Stabilisierung des Gewölbes gestellt.
(Foto: Wolfgang Bartels)
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MANDEL - Der Gemeinderat tut sich schwer mit dem wiederentdeckten Kellergewölbe unter dem Schlossberg. Erst beschloss der Rat: Zuschütten. Dann führte ein Bürgerantrag dazu, dass dieser Beschluss wieder zurückgenommen wurde. Der Keller solle als historisches Zeugnis der Mandeler Weinkultur erhalten bleiben, entschied der Rat im Mai. Ein Bürger formulierte damals in der Ratssitzung: „So ein Keller ist doch wie ein Sechser im Lotto. Andere Dörfer stellen Plastik-Schautafeln auf, um ihre Weinbautradition zu betonen – und wir haben so einen originalen Schauplatz mitten im Dorf, genau dort, wo sich die Leute treffen sollen, wenn der Dorfplatz fertig ist.“ Doch trotzdem ist längst nicht alles klar. In der jüngsten Ratssitzung wurde die Erhaltung wieder in Frage gestellt, weil diese einigen Ratsmitgliedern zu teuer wird.
Gutachten bescheinigt Tragfähigkeit
Bei der Neugestaltung des Dorfplatzes war das vergessene Gewölbe entdeckt worden. Weil darüber eine Straße verläuft, stellte sich schnell die Frage, was auf Dauer passieren könnte, wenn regelmäßig schwere Fahrzeuge darüber fahren. Deshalb beschloss der Gemeinderat im November nach einer ersten statischen Überprüfung, das Gewölbe zuzuschütten, um einen Zusammenbruch des Gemäuers zu verhindern. Dieser Beschluss wurde nach dem Bürgerantrag korrigiert, ein Gutachten solle erst einmal zeigen, wie aufwendig eine Erhaltung wäre. Diese Unterlagen liegen inzwischen vor.
Bauingenieur Fredy Barth aus Wallhausen erläuterte sie dem Rat. Das Gutachten bescheinige der Straße über dem Gewölbe eine Tragfähigkeit von 16 Tonnen. Trotzdem sei eine seitliche Stabilisierung des Gewölbes mit Betonriegeln notwendig. Dazu müsste die Straße auf dem Gewölbe entfernt und später das Pflaster wieder eingesetzt werden. Die gesamte Konstruktion soll dann mit Bruchsteinen im Stil des jetzigen Gemäuers verblendet werden. Die Stufen hinunter in den Keller sollen erhalten bleiben. Das Gewölbe wird mit einen Eisengitter verschlossen, durch das man in den Keller hineinschauen kann. Pläne für eine spätere Nutzung, eventuell für Weinevents, müssten noch erarbeitet werden.
Doch was soll das alles kosten? Auch dazu hatte Ingenieur Barth Zahlen mitgebracht. Nach seinen Berechnungen seien für die Sicherung samt Stabilisierung des Gewölbes 66 500 Euro aufzubringen. Da allerdings zur Zeit im Bauwesen Hochkonjunktur herrsche und es bei Baumaterial zu Preissteigerungen um die hundert Prozent komme, könnten die Baukosten auch auf 82 000 Euro steigen: „In einem Jahr können wir noch einmal über die Preise sprechen.“ Es bestehe das große Risiko, dass die Gemeinde mehr Geld in die Hand nehmen müsse als ursprünglich geplant. Ein Förderantrag beim Land, der 43 000 Euro einbringen könne, sei bereits gestellt, enthält aber nicht die seitliche Stabilisierung. Dazu machte Barth die Gegenrechnung auf: Auch ein Zuschütten des Kellers ist nicht umsonst zu haben. Dafür veranschlagt er 35 000 Euro, die komplett von der Ortsgemeinde getragen werden müssten. Zuschütten oder erhalten – egal, wie sich der Rat entscheidet: Beides wird teuer für Mandel, und die Ratsmitglieder begannen zu rechnen.
Ortsbürgermeister Peter Schulz plädierte für die Erhaltung: „Es geht um ein Denkmal, das zum Ensemble von Schloss, Kirche und Pfarrhaus gehört. Wir sind in der Verpflichtung, dieses Denkmal zu erhalten und zu schützen.“ Er verwies darauf, dass sich das Gewölbe sehr gut in den neugestalteten Dorfplatz einfügt, der das Herzstück von Mandel werden soll: „Ich hätte es auch gerne billiger gehabt, aber anders ist es nicht machbar.“ Dem widersprach Marcus Baumberger: „Ich fühle mich diesem Keller nicht verpflichtet. Wir sollten gut überlegen, wofür wir das Geld ausgeben.“ Es wäre wohl besser gewesen, wenn man den Keller nicht entdeckt hätte. Beigeordneter Lars Birkigt warf ein: „Sollte die Maßnahme aus dem Ruder laufen, können wir sie immer noch stoppen.“
Verbandsbürgermeister Markus Lüttger gelang es dann, einen Lösungsvorschlag in den Rat zu bringen: Mandel solle die Sicherung des Kellers zwar ins Auge fassen und den Förderantrag beim Land stellen. Verzichtet werden soll jedoch auf einen vorzeitigen Baubeginn. Man solle erst einmal die Preisentwicklung abwarten und erst dann entscheiden, wenn auch die Förderzusage vorliege. Diesem Vorschlag schloss sich der Rat mit zwei Gegenstimmen an. Vorerst wird das Kellergewölbe nicht angetastet, also weder zugeschüttet, noch stabilisiert.