Mit einer Auftaktveranstaltung „Mandel in 2035“ hat die Arbeit an einem Dorferneuerungskonzept begonnen. Wichtigstes Anliegen: die Bürger sollen von Anfang an einbezogen werden.
Von Wolfgang Bartels
Eine große Chance für Mandel, das Dorf unter der Schlosskirche: Das Dorferneuerungskonzept, das zur Zeit mit den Bürgern gemeinsam erarbeitet wird.
(Foto: Wolfgang Bartels)
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MANDEL - Ein Bus fährt in die Zukunft – das ist die Aufgabe, die Dorfplanerin Nathalie Franzen in der voll besetzten Schlossberghalle stellt: „Stellen Sie sich vor, der Bus hält im Jahre 2035 in Mandel. Was sehen Sie dann?“ Ein Bürger-Café, kommt sofort die Antwort aus dem Publikum. Überall WLAN, meint ein anderer. Der nächste wäre zufrieden, wenn sich der Dorfplatz wirklich zu einem Treffpunkt der Generationen entwickelt. Kein Zweifel: Ganz Mandel liegt im Dorferneuerungsfieber. Die Auftaktveranstaltung in der Schlossberghalle soll den Startschuss geben für ein Jahr intensiver Diskussionen mit Jung und Alt, Eingesessenen und Neubürgern, Winzern und Geschäftsleuten – kurzum: möglichst mit allen 900 Einwohnern des Dorfes unter der Schlosskirche.
Mitte der 80er Jahre hatte sich Mandel schon einmal ein Dorferneuerungskonzept gegeben, doch das war irgendwann sanft entschlummert. Ortsbürgermeister Peter Schulz hat das alte Papier ausgegraben und will die Aufgabe noch einmal gründlich mit heutigen Maßstäben angehen, unterstützt von einem Planungsbüro. Auf den Hauptunterschied zwischen damals und heute macht Thomas Kruse von der Kreisverwaltung aufmerksam: „Früher wurde das Konzept einfach vom Rat verabschiedet, heute geht es nur, wenn die Bürger so breit wie möglich einbezogen werden.“ Dazu kommt, dass Mandel von der Landesregierung als Schwerpunktgemeinde anerkannt worden ist. Das heißt: Acht Jahre lang fließen Fördermittel aller Art bevorzugt nach Mandel. Mit einem Projekt wurde bereits vorzeitig begonnen: Der alte Dorfplatz wird zurzeit komplett umgestaltet. Der ganze Prozess wird von einer Dorfmoderation begleitet, um die Bürger zu beteiligen. Alle aktuellen Themen und Herausforderungen, angefangen von der demografischen Entwicklung über die Sicherung der Grundversorgung bis hin zu energetischen Fragen können dann im Dorf aufgegriffen werden.
Wunsch, dass die Bäckerei im Dorf bleibt
Nathalie Franzen beginnt die Auftaktveranstaltung damit, dass die Bürger nennen sollen, was ihrer Meinung nach Schwächen und Stärken des Dorfes sind – und in welchen Bereichen sich etwas verändern muss. Bei den Stärken werden das ruhige Wohnen und die Bäckerei im Dorf genannt. Aber da kommt gleich schon die Frage: Was passiert, wenn die Bäckerfamilie nicht mehr weitermachen kann? Und was ist mit der Gaststätte, die es noch gibt – aber keiner weiß, wie lange noch? Als Schwächen werden genannt: die missliche Bauplatzsituation, der schlechte Mobilfunkempfang und die unzureichende Busanbindung. Jemand wünscht sich einen öffentlichen Bücherschrank, wenn es schon keine Bücherei mehr gibt. Und was soll aus dem alten Rathaus werden, das irgendwie vor sich hin gammelt? Vielleicht könnte hier das Bürger-Café eingerichtet werden. Innerhalb einer halben Stunde hängt die Tafel der Moderatorin jedenfalls voll mit roten, grünen und gelben Zetteln. All das wird sie abschreiben – und daraus soll der weitere Fahrplan der Dorferneuerung werden.
Ein wichtiger Bestandteil der Dorferneuerung wird die Unterstützung privater Maßnahmen zur Sanierung von Häusern und zur Schaffung von Wohnraum in alten Gebäuden sein. Hier winken Zuschüsse in Höhe von 35 Prozent, maximal 30 000 Euro pro Maßnahme, wie Thomas Kruse erläutert. Er bot den Bürgern an, für eine individuelle Beratung bereitzustehen – „natürlich kostenfrei“. In den nächsten Wochen werden sich verschiedene Arbeitsgruppen zusammensetzen.
Sogar „Küchentischgespräche“ bietet Planerin Franzen an, „ganz individuell, wenn jemand sich nicht traut, eine Idee gleich vor einem großen Forum zu präsentieren“. Sie ermuntert die Mandeler noch einmal ausdrücklich: „Es geht darum, was Sie möchten, wohin sich Ihr Dorf entwickelt. Damit sich die Menschen auch noch im Jahr 2035 wohlfühlen in Mandel.“