Karl Peifer und Irene Barthel bringen Horror auf Leinwand
Krieg, Terror und Anschläge: Der Gutenberger Künstler Karl Peifer malt den täglichen Horror, seine Lebenspartnerin Irene Barthel verfasst lyrische Texte dazu.
Von Wolfgang Bartels
Irene Barthel und Karl Peifer zeigen ihr Gemälde einer syrischen Familie, deren Dorf von den Terroristen des Islamischen Staates zerstört wurde.
(Foto: Wolfgang Bartels)
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GUTENBERG - „Die Katastrophen kamen auf einmal so dicht, dass wir gesagt haben: Da müssen wir etwas tun.“ Irene Barthel (69) und Karl Peifer (67) taten etwas – mit ihren Mitteln. Er malte Bilder, sie verfasste Texte dazu. Peifer: „Ich konnte die tägliche Gewalt im Fernsehen nicht mehr ertragen. Krieg, Terror, Anschläge, vermeidbare Katastrophen. Immer wieder habe ich mich gefragt: Was haben wir eigentlich gelernt aus der Geschichte?“
Als Peifer das Foto einer Mutter aus dem Gazastreifen sah, die ihr totes Kind in den Armen hielt, war für ihn klar, dass er dieses Bild auf die Leinwand bringen muss: „Das ist zwar überhaupt nicht meine Richtung. Aber ich wollte diesen Schrecken festhalten. Da konnte ich nicht einfach umschalten zum Sport.“ Inzwischen ist eine ganze Serie entstanden, darunter das Bild einer syrischen Familie mit drei Kindern vor dem Hintergrund ihres zerstörten Dorfes. „Farben des Horrors“ heißt das kleine Buch mit Peifers Gemälden und der Lyrik seiner Lebenspartnerin Irene Barthel, in dem sie die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt festgehalten haben.
Die beiden mussten jedoch feststellen, dass kaum jemand ihre Bilder sehen will. Peifer berichtet von einem Galeristen, der Bedenken hatte, die Bilder in sein Schaufenster zu hängen: „Da vertreibe ich mir ja die Kunden.“ Doch jetzt scheint ein erster Durchbruch gelungen. Die beiden kommen gerade zurück aus Heidelberg, wo sie ihre Werke im Rahmen einer Matinée vorstellen konnten. Das Internationale Studienzentrum der Universität Heidelberg hatte dazu Studenten aus Israel, Afghanistan, Syrien und den USA eingeladen. Sie verfassten eigene Texte zu den Bildern Peifers und trugen sie in ihren jeweiligen Heimatsprachen sowie auf Deutsch vor. So hat ein syrischer Flüchtling, der Architekt Jawad Hesswany, einen Text verfasst, der Peifers Bild von der Explosion einer Moschee aufgreift. Er lernt zurzeit Deutsch, um seinen Beruf auch in Deutschland ausüben zu können, will aber sobald wie möglich zurück nach Syrien. Der Deutschamerikaner Nicholas Kevin More nahm dasselbe Bild zum Anlass für einen Text, der die zunehmende Verrohung der Menschen aufgreift, wodurch letztlich die Menschlichkeit auf der Strecke bleibe.
DAS BUCH
Irene Barthel/Karl Peifer, Farben des Horrors, Edition Federleicht, 60 S., 16,90 Euro, ISBN 978-3-946112-03-7
Irene Barthel steht noch völlig unter dem Eindruck der Heidelberger Veranstaltung: „Die Studenten waren betroffen von den Bildern. Es war eine ernste und aufmerksame Atmosphäre.“ Die beiden Gutenberger Künstler hoffen nun auf weitere Ausstellungen in der Region, haben jedoch erst einmal mit den Arbeiten zum Thema „Farben des Horrors“ abgeschlossen. Karl Peifers vorerst letztes Bild dieser Serie ist dem Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesh gewidmet, bei dem über tausend Menschen starben. Dazu Peifer: „Mich hat das nächtelang verfolgt. Ich habe es ja nicht nur gemalt. Das hat mich völlig bewegt und nicht mehr in Ruhe gelassen.“ Jetzt widmet er sich wieder seinen eigentlichen Themen als Kunstmaler: dem Spiel von Licht und Schatten, Landschaften, Blumen, Wälder. Auch seine Partnerin Irene Barthel ist der Meinung: „Wenn man das Ganze zu Papier gebracht hat, dann muss man auch loslassen.“ Sie arbeitet an ihrem Roman „Pappelallee“, der in Bad Sobernheim während der 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts spielt. Doch auf mehr Menschlichkeit in der Welt hoffen sie noch immer.