In Dalberg wurden vom zuständigen Entsorgungsunternehmen die Altglas-Container entfernt, weil der Lkw-Fahrer beim Abholen rückwärts fahren müsste. Wohin also mit den Glasabfällen?
Von Wolfgang Bartels
Altglas gehört in den Container. In Dalberg jedenfalls schafft es das Entsorgungsunternehmen Remondis aber nicht mehr, die Container zu leeren. Sie wurden ersatzlos abgebaut. Die Dalberger müssen ihr Glas nun in Nachbarorten entsorgen.
(Foto: Wolfgang Bartels)
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DALBERG - Alles redet von Recycling – und die Bürger des Burgfleckens wissen nicht mehr, wohin mit ihrem Altglas. Mitte Mai hatte der Abfallentsorger Remondis die Sammelcontainer entfernt, schon seit Jahresanfang wurden sie nicht mehr geleert. Als Begründung dafür nennt der zuständige Mitarbeiter Ulrich Clos von der Firma Remondis: „Der Lkw-Fahrer hat sich geweigert, weiterhin rückwärts vom Sammelplatz auf die Gräfenbachstraße zu fahren. Im fließenden Verkehr sei das zu gefährlich. Deshalb hat er gesagt: ‚Ich fahr nicht mehr‘.“ Über diese Aussage ist Ortsbürgermeister Dirk Ballhorn sehr erstaunt: „Wieso hat das denn zwanzig Jahre lang bestens funktioniert?“ Die Gemeinde hatte damals in Absprache mit den Entsorgern die Containerstandplätze betoniert und hergerichtet. Jetzt beruft sich Remondis auf eine angeblich neue Regelung der gesetzlichen Unfallversicherung, nach der Rückwärtsfahren von sperrigen Fahrzeugen so weit wie möglich vermieden werden soll. Sie sind aber nicht generell untersagt, wie Ballhorn aus seinem Berufsleben als Polizeibeamter weiß, zumal es ja technische Hilfen in Form von Rückfahrkameras oder Sensoren gibt. Dalberg ist sogar bereit, für die sechs Leerungen im Jahr einen versierten Einweiser mit Lkw-Führerschein zu stellen. Doch auf diese Vorschläge sei Remondis gar nicht eingegangen.
Als weiteres Argument, dass der Standplatz nicht mehr angefahren werden könne, führt Clos die Brücke über den Gräfenbach an, die laut Verkehrszeichen nur für eine Belastung von 3,5 Tonnen zugelassen sei. Dazu erklärt Ortsbürgermeister Ballhorn: „Die Sperrung für schwere Fahrzeuge beginnt eigentlich erst jenseits der Brücke, dort, wo die Befestigung des Weges aufhört. Die Brücke hat eine Tragkraft für 40 Tonnen, und die Gemeinde besitzt eine Ausnahmegenehmigung, dass die Brücke von Feuerwehr- und anderen schweren Fahrzeugen befahren werden darf. Dafür hat sich aber Remondis nie interessiert.“ Als Remondis damit aufhörte, die Container zu leeren, hatten sich Glasabfälle vor dem Container gesammelt. Es kam so weit, dass sich ein Kind an den Scherben verletzte. Doch statt die Container wieder zu leeren, baute Remondis sie ganz ab.
Die Kreisverwaltung erklärt dazu, sie habe mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun. Die Glasabfälle seien Bestandteil des Dualen Systems für Verpackungsabfälle. Für deren Entsorgung seien private Firmen zuständig und nicht der Abfallwirtschaftsbetrieb des Kreises. Es sei auch keine andere Gemeinde im Landkreis bekannt, in der es zu Problemen bei der Leerung der Glascontainer komme. Das Argument des schwierigen Rückwärtsfahrens kann man im Abfallwirtschaftsbetrieb jedoch nachvollziehen: „Auch bei uns wird immer wieder darüber diskutiert, wie gefährlich das Rückwärtsfahren ist. Eine Entscheidung dazu ist aber noch nicht gefallen.“
Remondis hat nun die Ortsgemeinde Dalberg aufgefordert, einen Ersatzstandort für die Glascontainer zu finden – eine Angelegenheit, die in der engen Ortslage gar nicht so einfach ist. Ein erster Vorschlag, so Bürgermeister Ballhorn, habe sich als problematisch erweisen, da der Standort direkt neben dem Spielplatz gelegen hätte. Und Glasscherben und Kinder vertrügen sich nun einmal nicht. Die Herrichtung eines neuen Platzes könnte samt Grundstückskauf und Herrichtung der Betonplatten bis zu 20 000 Euro kosten – wenn er denn gefunden würde.
Remondis-Mitarbeiter Clos kann dazu nur sagen: „Ein Alternativstandort wäre am besten. Aber irgendwo muss auch ein Wille da sein. Wenn ein neuer Platz gefunden ist, kommen die Container wieder hin.“ So lange das nicht der Fall ist, mögen doch die Dalberger ihre Glasabfälle in den Nachbargemeinden entsorgen.