Seit sieben Jahren fährt der Bürgerbus kostenlos Passagiere durch die Verbandsgemeinde. Nun feierten die Macher den 10 000. Fahrgast. Und verrieten, wie die Zukunft aussehen soll.
Von Stephen Weber
Lokalredakteur Bad Kreuznach
Rudi Möller fuhr 2012 die erste Tour mit dem Bürgerbus. Und sammelte nun auch den 10 000. Fahrgast ein: Edeltraud Piroth aus Langenlonsheim.
(Foto: Stephen Weber)
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LANGENLONSHEIM - Als Edeltraud Piroth am Dienstag in den Bürgerbus steigt, ahnt sie noch nicht, dass sie gerade Geschichte schreibt. Wie auch? Eigentlich will die 79-Jährige ja nur zum Rewe-Markt in Langenlonsheim: einkaufen. Auch ihr Fahrer, der Pensionär Rudi Möller, wittert nichts vom historischen Moment, der sich da in seinem Bus zuträgt. Klar, denn erst eine anschließende Auszählung ergibt: Edeltraud Piroth ist der 10 000. Fahrgast des Bürgerbusses der VG Langenlonsheim – ein Grund zum Feiern.
Vor der VG-Verwaltung parkt er deshalb an diesem regnerischen Morgen, der Bürgerbus. Marke VW, weißer Lack. Rund 100 000 Kilometer hat das sogenannte Busje schon runter, seit es am 12. Juni 2012 seinen Dienst aufgenommen hat – mit Rudi Möller am Steuer: „Ich bin von der ersten Stunde dabei, bin die allererste Tour gefahren“, erzählt der 76-Jährige. Wie Möller ist auch Edeltraud Piroth am diesem Morgen zur VG-Verwaltung gekommen. VG-Bürgermeister Michael Cyfka (CDU) und der Bürgerbusbeauftragte Ralph Hintz wollen ihr als 10 000. Passagierin eine Präsentkiste überreichen. Und sie wollen Bilanz ziehen. Nach sieben Jahren Bürgerbus.
Die VG Langenlonsheim war 2012 eine der ersten rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinden, die das ehrenamtliche Transportprojekt einrichtete. 31 Freiwillige, davon 21 Fahrer und zehn Telefonistinnen, kümmern sich aktuell darum, dass auch sieben Jahre später der Bürgerbus immer noch dreimal die Woche seine Gäste kostenlos durch die Verbandsgemeinde fährt. Eine „Erfolgsgeschichte“, wie VG-Bürgermeister Cyfka das Projekt in seiner Dankesrede bezeichnet.
BÜRGERBUS
Der Bürgerbus bietet Fahrten an jedem Dienstag, Mittwoch und Freitag an.
Fahrten können jeweils am Vortag zwischen 14.30 und 16.30 angemeldet werden unter Telefon 06704-9 29 39.
Das Angebot ist kostenlos.
Seit 2014 ist auch Edeltraud Piroth Teil dieser Erfolgsgeschichte. Als Stammkundin. Rund alle zwei Wochen nimmt die Langenlonsheimerin die Dienste des Bürgerbusses in Anspruch. Für Fahrten nach Bretzenheim oder zum Rewe-Markt. „Das ist wirklich praktisch, sonst müsste ich ja die schweren Tüten 15 Minuten bis nach Hause tragen.“ Und das packe sie inzwischen nicht mehr. Daher der Bürgerbus. „Während der Fahrten lernt man natürlich auch andere Passagiere kennen und unterhält sich nett mit ihnen“, sagt Edeltraut Piroth über die soziale Dimension des Angebots.
230 Stammkunden, die meisten davon Senioren, nutzen den Bürgerbus regelmäßig, der derzeit fünf Personen gleichzeitig transportieren kann. Demnächst könnten es allerdings mehr sein. Wie VG-Bürgermeister Michael Cyfka mitteilt, plant die VG-Verwaltung, einen neuen Transporter zu kaufen. Einen Mercedes mit acht Plätzen. „Der VG-Rat muss darüber allerdings noch abstimmen“, sagt Cyfka.
Abstimmen müssen sich nach der Fusion der VG Langenlonsheim und der VG Stromberg auch die Bürgerbusse der beiden Verbandsgemeinden. Denn in Stromberg gibt es ebenfalls ein gut funktionierendes ehrenamtliches Bussystem, den „Stromer“. Der Bürgerbusbeauftragte Ralph Hintz sagt über die Zukunft der beiden Angebote: „Zunächst einmal werden auch nach der Fusion die beiden Systeme wie gehabt weiterlaufen.“ Ob irgendwann einmal ein Bürgerbus von Langenlonsheim nach Stromberg fährt, das kann Hintz derzeit noch nicht beantworten. „Zunächst einmal wird das nicht passieren, da es sich wohl nicht lohnt.“ Im Laufe des Jahres werde es aber erste Gespräche zwischen beiden Anbietern geben.
Dann ist es soweit, Edeltraud Piroth nimmt ihre Präsentschachtel in Empfang, die sogenannte Langenlonsheimer Schatzkiste. Eine kleine Holzbox gefüllt mit regionalen Köstlichkeiten. Und weil die Kiste für Edeltraut Piroth zu schwer zum Tragen ist, springt ihr Rudi Möller zur Seite und lädt das Geschenk umgehend in den Bürgerbus. Edeltraud Piroth klettert hinterher. Denn: „Na klar, ich fahre Frau Piroth noch nach Hause“, erklärt Rudi Möller – und verabschiedet sich. Mitsamt Bürgerbus.