Wer bislang sein Restaurant nur abends offen hatte, hat in der Corona-Krise ein enorm großes Problem. Viele machen dicht, auch Jens Stempel in Windesheim.
Von Norbert Krupp
Küchenmeister Jens Stempel hat wegen der Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie sein Restaurant in Windesheim geschlossen. Immer mehr Zimmer in seinem Gästehaus bleiben unbelegt.
(Foto: Norbert Krupp)
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WINDESHEIM - Küchenmeister Jens Stempel gehört zu den Gastronomen im Kreis Bad Kreuznach, die von den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie besonders hart getroffen sind. Sein Restaurant, das auch von vielen Kunden der Windesheimer Winzer geschätzt wird, war bisher nur abends geöffnet. Doch im Kampf um einen langsameren Anstieg der Corona-Fallzahlen haben die Bundes- und Landesregierung verfügt, dass Speiselokale nur noch bis 18 Uhr geöffnet sein dürfen.
„Meine Frau und ich haben die ganze Nacht darüber nachgedacht, ob es Sinn macht, die Öffnungszeiten anzupassen oder unsere Speisen im Abholservice anzubieten. Aber wir sehen dafür absolut keine Nachfrage, weil wir unser Konzept so aufgebaut haben, unseren Gästen abends eine schöne Zeit zu bieten. Und das Essen, das ich frisch zubereite, kann man so auch nicht mitnehmen“, sagt der Gastronom. Zudem werde ein wichtiger Teil des Umsatzes durch den Absatz von Getränken generiert. Wenn dieser wegfiele, müsse er weit größere Mengen an Speisen absetzen, um dies zu kompensieren.
„Wir haben ganz kurzfristig alle Mitarbeiter über unsere Entscheidung informiert, dass unser Restaurant wegen der Corona-Krise bis auf Weiteres geschlossen bleibt“, berichtet Stempel, der potenzielle Gäste bereits auf der Homepage entsprechend in Kenntnis setzt. „Seit vergangener Woche gingen bei uns Stornierungen ohne Ende ein. Sämtliche Familienfeiern, darunter Kommunionen und Konfirmationen, bis in den Mai hinein wurden abgesagt“, berichtet Stempel. Bei der Schließung des Lokals habe man auch an den Schutz der Gäste und der Mitarbeiter gedacht: „Wir glauben, dass der Virus keine Uhrzeit kennt. Und wenn wir Gäste bitten müssen, sicherheitshalber ihren Namen aufzuschreiben, dann geht die Hälfte gleich wieder“, ist Stempel überzeugt und merkt an: „Die Menschen sollen soziale Kontakte meiden, aber die sind ja unser Geschäft.“
Weit weniger nachgefragt sind auch die Zimmer im Gästehaus, das Familie Stempel betreibt: „Die Wochenend-Buchungen von Feriengästen wurden alle storniert. Wir haben noch ein paar Handwerker und Monteure im Gästehaus, aber auch diese beginnen schon mit Stornierungen, weil auf ihren Baustellen Materialien fehlen, die nicht mehr geliefert werden können.“
Stempel rechnet damit, dass sein Umsatz total wegbrechen wird. Er hofft, dass ihn der Staat und seine Hausbank unterstützten werden, die durch das Coronavirus verursachte Durststrecke durchzustehen. „Wir haben gerade erst erheblich in unseren Betrieb investiert. Da muss man schon genau überlegen, ob ein weiterer Kredit Sinn macht, der ja auch zurückgezahlt werden muss.“ Stattdessen würde ihm ein Zuschuss eher helfen oder auch ein befristetes Aussetzen seines Schuldendienstes. Er hofft, dass die vorgesehenen Maßnahmen von Sparkasse und Volksbank auch seinem Betrieb helfen werden.
Grundsätzlich hat Stempel Verständnis für die einschneidenden Maßnahmen, die bisher von der Regierung im Kampf gegen Corona ergriffen wurden.