17 Obstgehölze müssen einem geplanten Neubaugebiet weichen. Deshalb plant die Gemeinde plant Warmsroth ein Naturschutzprojekt im Gemeindewald.
Von Sonja Flick
Die Warmsrother träumen von einem wunderbaren Naturschutzprojekt.
(Foto: Sonja Flick)
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WARMSROTH - Schmetterlinge tänzeln von Blume zu Blume, der Eichelhäher dreht entspannt seine Runden, und ein kleiner Igel schnüffelt genüsslich durchs Grün. Dieses Idyll sieht das angedachte Naturschutzprojekt „Warmsroth blüht auf“ vor, eine waldintegrierte Streuobstwiese, die inmitten des Gemeindewaldes Warmsroth entstehen soll.
Der Gemeindewald ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen und lockt viele Naturfreunde an. Die Fläche des angedachten Naturschutzprojektes liegt mit circa 0,6 Hektar inmitten dieses Bestandes. Der Arbeitstitel „Warmsroth blüht auf“ ist nahezu perfekt gewählt, denn das Projekt könnte auch das Gemeinschaftsgefühl der Warmsrother Bürger stärken – oder besser: es aufblühen lassen.
Rotwildzaun schützt vor Verbiss- und Schälschäden
Durch das Ernten der Früchte der bis zu 25 hochstämmigen Obstbäume, die auf der gesamten Fläche gepflanzt werden sollen, wird der Bezug zu regionalen Produkten ebenfalls gefestigt. Die 17 Obstgehölze, die die Gemeinde im Jahr 2016 auf eine Wiese nahe des Dorfes gepflanzt hat, und die aufgrund des geplanten Neubaugebietes entfernt werden müssen, stehen nun für das Projekt zur Verfügung und sollen die wenigen Birken, welche sich zuvor auf der Fläche verjüngt haben und entnommen werden, ersetzen. „Um Schäden wie Verbiss- sowie Schälschäden an den Obstbäumen zu verhindern, ist es zunächst notwendig, die Planungsfläche mit einem Rotwildzaun von zwei Meter Höhe einzuzäunen“, rät Lea Lorscheider von Landesforsten Rheinland-Pfalz in ihrem ausführlichen Projektbericht.
Die angedachte Stelle, die insbesondere für Kleinsäuger einen wichtigen Lebensraum darstellt, ist vollständig von Wald umgeben. Gesteinsstrukturen bieten für bedrohte Reptilien, wie etwa die Ringelnatter, wichtige Lebensräume. „Aus naturschutzfachlicher Sicht ist die Fläche sehr wertvoll und sollte in ihrem Jetzt-Zustand weitestgehend erhalten bleiben beziehungsweise ökologisch aufgewertet werden“, rät Lorschscheider. Und genau da sprechen die Bilder in der Projektbeschreibung für sich. Der Vergleich zeigt den aktuell unkontrollierten Wildwuchs wie auch den Blick in die Zukunft, die ein wahres Naturparadies verspricht.
Doch: Um dieses Paradies in den Wald zu bringen, sind hohe finanzielle Investitionen notwendig, die mit dem Sparstrumpf der Gemeinde nicht zu stemmen sind. Die Kosten belaufen sich auf über 10 000 Euro, wobei Arbeitsstunden in Form von freiwilligen Helfern reduziert werden könnten. Momentan liegt das Projekt „Warmsroth blüht auf“ zur Prüfung im Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten (MUEEF) vor. Ein Ergebnis, dieses über die „Aktion Grün“ des Umweltministeriums fördern zu lassen, steht nach letzten Informationen durch Landesforsten Rheinland-Pfalz noch aus. Sobald es eine Zusage von Fördermitteln gibt, möchte die Ortsgemeinde mit dem Projekt beginnen.
Streuobstwiesen geben Raum für artenreiche Wildblumenwiesen, die für Insekten wie Falter und Bienen lebensnotwendig sind. Und was Insekten zu ihrer Heimat erkoren haben, finden auch viele Vogelarten klasse. Die Baumkronen bieten außerdem ein tolles Plus für Kleinsäuger wie Fledermäuse oder Baum- und Gartenschläfer. Neben dem entstehenden Paradies, das Flora und Fauna erwartet, sind die zukunftsorientierten Nebeneffekte bemerkenswert, wie die Umweltbildungsfunktion für Schulen und Kindergärten in der Umgebung, zum Beispiel durch den Bau von Vogelkästen im Werkunterricht. Auch können Patenschaften zwischen Obstbäumen und Schulklassen entstehen.
Für Imker aus der Umgebung bietet sich die Möglichkeit, ihre Bienenkästen an einen regionalen, blütenreichen sowie pestizidfreien Ort zu stellen. Natürlich gehört ein bisschen Pflege auch dazu, der regelmäßige Schnitt von Obstbäumen ist ein Muss, um das Naturschutzprojekt auch über Jahre hinweg zu erhalten. Hier ist die Eigeninitiative der Warmsrother Bürger gefragt – um Schmetterling, Eichelhäher, Igel und Kollegen ein Zuhause zu erschaffen und so ganz nebenbei ein Naturparadies zu zaubern.