Thomas Müller besucht mit seinen beiden Frettchen den Schöneberger Gregorianmarkt. Die quirligne Jäger waren im Mittelalter eine Modeerscheinung.
Von Sonja Flick
Diese Gefährten gibt es nur im Dreierpack auf dem Schöneberger Gregorianmarkt – Thomas Müller alias Thomas vom Wald mit seinen Frettchen Fara und Kirran.
(Foto: Sonja Flick)
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SCHÖNEBERG - Zwei Wesen gab es auf dem siebten Schöneberger Gregorianmarkt, die sich sicher sind, dass die Mittelaltermärkte landein, landaus ihnen gehören. Fara, die Fahrende, und Kirran, der Dunkle. Beide ausgestattet mit einem kuscheligen Fell und einem beeindruckenden Gebiss. Seit zwölf Jahren besucht Thomas Müller alias Thomas vom Wald gemeinsam mit seinen Frettchen verschiedene Mittelaltermärkte. Der Frettchen-Papa, wie Müller von seinen mittelalterlichen Freunden augenzwinkernd bezeichnet wird, ist bei fünf bis sechs Lagern im Jahr fest dabei, bei weiteren auch als Gast, aber stets im Dreierpack mit seinen Frettchen. Bevor Fara und Kirran ihr Herrchen begleiteten, sorgten Fynn und Sygen als Gefährten für allerlei Aufmerksamkeit.
Fara und Kirran sind, wie wohl die meisten ihrer Artgenossen, zahm und weichen ihrem Ziehvater nicht von der Seite. Besonders bei den Kindern, die den Markt besuchen, sei die Liebe beim Anblick der quirligen Jäger sofort sehr groß. Wenn sie dann hören, dass die beiden Müllers Haustiere sind, wünschen sich die frisch Verliebten natürlich sofort eigene Frettchen. Die Kinder, die am vergangenen Wochenende die kleine Fara auf Müllers Arm entdeckt hatten, wollten die sechsjährige Frettchen-Dame zwar nicht gleich adoptieren, waren aber dennoch sehr von dem verschlafenen Wesen angetan. Ein Frettchen habe sie jetzt zum ersten Mal gesehen, meinte die junge Besucherin und streichelte Fara zaghaft über den Kopf.
Doch wieso hat Thomas vom Wald eigentlich Frettchen als Begleiter? Sollen das die Haustiere im Mittelalter gewesen sein? „Ja klar“, meint Müller. Bereits bei den alten Griechen und Römern waren die kleinen, vermutlich von den Iltissen abstammenden Tiere als perfekte Jagdhelfer auf Kaninchen bekannt. Durch ihren wendigen Körperbau passen sie selbst in engste Kaninchenbauten. Im Mittelalter waren Frettchen eine Art Modeerscheinung. Aber immer noch beliebte Jagdbegleiter und man hielt sie außer zur Kaninchenjagd auch zur Bekämpfung von Ratten und Mäusen. Heute werden die pelzigen Wesen kaum noch zur Jagd eingesetzt, ihre Aufgaben auf den Höfen haben da dann doch eher die Katzen inne. Wenn sie dennoch in eine Jäger-Lehre gehen, geschieht dies bei einem Falkner, um Wildkaninchen aus ihrem Bau zu treiben. Das sogenannte Frettieren, was in Deutschland nur mit Jagdschein erlaubt ist. Die meisten Frettchen erfüllen ihr Dasein allerdings als quirlige Haustiere. Da reicht es, niedlich zu gucken. Und das haben Fara und Kirran bis ins Detail perfektioniert.
Einen Jagdschein braucht Thomas Müller für seine beiden Jäger also nicht, da diese überwiegend Kinder- und Damenherzen jagen und diese auch im Nu erobern. Zumindest, wenn sie nicht gerade in den Beuteln, die an Herrchens Gürtel hängen, schlafen. „Und das können die beiden bis zu 22 Stunden am Tag“, lacht der Frettchen-Papa. Wenn es zu viel wird auf Herrchens Arm, mit den Bewunderungen und den Streicheleinheiten, verschwinden Fara und Kirran in besagten Beuteln.
Vom Trubel drumherum, den Gästen, mit oder ohne Hunde, den etlichen Musikern, die keine feste Bühne haben, sondern stets singend und spielend über den Markt wandern, den majestätischen Greifvögeln der Falknerei oder auch dem Gaukler mit seiner Feuershow, ließen sich die beiden da überhaupt nicht stören. Wieso auch? Denn das ist ihre Welt. Und schließlich gehört das alles nun mal dazu, zu ihrem Mittelaltermarkt.