Kreis Bad Kreuznach braucht mehr Tagesmütter und -väter
Die Wartelisten für einen Kitaplatz sind lang, weiß Tagesmutter Angelika Buldt. Sie geht bald in Rente und sucht eine Nachfolgerin. Welche wichtige Lücke die Betreuung schließt.
Von Helena Walheim
Lokalredaktion Bad Kreuznach
Bobbycar, Rutsche und jede Menge Spielsachen: Nicht nur der Garten von Tagesmutter Angelika Buldt ist ein regelrechtes Paradies für Kinder. Auch die Einliegerwohnung in ihrem Langenlonsheimer Wohnhaus hat sie ganz nach den Bedürfnissen ihrer jungen Tagesgäste eingerichtet.
(Foto: Helena Walheim)
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LANGENLONSHEIM - Ein Bällebad im Wohnzimmer, überdimensionale Softbausteine, jede Menge Spielsachen und ein Spielhäuschen mit Rutsche im Garten – das reinste Kinderparadies. Bei Angelika Buldt ist alles kindgerecht und auf Augenhöhe für ihre kleinen Schützlinge eingerichtet, die sie täglich bei sich in der Einliegerwohnung ihres Langenlonsheimer Wohnhauses betreut. Draußen spazieren gehen, im Garten sitzen, während die Kinder im Sandkasten spielen. „Es ist eine so schöne Arbeit. Es macht mir Spaß, auf die Kinder individuell einzugehen, mir Zeit zu nehmen“, erzählt die gelernte Erzieherin, die inzwischen seit acht Jahren als Tagesmutter arbeitet. Doch Ende Mai nächstes Jahr ist es für die 64-Jährige an der Zeit – dann will sie endgültig aufhören.
Belastung für Eltern, Kinder und Betreuer
Die untere Etage würde dann also freistehen. Am liebsten wäre es der Tagesmutter aber, wenn das nicht lange so bliebe. „Es ist alles da und könnte nahtlos weitergehen“, sagt die Langenlonsheimerin. Eine Nachfolgerin hat sie bislang allerdings nicht gefunden, weshalb sie ihr Angebot gerade auch noch länger anbietet als ursprünglich geplant. „Wenn sich jemand finden würde, der an meiner Stelle übernimmt, dann müsste ich den Eltern jetzt nicht absagen“, sagt Buldt. „Es bräuchte dringend mehr Tagesmütter.“
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KONTAKT
Wer sich vorstellen könnte, die Tagesbetreuung in den Räumen von Angelika Buldt fortzusetzen, der kann sich für weitere Informationen direkt an die Tagesmutter aus Langenlonsheim wenden, per Mail an: angelika.buldt@rhein- nahe.com
Auch Franz Uwe Becker, Amtsleiter des Kreisjugendamts, kann das bestätigen. 2021 seien es 66 Kinder gewesen, die im Kreis einen Tagespflegeplatz in Anspruch genommen hätten. Die Nachfrage sei aber insgesamt deutlich größer. Die könne von den Personen, die Tagesbetreuung anbieten, nicht abgedeckt werden. Aufgrund der Wartezeiten in den Kitas würden noch viel mehr Eltern Anspruch auf einen Platz in der Tagespflege beanspruchen – wenn es denn ein größeres Angebot gäbe. Zwar bieten die Jugendämter von Stadt und Kreis regelmäßig Schulungen an, um weiteres Tagespflegepersonal auszubilden, doch es seien verhältnismäßig wenige, die danach tatsächlich als Tagesmutter oder -vater arbeiten wollen.
Auch Angelika Buldt hat damals so einen Kurs absolviert. Hat es damals zu Beginn ihrer Selbstständigkeit fast ein Jahr gedauert, bis das Angebot richtig angelaufen ist, so kann die Tagesmutter heute gar nicht mehr alle Anfragen annehmen. In der Regel betreut sie Kinder unter zwei Jahren. Zu ihr kommen nicht nur Familien aus dem Kreis Bad Kreuznach und dem Stadtgebiet, sondern teils auch aus dem Nachbarlandkreis Mainz-Bingen. Nicht erst seit der Kita-Novelle spürt sie einen dauerhaften Anstieg der Nachfrage. Der Trend zeichnete sich bei ihr bereits in den Jahren davor ab. Oft sind es junge Familien, die die Hilfe von Buldt in Anspruch nehmen. Mal durch die Jugendämter vermittelt, mal aus eigener Initiative. „Es ist nicht mehr immer so, dass die Großeltern zur Verfügung stehen“, sagt die Tagesmutter. „Manche sind selbst noch berufstätig, andere wohnen weiter weg. Früher war das anders, da blieben die Familien meist am gleichen Ort.“
Zeit zum Überbrücken
Manche Mütter hätten Angst, ihren Job zu verlieren, weil sie keinen Kita-Platz für ihr Kind bekämen, berichtet Buldt. Nicht alle Arbeitgeber seien den Eltern gegenüber so verständnisvoll. So schwer es der 64-Jährigen dann auch fällt, absagen muss sie ihnen trotzdem. Denn die Tagesmutter kann nicht mehr Kinder aufnehmen, wie sie guten Gewissens betreuen könnte. Gerade die jüngeren Kinder können wenig selbstständig. Sie müssen also nicht nur beschäftigt, sondern auch gefüttert, gewickelt und zum Mittagsschlaf ins Bettchen gebracht werden. Derzeit stehen etwa sechs Kinder auf ihrer Warteliste, höchstens fünf könnte sie zeitgleich betreuen. Nicht selten komme es vor, dass für diese Kinder dann doch plötzlich ein Platz in einer Kita frei werde oder das Jugendamt anderweitig einen Betreuungsplatz organisieren könne. Es gibt aber auch die anderen Fälle. „Manche Kinder sind sehr viel länger hier, als es geplant war“, erzählt Buldt. Sollte das Kind ursprünglich im Mai in die Kita kommen, wurde es auch schon auf einmal September, bis es tatsächlich so weit war.
Doch die nächsten Kinder auf der Liste warten schon. Wenn sich der Kitastart des einen Kindes dann unerwartet verzögert, bringt das auch die Planung der Tagesmutter durcheinander. Denn im Stich lassen möchte sie keine Familie, die auf ihr Angebot angewiesen ist. „Diese Ungewissheit ist auch für die Eltern belastend, nicht zu wissen, wann ihr Kind in die Kita gehen kann“, sagt die Langenlonsheimerin.
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Dieser Artikel wurde ursprünglich am 06.08.2022 um 02:00 Uhr publiziert.