Mittelalterliches Spektakel in Pfaffen-Schwabenheim
Das Klosterfest lockt die Zuschauer mit authentischen Darstellern auf die Festwiese. Das lässt sich auch die lokale Politikprominenz nicht entgehen.
Von Heidi Sturm
Da kracht’s: Die Männer und Frauen boten Vollkontakt-Ritterkampf in historischen Rüstungen.
(Foto: Heidi Sturm)
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PFAFFEN-SCHWABENHEIM - Die wochenlangen Vorbereitungen der Helferschar wurden belohnt: Schon am frühen Samstagnachmittag strömten zahlreiche Gäste zur Festwiese, um die Eröffnung des mittelalterlichen Klosterfests mit traditionellem Einzug der Ritter, Gaukler, Händler und viel fahrendem Volk zu bewundern. „Das ist jetzt schon prächtig besucht und wird heute Abend noch viel voller“, freute sich Hausherr Graf Walram von Sponheim alias Vorsitzender Norbert Theis von der ausrichtenden Fördergemeinschaft. Da traf es sich gut, dass VG-Chef Marc Ullrich als Anerkennung für das Engagement spontan die Sperrstunde „bei diesem Highlight im VG-Veranstaltungskalender“ aufhob und dem jubelnden Volk zurief: „Feiert bis es euch zu kalt wird“. Da flossen natürlich die edlen Weine und das eigens gebraute Klosterbier, bis der Nachtwächter etliche Runden gedreht hatte. Viel Lob gab es auch von anderen Gästen: Bundestagsabgeordnete Antje Lezius, die grade vom Idar-Obersteiner Edelsteinschleifermarkt kam, freute sich, dass in der Heimat der Bär steppe und nicht – wie in Berlin immer behauptet – „do unne bei euch nix los ist“.
Auch Landrätin Bettina Dickes war stolz, wie hier die Geschichte der Heimat mit viel Engagement lebendig gehalten wird. Herold Chnutz vom Hopfen, der mit launigen Worten durch die Festtage führte, hatte für Hans-Peter Haas eine ganz besondere Begrüßung: „Spendet ihm viel Handgeklapper – bevor er die Steuern erhöht.“
Der Ortschef war aber freigiebig und sparte nicht mit Lob: Er sprach von einer wahren Meisterleistung von Norbert Theis, dem es gelinge, Jahr für Jahr zusätzliche Helfer zu gewinnen, damit dieses längst überregional bekannte Fest noch attraktiver werde. „Wir wollen Geschichte und Kultur für alle Menschen erlebbar machen“, betonte Theis. Daher werde auch kein Eintritt verlangt. Der schönste Erfolg ist für ihn die Jugendbauhütte, die den Bau der Klosterkirche nachvollziehbar macht: Kinder konnten ausprobieren, wie etwa Gewölbebau funktioniert oder ein Kirchendach gedeckt wird.
REDEWENDUNG
Beim Ritterturnier erläuterte Chnutz vom Hopfen die Herkunft der Redewendung „in die Schranken weisen“. Sie stammt vom Kampfplatz, der durch Holzbalken (Schranken) abgesteckt wird. Beim Aufbau konnte sich der Herold einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen: „In 500 Jahren wird euch die Deutsche Bundesbahn beneiden, dass ihr dafür kein Jahr benötigt.“
Nach dem Einmarsch ging es richtig zur Sache: Die Kämpfer der Eisenliga zeigten mit viel Geschepper Vollkontaktkämpfe in historischen Rüstungen, bei denen sie sich gegenseitig Äxte, Schwerter oder die Schilder auf die Helme donnerten. Die Ritter vom Selztal boten als Gottesurteil ein „Thurney“ zu Pferde, mit dem die vermeintliche Hexe Natalie wieder ihre Ehre herstellte. Bruder Matthias hatte wohl zu tief ins Glas geschaut, als er sie beim Entzünden eines Feldes gesehen haben wollte. Da wurde er zum Abschluss auf ein Bierfass gestellt und vom heran reitenden „Weibsbild“ mit der Lanze heruntergestoßen. Mittelalterliche Musik und VHS-Theater, Fackelzug und Feuerzauber, viel Gaukelei und munteres Markttreiben sorgten außerdem für Unterhaltung beim zünftigen Feiern. Höchst interessant war auch ein Besuch im großen Ritterlager, wo zahlreiche Mittelalterfans ihr Hobby zelebrierten und den Gästen Einblicke gewährten. Reichsgraf von Leiningen, dargestellt von Thomas von Strzemieczny – auch 2019 ein echter Graf – präsentierte mit Uhu Irene und dem amerikanischen Habicht Paula zwei Greifvögel aus seiner Jagdfalknerei. Ab dem 14. Lebenstag werden die Tiere im Falkengarten hinter seinem Haus von ihm ausgebildet, mit seinen Vögeln ist er praktisch 24 Stunden zusammen. Die prächtige Uhu-Dame kann mit Fängen wie ein Schraubstock Beute bis zur Rehkitzgröße schlagen, wird aber nur für die Hasen- und Kaninchenjagd eingesetzt. Die Gäste des Klosterfests hatten vor Irene allerdings nichts zu befürchten.