Illegal Müll entsorgt in Neu-Bamberg und Frei-Laubersheim
Von Stephen Weber
Zentraler Reporter
Bilder gemacht und die Kreisverwaltung informiert – nur Zeugen gibt es keine. Foto: Konny König
( Foto: Konny König )
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NEU-BAMBERG/FREI-LAUBERSHEIM - Ob Marc Ullrich ein Vogelfreund ist, lässt sich nicht feststellen – wohl aber, dass er derzeit einen ziemlichen Brass auf Schmutzfinken und Dreckspatzen hat. Denn wenn er an die vergangene Woche zurückdenkt, benutzt er Ausdrücke wie „verwundert“ und „verärgert“. Ullrich ist Ortsbürgermeister von Neu-Bamberg, gleich zweimal ist seine Gemeinde binnen weniger Tage Ziel illegaler Müllentsorgung geworden. Als er zwischen alten Küchenschränken, einer Matratze, Radio, Fernseher, sogar einer Sattelitenschüssel steht, fragt er sich, wer so etwas macht, und wieso überhaupt? „Das Zeug kann man auch kostenlos vom Sperrmüll abholen lassen“, umreißt Ullrich den Irrsinn.
300 Fälle pro Jahr, 120 000 Euro Kosten
Illegale Müllablagerungen sind ein Problem im Landkreis. 300 Fälle verbucht die Kreisverwaltung durchschnittlich pro Jahr. Kostenpunkt: 120 000 Euro. Wie in einem Agententhriller laden die Täter in nächtlichen Aktionen ihren Unrat ab – auf Privatflächen oder Gemeindegelände. Wie im Fall Neu-Bamberg. Drei Tage lang, von Dienstag bis Donnerstag, haben Unbekannte ihren Haushalt am Altglascontainer an der Reithalle mitten im Ort aufgelöst. Zeugen gibt es keine. „Allerdings hat jemand einen weißen Pritschenwagen Donnerstagmorgen gesehen, aber kein Nummernschild“, sagt Ullrich.
Doch: Es gibt eine weitere Spur, Fährtenleserei im Müllsatz. Auf einem der Küchenschränke, Baujahr 95, sei eine Auftragsnummer notiert. „Wir stehen mit dem Möbelhaus in Kontakt, ob es dazu noch Unterlagen gibt“, so der Ortsbürgermeister. Hoffnung habe er allerdings wenig.
Bilder gemacht und die Kreisverwaltung informiert – nur Zeugen gibt es keine. Foto: Konny König Foto: Konny König
Vermutlich in nächtlicher Geheim-Mission entsorgt: illegaler Sperrmüll in Neu-Bamberg. Foto: Konny König Foto: Konny König
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In den kommenden Tagen soll ein Gemeindemitarbeiter beauftragt werden, den Unrat zu entfernen. Eine Arbeitszeit von vier Stunden, die an anderer Stelle im Ort dann fehlt. „Vorher kommt die Kreisverwaltung und wird den Fall aufnehmen“, legt Ullrich das Kapitel zum Altpapier.
Interessant: Vor einer Woche ist die Kreisverwaltung bereits schon einmal da gewesen. Denn da hat die Gemeinde an einem Wanderweg in ihrer Gemarkung illegal abgeladenes Baustyropor entdeckt. Eine ganze Transporterladung im Kletterberg Richtung Hof Iben, große Platten, 1x1,5 Meter, diesmal Privatgelände. „Deshalb hat der Wertstoffhof es kostenlos abgeholt“, sagt Ullrich. Die Gemeinde hat Anzeige gegen Unbekannt gestellt.
WERTSTOFFHOF
Der Abfallwirtschaftsbetrieb Bad Kreuznach (AWB) holt auf Anruf kostenlos den Sperrmüll ab unter Telefon 0671-8 03 19 80.
Der Wertstoffhof ist An der Sandmühle 1 in Bad Kreuznach – gegenüber von Michelin auf dem Gelände des Kompostwerks.
Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag, 8.30 bis 16 Uhr, mittwochs bis 18 Uhr. Am Samstag hat der Hof geöffnet von 8.30 Uhr bis 13.30 Uhr.
Es ist nicht die erste illegale Baustoff-Entsorgung im Landkreis diesen Sommer, wie die Kreisverwaltung bestätigt. Vor sechs Wochen ist in Frei-Laubersheim eine Drei-Kubikmeter-Ladung Schutt an der Mockenhalde im Nagelberg entdeckt worden. Heinz Bergmann, Ortsbürgermeister von Frei-Laubersheim, sagt: „Wir haben Bilder gemacht und umgehend die Kreisverwaltung informiert.“ Ein Gemeindearbeiter ist zweimal ausgerückt, um mit einem Anhänger den Bauschutt zu wegzukarren.
Ob es eine Verbindung zwischen den Aktionen gibt, will die Kreisverwaltung nicht beantworten. „Möglicherweise besteht ein Zusammenhang, Hinweise dafür gibt es aber nicht“, heißt es in einem Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt. Zwar habe es in Frei-Laubersheim Indizien gegeben, die sich allerdings nach weiteren Ermittlungen nicht erhärtet haben. Weder Polizei noch Kriminalinspektion beteiligen sich bei der Suche nach den Tätern. „Sie werden nur aktiv, wenn es sich bei den abgelagerten Abfällen um gefährliche Abfälle handelt und somit ein Straftatbestand erfüllt sein könnte.“
Wird also ungefährlicher Müll heimlich nachts abgeladen, müssen die Gemeinden also auf die Aufmerksamkeit der Anwohner bauen. Neu-Bambergs Ortsbürgermeister Ullrich will das Thema zudem im Gemeinderat ansprechen und einen Aufruf im Amtsblatt drucken lassen. „Wir suchen immer noch Zeugen, wer etwas gesehen hat, soll sich melden.“ Ullrich hofft, dass die Spatzen von den Dächern die Schmierfinken verpfeifen.