ALARMIERUNG
Von einem Problem wird auch die Feuerwehreinheit Hallgarten nicht verschont – die mangelhafte Tages-Alarmbereitschaft.
Für Wehrführer Gregor Lucas ist das „ein politisches Problem!“ Die Entschädigung für die Arbeitgeber sei viel zu gering und ersetze nicht einmal die Unkosten. Bei Handwerksbetrieben zum Beispiel kommen neben dem Ausfall des Mitarbeiters bei Einsätzen auch der Aufwand hinzu, etwa Kundentermine abzusagen und neue zu vereinbaren. Der Imageverlust beim Kunden darf auch nicht unterschätzt werden. „Das ist mit 26 Euro nicht abgedeckt“, betont Lucas.
Noch etwas wünschen sich die Wehrleute in Hallgarten: Digitale Rufmelder für alle. Nur 40 Prozent von ihnen sind damit ausgestattet. „Der Rest der Kameraden läuft, weil die Sirene läuft, weiß aber nicht, warum.“
HALLGARTEN - Oje! Luc (8) war vom Fahrrad gestürzt und auch noch von einem Auto angefahren worden. Der neunjährige Noah leistete sofort Erste Hilfe – neugierig beobachtet von Lorena und Luna (beide 6). Zum Glück war diese Szenerie nur gestellt. Aber die so genannte „Kleine Erste Hilfe“ ist Teil der Übungsstunden der Bambini-Feuerwehr in Hallgarten um Martin Klein, unterstützt von Jasmin Kaul.
39 Männer und Frauen sind aktiv dabei
Die Minis in Hallgarten nennen sich „Feuerengel“, und nicht nur Luc, Noah, Lorena und Luna gehören zu den Jüngsten in der großen Feuerwehrfamilie in der Nordpfalzgemeinde. Insgesamt sind es 14 „Engelchen“, die sich für die Feuerwehr interessieren. Beeindruckend ist aber besonders die Zahl der Aktiven: 39 Männer und Frauen engagieren sich ehrenamtlich in einem Dorf mit weniger als 800 Einwohnern.
Um eine solch imponierende Mannschaft zu begeistern, muss man schon „die Oil drehen“, gibt Wehrführer Lucas Jost zu. „Oil“ ist Helljerter Dialekt und bedeutet Orgel. Interessant ist, dass im Team auch sechs Seiteneinsteiger sind. Etwa Martin Klein, der mit 45 Lenzen vom Feuerwehr-Virus angesteckt wurde. „Über die Bambini-Arbeit“, so Lucas Jost. Zuerst hatte Martin Klein Erzieherin Jasmin Kaul bei den Übungsstunden der Feuerengel geholfen, in denen Feuerwehrtechnik nicht an vorderster Front steht. Auf die Frage von Lucas, ob er sich vorstellen könnte, sich in der aktiven Wehr zu engagieren, folgten ein „Ja“ und viele Lehrgänge. Jetzt ist Martin Klein Truppführer und besitzt den Jugendleiterschein.
Quereinstieg über den Erste-Hilfe-Kurs
Oder Peter Conrad. Dem hatten die Ersten-Hilfe-Kurse so gut gefallen, dass er nach zwei Abenden fragte: „Kann ich bleiben?“ Er hörte natürlich kein „Nein“. Was Lucas aber auch betont, ist die Rücksichtnahme auf persönliche vermeintliche „Schwachstellen“. „Jeder soll sich selbst einschätzen und muss ehrlich sein.“ Lucas meint damit: Wenn jemand nicht schwindelfrei ist oder kein Blut sehen kann. „Es gibt auch andere Tätigkeiten, so dass im Prinzip jeder in der Feuerwehr aktiv sein kann.“
Zu den „Geheimrezepten“, eine so imposante Truppe von Brandschützern auf die Beine zu stellen, gehört aber auch die große Akzeptanz im Dorf, wissen Gregor Lucas und sein Stellvertreter Marcus Jost. „Wir sind viel präsent.“ Die Liste ist lang und reicht vom Einsammeln der Weihnachtsbäume, dem Tag der offenen Tür über das Haxenessen bis hin zur Mithilfe bei Aktionen der Gemeinde. Auch als der Vorplatz der Nordpfalzhalle gepflastert wurde, waren Aktive, Minis und Mitglieder der Jugendfeuerwehr dabei.
Zu den Geheimnissen für ein so toll funktionierendes „Feuerwehrwesen“ zählt aber in hohem Maße die Geselligkeit, unterstreicht Lucas. Als 2002 das neue Feuerwehrgerätehaus plus Mannschaftsraum gebaut wurde, „ging es aufwärts“, blickt Lucas lächelnd auf den Anfang des Feuerwehr-Booms zurück.
Auch wenn in der Bambini-Wehr 60 Prozent spielerische Elemente die Übungsstunden bestimmen, für Luc, der sich ganz fix von seinen „Verletzungen“ erholt hatte, möchte später einmal zu den Aktiven gehören. Luna wartete sehnsüchtig auf ihren 6. Geburtstag, um endlich zu den Feuerengeln gehören zu können, denn ihre Brüder Juliano und Joel sind in der Jugendwehr. „Vorbelastet“ ist auch Lorena, weil der Papa bei den Aktiven ist und ihre Schwester Mariella in der Nachwuchswehr. In der Jugendwehr für Mädchen und Jungen zwischen 10 und 16 Jahren, die von Helmut Jost und Martin Klein geleitet wird, nimmt der Prozentsatz über feuerwehrtechnisches Wissen zu. Nur noch die Hälfte fällt in die Rubrik „Bespaßung“. „Helfen und anpacken“ ist die Motivation für Ian (13), Mitglied der Nachwuchswehr zu sein, die durch den Aufstieg von fünf jungen Menschen zu den Aktiven momentan auf zehn geschrumpft ist.
Lilly (10), erst seit Oktober dabei, interessiert sich besonders dafür „wie alles funktioniert“. Joel (13), der vor allem die Gemeinschaft schätzt, leugnet es gar nicht: Quatsch machen mit seinen Freunden macht er gerne. „Aber meistens passe ich auf.“ „Schön zu wissen, dass aus einem Hobby später Einsätze werden, um Leute zu retten“, war für Catharina (13) und Lena (11) der Impuls, sich zum Feuerwehrnachwuchs zu gesellen.
Im Durchschnitt acht Einsätze verzeichnet die Hallgartener Wehr im Jahr. Bei weniger als der Hälfte handelt es sich um Brände. Der Rest sind technische Hilfeleistungen samt Rettung der Katze vom Baum. Was Lucas beklagt, ist die Zunahme von Kaminbränden, da die Öfen oft nicht korrekt befeuert werden.